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Sagen wir oft genug Danke?

Zwischen Fastnacht und Ostern: Die Zeit des Fastens in der christlichen Tradition nicht nur zu nutzen, seinen Körper zu entschlacken, sondern auch Gewohnheiten zu überdenken – Schwester Aloisia von der katholischen St. Bennogemeinde Bischofswerda gibt dafür Anregungen.

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Im Dezember 1878 schrieb Iwan Sergejewitsch Turgenjew: Eines Tages verfiel das Höchste Wesen auf den Gedanken, ein großes Gastmahl in seinen azurnen Prunkgemächern zu geben. Es lud die Tugenden dazu ein: es kamen sehr viele – große und kleine Tugenden. Die kleineren waren angenehmer und liebenswürdiger als die großen; aber alle schienen zufrieden zu sein und unterhielten sich höflich, wie es sich unter nahen Verwandten und guten Bekannten ja auch gehört.

Doch dann bemerkte das höchste Wesen zwei Damen, die sich offenbar noch gar nicht kannten. Der Hausherr nahm die eine an der Hand und führte sie zu der anderen. „Die Wohltätigkeit“ sagte er und zeigte auf die erste. „Die Dankbarkeit“ fügte er hinzu und zeigte auf die zweite. Beide Tugenden waren unsagbar erstaunt: So lange die Welt bestand – und sie bestand seit langem – begegneten sie einander zum ersten Mal. Vielleicht könnte Iwan Sergejewitsch Turgenjew heute die gleichen Sätze schreiben; Es hat sich nichts geändert . Vielleicht würde heute die Dankbarkeit gar nicht erst eingeladen, man übersieht sie geflissentlich, so unscheinbar ist sie geworden .

Vielleicht fragen wir uns in dieser zweiten Vorbereitungswoche auf das Osterfest, wie es mit unserer Dankbarkeit aussieht? Bringen wir das Wort Danke über die Lippen oder fehlt nicht unserer Zeit eine „Kultur der Dankbarkeit“, die das Miteinander wieder wärmer und schöner macht? Danke, dass es so vieles gibt, wofür wir dankbar sein können. Danke, dass uns durch Menschen Gutes widerfährt und so unser Leben froher und schöner wird. Danke, dass wir Dankbarkeit empfinden, denn Dankbarkeit vertieft die Beziehungen zueinander. Danke, dass wir erfahren dürfen, dass Geben und Danken immer ein Ausdruck der Wertschätzung, ein Ausdruck des Herzens sind.