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Sagenhafte Schönheit mit verborgenen Schätzen

Theo Adam stellt das Goldene Kaffeezeug August des Starken vor.

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Zitat: Das Grüne Gewölbe ist mir seit meiner Kindheit vertraut. Mein Vater war Dekorationsmaler und sehr kunstinteressiert. Mit ihm habe ich diese Kostbarkeiten hier schon bewundert, als ich ihren Wert noch gar nicht einzuschätzen wusste.

Das Goldene Kaffeezeug ist von sagenhafter Schönheit. Der Einfallsreichtum, mit dem die Details gefertigt wurden, ist fantastisch. Auf diese Gedanken muss man erst einmal kommen. Eigentlich ist das Kaffeezeug zu kostbar, um es täglich zu gebrauchen. Wie es wohl hinterher ausgesehen haben mag? Bachs Kaffeekantate habe ich während meiner künstlerischen Laufbahn ja oft genug gesungen. Ich entsinne mich auch, im „Rosenkavalier“ auf der Bühne Kaffee getrunken zu haben. Aber Kaffeezeug von solcher Vollendung habe ich dabei niemals in den Händen gehalten. Allein die aufwendigen Elfenbeinschnitzereien sind beeindruckend. Die Darbietung des Services auf diesem Tischchen, mit dem es eine Einheit bildet, ist sehr schön und rundet den Eindruck ab.

Notiert von Friederike Schaible

Exponat: Das Hauptwerk Johann Melchior Dinglingers muss August der Starke voller Spannung erwartet haben: 1701 wies er seinen Hofjuwelier „bey verlust Dero hohen Gnade“ an, ihm das gerade fertiggestellte „von Gold mit mehr denn 5 600 Diamanten, nebst vielen Colerten steinen geziehrte CoffeZeug“ nach Warschau zu bringen und es ihm „vor aller erst zu zeigen“. Das „Pretiose Coffe Zeug“ war im engeren Sinne keine Auftragsarbeit. Dinglinger arbeitete daran ab 1697 auf eigenes Risiko. Seine Königliche Majestät fanden jedoch Gefallen am Gesehenen und da sie es „allergnädigst beliebten zu behalten“, wechselte es am 23. Dezember 1701 für 40 000 Taler den Besitzer.

Die Grundplatte birgt in ihrem Inneren eine für den heutigen Betrachter kaum sichtbare Überraschung: In einer sechseckigen, an den Wänden verspiegelten Vertiefung befindet sich eine aus bemaltem und vergoldetem Holz bestehende türkische Kaffeegesellschaft mit Tänzerin und Affenkapelle. Fernöstliche Motive, mit denen Dinglingers Bruder Georg Friedrich, der Emailmaler, die aus purem Gold gefertigten Trinkgefäße des 45-teiligen Services verzierte, ließen es zu einer der ersten Chinoiserien der deutschen Kunst werden.

Als künstlerisches und technisches Meisterwerk war das Goldene Kaffeezeug eines Königs würdig, der wie August der Starke danach strebte, eine neue europäische Großmacht zu errichten.

Diese Serie ist Teil des im September erscheinenden Buches „Die Rückkehr des Dresdner Schlosses“. Bestellbar für 19,90 Euro: 01802/30 41 48

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