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Salzgitter steckt zehn Millionen Euro ins Rohrwerk Zeithain

Rohre aus dem Stahlwerk bei Riesa werden zum Beispiel im Automobilbau für Airbags eingesetzt.

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Von Antje Becker

Zehn Millionen Euro investiert die Salzgitter AG in den nächsten beiden Jahren in die Mannesmannrohr Sachsen GmbH (MRS) in Zeithain. Damit wird der Standort des Rohrwerkes nach der Übernahme durch den zweitgrößten deutschen Stahlkonzern im Juli diesen Jahres weiter gefestigt.

So sind für 2008 und 2009, sagt MRS-Geschäftsführer Frank Lippert, unter anderem der Neubau von Gleisen, der Bau eines neuen Ofens, die Umstellung des Werkes auf neue Software und eine neue Steuerungs- und Leistungselektronik für die Stoßbank geplant. Allein letzteres wird fast eine Million Euro kosten.

Technologievorsprung wahren

Bereits seit 2004 sei das Werk vollends ausgelastet, so der MRS-Geschäftsführer. Und der weltweite Boom in der Stahlbranche lässt ihn optimistisch vorausschauen. Das Internationale Eisen- und Stahlinstitut prognostiziert für 2007 ein Ansteigen des Stahlverbrauchs um 6,8 Prozent. Der Salzgitter Vorstandschef Wolfgang Leese erwartet deshalb auch 2008 ein gutes Stahljahr und kündigte deutschlandweite Investitionen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro an.

„So viel Brei hat es noch nie geregnet“, schließt sich Frank Lippert der Einschätzung an. Er warnt jedoch gleichzeitig vor der enormen Produktion in Ländern wie China. „Sind dort Olympiade und Weltausstellung vorbei, wird der Binnenmarkt in China weitgehend gesättigt sein und der Weltmarkt wird mit Stahlerzeugnissen überschüttet.“ Und schließlich würden dort auch warm gewalzte Rohre hergestellt, „aber in niedrigerer Qualität“, so Lippert. Deutsche Produktionsstandorte wie der Zeithainer hätten „noch“ einen technologischen Vorsprung und könnten Rohre in sogenannten höher festen Güten herstellen. Wie lange der Vorsprung anhält, bleibt jedoch abzuwarten: „Vielleicht zehn, 15 Jahre“, schaut der Riesaer voraus.

Investitionen in Verbindung mit Forschung und Entwicklung sind seiner Meinung nach die einzigen Möglichkeiten, den billigen Mitbewerbern entgegenzutreten. Seit der Werksübernahme 1991 bis jetzt wurden insgesamt 85 Millionen in den Zeithainer Standort investiert.

Eine Großinvestition, die noch unter dem Vallourec-Konzern beschlossen und im Dezember diesen Jahres umgesetzt werden soll, ist die Einrichtung der weltweit ersten Anlage aus Drei-Walzen-Direktlocher und Stoßbank. Die wird 14,5 Millionen Euro kosten und macht einen vierwöchigen Betriebsstillstand notwendig (SZ berichtete). Durch die neue Stoßbankanlage erwartet Frank Lippert eine höhere Produktivität mit sinkenden Kosten und eine Steigerung der hergestellten warm gewalzten Rohre, genannt Luppen, von bisher 170 000 auf 205 000 Tonnen.

Die werden vorrangig an Mannesmann Präzisrohr in Nordrhein-Westfalen und Vallourec Précision Etirage in Frankreich – beides Unternehmen der Salzgitter-Gruppe – verkauft. Von da aus gehen die Luppen vorwiegend in den Automobilbau. Audi, Volkswagen, Renault oder Peugeot verwenden die nahtlosen Rohre für Airbags, Ausgleichswellen oder auch als Türverstärker. Die Anwendungsfelder beim Auto seien laut Frank Lippert in den vergangenen Jahren sogar noch gestiegen.