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Sandpanzer und tote Fische

Am Donnerstag wurde in der Bischofswerdaer Carl-Lohse-Galerie die Ausstellung der Malerin Toscha-Alexandra Fetzer (25) eröffnet. Die SZ sprach mit der gebürtigen Wuppertalerin, die durch ihren Großvater, den Leutwitzer Anwalt und Kunstsammler Ernst-Ullrich Walter, nach Bischofswerda kam.

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Am Donnerstag wurde in der Bischofswerdaer Carl-Lohse-Galerie die Ausstellung der Malerin Toscha-Alexandra Fetzer (25) eröffnet. Die SZ sprach mit der gebürtigen Wuppertalerin, die durch ihren Großvater, den Leutwitzer Anwalt und Kunstsammler Ernst-Ullrich Walter, nach Bischofswerda kam.

Sie sind mit mehreren Projekten nach Bischofswerda gekommen. Was ist das im Einzelnen?

Da ist zuerst der Film, den ich an dem Strand in der Normandie gedreht habe, an dem 1944 die Alliierten gelandet sind. Ich habe mich mit der Geschichte der Frauen beschäftigt, die ihre Männer durch den Krieg verloren haben. Durch die sieben Frauen, die sieben symbolisch mit Blut gefüllte Schalen ins Meer tragen, und durch die sieben Sandpanzer, die ich gebaut habe und die am Schluss des Films vom Meer weggespült werden, versuche ich meine Eindrücke weiterzugeben. Dazu gehört die sicherlich naive Hoffnung, dass die Natur das Kriegerische überwinden könnte. Ähnlich ist es mit meinen Bildern, in denen oft Fische auftauchen, die ja eigentlich Symbol des Lebens sind. Ich habe an einem Tag viele tote Fische am Strand gesehen. Wenn man dann bedenkt, was 1944 dort passiert ist, drängen sich Assoziationen auf. Das habe ich versucht, in den Bildern zu zeigen.

Und dann gibt es noch die Popcorn-Zerstörer.

Das sind aus Comic-Heften gefaltete Papierschiffchen. Für mich sind Popcorn und Comics Zeichen einer reichen, sorglosen Kindheit. Im Kontrast dazu steht das Bild des „Zerstörens“. Als Erinnerung an die Ausstellung dürfen die Besucher übrigens ein Schiffchen mit nach Hause nehmen.

Woher kommt der Bezug zur Normandie, die sich durch die gesamte Ausstellung zieht?

Durch mein Studium. Ich habe neben Kunst auch Französisch studiert und eine zeitlang in Frankreich gelebt.

Und was fasziniert Sie am Thema „Frauen und Krieg“?

Von dem Leiden der Frauen wissen wir kaum etwas, weil es in der öffentlichen Wahrnehmung damals und eben auch heute kaum eine Rolle spielt. Von den Männern, die im Krieg fallen, gibt es Ehrenkreuze oder ähnliches. Die Frauen tauchen in keinem Museum oder sonst irgendwo auf.

Woher kommt Ihre Liebe zur Kunst, speziell zur Malerei?

Die war im Grunde schon immer da, schon von Kindheit an. Für mich war ganz klar, dass ich nach dem Abitur Kunst studieren würde.

Könnten Sie sich vorstellen, später von der Kunst zu leben?

Das ist sicher schwierig. Ich müsste zuerst einmal viel mehr Ausstellungen machen, um bekannter zu werden. Außerdem habe ich ja auf Lehramt studiert, warte jetzt nur noch auf die Mitteilung, an welcher Schule ich mein Referendariat machen kann.

Sie bitten die Besucher der Ausstellung um Spenden. Wofür?

Für Kinder, die sich mit Kunst beschäftigen wollen und dazu das Material und die Möglichkeit brauchen. Ich arbeite mit so einer Gruppe von Kindern und würde mich freuen, wenn etwas für diesen Zweck gespendet würde.

Gespräch: Annett Kschieschan

Die Ausstellung ist bis zum 5. Januar jeweils donnerstags 13 bis 18 Uhr und sonntags 14 bis 17 Uhr zu sehen. An diesem Sonnabend ist sie von 15 bis 17 Uhr zusätzlich geöffnet. Begleitet wird sie von drei kleineren Ausstellungen mit Holzarbeiten, Keramik und Tonkrippen.