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Sahnehäubchen zum Stummfilm

Jazz in allen Stilrichtungen, teilweise gemixt mit Klassik, überfüllte Keller, ausgelassen tanzende Menschen – in vierter Auflage ging kürzlich die Pirnaer Jazznacht über die Bühne und zog 2 000 Besucher in ihren Bann.

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Von Rolf Bäns

Was für Dresden das Dixielandfestival, ist für Pirna die nun schon zum vierten Mal stattgefundene Jazznacht. So der Eindruck, der beim Besuch der Veranstaltung für jeden der rund 2000 Gäste entstand. Und sie kamen von überall her, aus Meißen, Bautzen, Dippoldiswalde, Kamenz, Sebnitz und Dresden. Letztendlich bereichert das musikalische Ereignis unsere Canalettostadt nicht nur auf kulturellem Gebiet.

Nicht umsonst heißt es „pirnatürlich“, um den Bewohnern der Region Besonderes anzubieten, die Stadt zu bestimmten Höhepunkten zu beleben und den Touristen ein attraktives Umfeld zu garantieren. Bereits an den Dialekten hörte man, wie sich Urlauber unter die große Schar der Einheimischen mischten.

Daraus entsteht eben die Umwegerentabilität kultureller Angebote im wahrsten Sinne des Wortes. Über einhundert Mitwirkende sorgten dafür, dass aller Orten eine tolle Stimmung aufkam, gepaart mit Lebensfreude und den vielfältigsten Klängen aller Stilrichtungen des Jazz und darüber hinaus. Präsentiert wurde auch diese vierte Jazznacht von der Musikschule Sächsische Schweiz und der Sparkasse Elbtal-Westlausitz.

Mitternachts-Meditation in der Marienkirche

Einbezogen viele Hotels und Gaststätten unserer geliebten Altstadt, die sich zunehmend mausert. Fast ein Jahr nach der Hochwasserflut sind dies Eindrücke von großen Kraftanstrengungen, die damals wohl kaum voraus zu ahnen waren.

In der St. Marienkirche Pirna ging mit Mitternachts-Meditationen, dargeboten von Almuth Grimmer und Frank Nestler, das Spektakel zu Ende.

Beide Künstler entließen das zahlreiche Publikum, beeindruckt von den fortschreitenden Sanierungsarbeiten, mit dem Spiel musikalischer Materialien aus mehreren Jahrhunderten und den reizvollen Klängen am Flügel und Saxophon in den beginnenden Morgen.

Die Marktbühne war Schauplatz der großen Form des Jazz. So eröffnete die neu formierte Big Band der Musikschule mit „Traditionals“ das Hauptprogramm, gefolgt vom Unternehmen „Hotspurs und Streichorchester“, dirigiert von Milko Kersten. Junge Musikanten der Musikschule Sächsische Schweiz und des Heinrich-Schütz-Konservatoriums Dresden zeigten ihr beachtliches Können in der Verbindung von Klassik und Jazz. Der zu Beginn einsetzende Wolkenbruch brachte dem Erfolg keinen Abbruch. Der Besuch in den Weinkellern und Gasthäusern war überwältigend.

Die Jazzenthusiasten fanden Platz auf Portalen und Treppen, standen zwischen den Tischen, so dass es die Kellner zuweilen schwer hatten, Speisen und Getränke „an den Mann zu bringen“. Nele Nitzsche, Gesang, und Tom Engel, Klavier, verdeutlichten in ihrem Programm höchsten Anspruch und Qualität an die besondere Form der Jazzinterpretation. Das „Ensamble Sur“ steuerte Rhythmen aus Brasilien, Kuba und Kolumbien bei, die sich absoluter Popularität erfreuen. Ebenfalls Rolf Schindler, Klavier, und Rüdiger Trositz, Saxophon, die sich dem Jazz-Standard verschrieben haben und denen der Swing einfach im Blut liegt. Mit Oldtim-Jazz begeisterten „Blue Alley“, so dass die Stimmung im Ratskeller kochte.

„Fun Horns“ begeistern das Publikum

Das „Q 24“ war Austragungsort für modernen Jazz „Fun Horns“ und einem besonderen Sahnehäubchen (Konzert & Stummfilm), interpretiert durch Frank Fröhlich und Volker Schlott, die durch ihre Vielseitigkeit das Publikum begeisterten. Weitere Programme der „Hotspurs“, der Gruppen „Pay Off“ und „Triplex“ sowie das Gitarrenensemble der Musikschule und die beiden Gitarristen Immo Jopp und Michael Lindner (Mas que nada) sorgten durch ihre Darbietungen und ihr hohes musikalisches Können für Ausgelassenheit der Gäste und den großen Erfolg der Jazz-Nacht, die bestimmt im nächsten Jahr ihr fünfte Auflage erleben wird