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Saftige Preise fürs Grünzeug

Handel. Gemüse und Obst ist in diesem Frühjahrwesentlich teurer als in den Vorjahren. Wirddeshalb darauf verzichtet?

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Von Ute Himmer undIris Schmidt

Für eine Salatgurke 1,10 zahlen – und zwar keine Mark, sondern Euro? Ein Auszeichnungsfehler? Nein! Wer frisches Gemüse und Obst liebt, muss in diesem Frühjahr tief in die Tasche greifen. Ob Broccoli , Kopfsalat, Eisbergsalat – nur selten waren Gemüse und Obst so teuer wie jetzt. Was Tomaten, Gurken, Salat und Co. kosten, interessiert die Kunden mehr denn je. Ähnlich ist es mit Blumenkohl, der häufig aus Frankreich kommt. Gestern kostete er in einem Radeberger Supermarkt 1,20 Euro, in einem Gemüsegeschäft am Markt 99 Cent. Da spürt der Geschäftsmann schon ein gewisse Kaufzurückhaltung. Deshalb werden vor allem kleinere Mengen gekauft oder bestimmte Sorten überhaupt nicht. Im Neustädter Kaufland gab es zunächst den Blick aufs Preisschild. Immerhin war dort der Eisbergsalat im Preis reduziert.

Auch Händler beklagen Preise

Gestern waren auch die Gebrüder Hecht, wie an jedem Markttag, wieder in Radeberg mit Zelt und Stand vertreten. Auch bei ihnen haben im Vergleich zum Vorjahr die Preise angezogen. Dennoch versuchen sie, an ihre Kunden einen pekuniären Vorteil weiterzugeben. Da kosten drei einheimische Gurken nur zwei Euro und viele greifen zu. „Wir haben 6 000 Quadratmeter unter Glas und Folie, da sind wir variabel und nicht nur auf ausländische Waren angewiesen“, sagt der Chef mit dem Basecap. Im Großhandel muss der Händler für das Stück noch immer mehr als einen Euro hinlegen. Mit dem Blumenkohl sei es auch nicht anders.

Bei dem Stichwort winkt auch Alexander Keyl regelrecht ab. Der Dresdner Händler bietet in der Region Obst und Gemüse an. Er hatte nur einige wenige Blumenkohlköpfe dabei. Die wird er wohl wieder mitnehmen, vermutet er. Bei einem Einkaufspreis von mehr als 1 Euro bleibt ihm nicht viel Spielraum, um seinen Kunden entgegenzukommen. „Ich schaue schon sehr nach dem Preis,“ sagt Dorothea Mehnert aus Kleinröhrsdorf. Sie geht gern zum Vietnamesen am Radeberger Markt einkaufen und kennt die Preise aus dem Effeff. „Hier sind die Äpfel meist günstig mit 99 Cent oder auch der Blumenkohl“. Sie bevorzugt Äpfel aus einheimischer Produktion, aber auch Kiwi und Pampelmuse. Sie achtet auf die gesunde Ernährung, und reichlich Vitamine. Auf Pillen und Brausetabletten mit speziellen Vitamincocktails mag sie nicht umsteigen. „Und es ist doch bekannt, dass es einfach gesünder ist, richtiges Obst zu essen“, sagt Dorothea Mehnert. John Scheller, Chef im Edeka-Markt in Radeberg, spürt auch, dass die Leute ihr Geld zusammenhalten. „Es gab eine gewisse Kaufzurückhaltung“, sagt er. Aber er weiß, dass seine Kunden die hohen Preise auch mit einem gewissen Maß an Verständnis mitgemacht haben. „Sie wissen, dass hier kein Konzern abzocken wollte, sondern es am Wetter in Spanien lag.“ Und Angebot und Nachfrage haben eben ein bestimmtes Verhältnis, bedingen sich. Das schlägt sich dann eben im Preis nieder, so der Geschäftsmann aus dem Supermarkt. Aber die Talsohle sei wohl durchschritten. „Die Preise gehen zurück, und die Leute kaufen auch wieder mehr am Obst und Gemüsestand“, sagt John Scheller.

Das Wetter ist schuld

Diese Meinung bestätigt auch Karl-Dieter Wasmund. „Der strenge und lange Wintereinbruch, mit Schnee und Eis bei uns und Kälte und Regen in Südeuropa, ist schuld“, erklärt der Mann von der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) in Bonn. Ob Deutschland, Italien, Frankreich oder Spanien, die Probleme sind fast überall die gleichen. Die niedrigen Temperaturen lassen Obst und Gemüse langsamer wachsen, schlechtes Wetter behindert die Ernte. Die Folge: Die Erträge sind überall geringer ausgefallen. Das Angebot ist knapper und wird deshalb für den Verbraucher logischerweise auch teurer, heißt es weiter aus Bonn.