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„Sag dir immer: Du schaffst das!“

Franz Reus aus Burgneudorf will stärker sein als der Lungenkrebs. Er bekämpft ihn mit Optimismus.

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© HY-photo Gernot Menzel

Von Jana Ulbrich

Lautstark preist Franz Reus seine Bratwurst an: echte Spremberger! Keine aus Thüringen! Und sogar geräuchert! Diese Wurst, grinst Reus, die gibt’s nur bei ihm, hier an dieser Imbissbude an der Ortsdurchfahrt von Burgneudorf an der Spree. Der Brummifahrer, dem er sie gerade in die Hand drückt, ist für diese Wurst extra von der B 97 abgebogen. Er ist Stammkunde bei Franz Reus und froh, dass es ihn und seinen Imbissstand wieder gibt.

Es hat eine Weile nicht danach ausgesehen. Als die Ärzte vor zwei Jahren den Lungenkrebs feststellen, geben sie Franz Reus keine gute Prognose: Der Tumor ist größer als ein Tischtennisball. Eine Operation erweist sich als zu großes Risiko. Also Chemotherapie in Hardcore-Version: sechs Serien, höchste Dosis. „Das ist die Hölle“, erzählt Franz Reus. Ihm ist ständig übel, er hat kein einziges Haar mehr am Körper, er schafft es gerade so vom Bett zum Bad und zurück. Er spürt die Nerven an Händen und Füßen nicht mehr. Und der ganze Körper riecht nach Chemie. Alles riecht nach Chemie. Sogar das bisschen, was er essen kann, schmeckt chemisch.

Nach der dritten Chemotherapie hat der Tumor nur noch Erbsengröße. Nach der letzten ist er weg, die Ärzte finden auch keine Metastasen. Sicherheitshalber folgen trotzdem noch 25 Bestrahlungen – auch mit den üblichen Nebenwirkungen wie Schluckbeschwerden und verbrannter Haut auf dem Rücken. Franz Reus ist völlig am Ende. „Ich war acht Monate lang ein Pflegefall“, sagt der 58-Jährige heute.

Dass er jetzt wieder hier in seiner Imbissbude steht und Scherze macht, das ist für ihn kein Wunder, sagt er. Vielmehr das Ergebnis der ärztlichen Behandlung, an die er fest geglaubt und der er vertraut hat.

„Man muss aber auch fest an sich selber glauben“, ist Franz Reus überzeugt, „dann hat man die größten Heilungschancen.“ Er hat sich einen Optimismus zugelegt, der Zweifel gar nicht erst zulässt: „Sag dir immer: Du schaffst das!“, ist sein Motto, wenn er sich morgens im Spiegel sieht. Galgenhumor hat ihm manchmal auch geholfen, sagt er. Und vielleicht auch Himbeeren, Granatäpfel und Maria Treben. „In so einer Situation suchst du nach allem, was dir irgendwie helfen kann“, sagt Franz Reus.

Seine Lebensgefährtin Marion wird für ihn zur Expertin für Naturheilmittel und biologische Krebsabwehr. Sie kauft Bücher der österreichischen Heilkundlerin Maria Treben, sie recherchiert im Internet, kocht Kräutertees und Aufgüsse, kauft ihm Obst und Gemüse, das nachweislich viele Tumorhemmstoffe enthält. Sie macht ihm Brustwickel und verordnet ihm Spaziergänge, auch wenn ihm gerade gar nicht danach ist. Das alles, ist Franz Reus heute überzeugt, hat zusätzlich zur Therapie seine Selbstheilungskräfte mobilisiert.

„Da bist du ja wieder“, freut sich der Kurierfahrer aus Königsbrück, der gerade in der Gegend zu tun hat und extra von der B 97 abgebogen ist. „Ja, da bin ich“, lacht Franz Reus und legt schnell noch eine Spremberger Bratwurst auf.

Im nächsten Teil lesen Sie: Warum es wichtig ist, nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele zu helfen.