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Sanierung des Fernsehturms kostet acht Millionen Euro

Die Wiedereröffnung der Aussichtsplattform und des Turmcafés erfordernteure Umbauten, sagtder Chef der Deutschen Funkturm GmbH.

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Herr Pospischil, vor genau einer Woche haben Sie in Dresden mit einer Gruppe von Stadträten über den Fernsehturm verhandelt. Wie groß ist die Chance, dass dieser bald wieder für Besucher öffnet?

Die Wahrscheinlichkeit für eine Wiedereröffnung nach 16 Jahren Leerstand hat sich durch dieses Gespräch nicht erhöht.

Solche Hoffnungen wurden zuletzt aber genährt. Haben Sie eine Annäherung von Positionen feststellen können?

Wir haben angeboten, relevante technische Daten für konkrete Planungen bereitzustellen. Ein seriöser Investor müsste erst einmal eine kostspielige Entwurfsplanung erstellen und diese beim städtischen Bauamt einreichen. Mit einem Bescheid könnte er sich dahingehend absichern, dass diverse Auflagen, etwa die zum Brandschutz, eingehalten werden.

Ist solch ein Investor in Sicht?

Wir stoßen immer mal wieder auf Interessenten. Bisher hat aber niemand eine realistische Offerte abgegeben. Da wurde immer wieder der Wunsch geäußert, die Telekom, die Deutsche Funkturm GmbH, die Stadt Dresden oder der Freistaat Sachsen mögen die Investitionen tätigen. Dann würde man eine Aussichtsplattform betreiben, Bungee-Springen anbieten, ein Casino oder eine Diskothek eröffnen.

Zuletzt war nicht mehr klar, ob die Deutsche Funkturm GmbH ihre Immobilie überhaupt für die Öffentlichkeit freigeben würde.

Dem ist nicht so. Wir haben allerdings bisher keinen seriösen Investor kennen gelernt.

Telekom-Chef René Obermann hat in einem Brief an den FDP-Politiker Jan Mücke eine öffentliche Nutzung des Turms ausgeschlossen. Vertreten Sie also unterschiedliche Positionen?

Nein. Sowohl die Telekom als auch die Deutsche Funkturm haben stets betont: Unsererseits gibt es keinen Investitionsspielraum für eine Wiedereröffnung des öffentlichen Turmbereichs. Eine Nutzung kann nur ein Investor mit einem tragfähigen Konzept ermöglichen.

Würde der Besucherbetrieb die technische Nutzung des Turms denn beeinträchtigen?

Nein, das würde er nicht.

Für Sanierungsarbeiten, die eine öffentliche Nutzung ermöglichen, kursieren verschiedene Zahlen. Im Gespräch mit den Räten haben Sie eine Summe von zehn Millionen Euro genannt.

Wir investieren bis 2008 rund zwei Millionen Euro in die Instandhaltung und den Brandschutz. Unter anderem bauen wir zwei Fluchtkammern ein – eine in der Mitte und eine fast an der Spitze des Turms. Wenn ein Brand ausbricht, kann sich das Betriebspersonal dorthin retten. Eine öffentliche Nutzung würde wesentlich größere Anforderungen an den Brandschutz stellen. Wir rechnen mit mindestens acht Millionen Euro, die für Personen- und Feuerwehr-Aufzug, zweiten Fluchtweg, für Klima- und Haustechnik, Sanitäranlagen, Gastronomie und für Parkplätze aufgebracht werden müssten.

Woher stammt diese Summe?

Die Zahl stammt aus einem Gutachten und Experten-Schätzungen.

Welche Probleme müssen bei den Bauarbeiten gelöst werden?

Die Treppe als Fluchtweg ist viel zu schmal. Sie kann nicht verbreitert werden, der Turm bietet nicht mehr Platz. Ich kenne hier keine wirtschaftlich vertretbare Lösung. Offen ist auch die Frage, wie die Besucher-Scharen zum Turm kommen. Die Zeiten, in denen der FDGB die Gäste in Bussen vorfahren ließ, sind vorbei. Es gibt weder genug Parkplätze noch einen Anschluss an einen leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehr.

Das Interesse der Dresdner scheint dennoch ungebrochen...

Ich befürchte, dass der Ausblick vom Turm nicht so attraktiv ist, wie sich das viele wünschen. Als Besucher finde ich die Perspektive von der Frauenkirche oder von der Bastei wesentlich attraktiver. Die jährlich 200000 Besucher hat es in einer Zeit gegeben, in der Alternativen in der Freizeitgestaltung wesentlich geringer waren.

Sind weitere Gespräche mit Vertretern der Stadt geplant?

Nein. Wir sind aber bereit, konkrete Informationen zur Verfügung zu stellen, sollte jemand diese benötigen, um Planungen anzustoßen.

Erwirtschaftet die Deutsche Funkturm mit dem Dresdner Fernsehturm Gewinne?

Wir verdienen Geld nicht mit einem singulären Turm, sondern mit einer bundesweiten Infrastruktur von Antennenträgern.

Gespräch: Andreas Rentsch