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Sardinien zieht nach Elbflorenz

Sascha Janus eröffnete an der Dresdner Zeitenströmung eine sardische Osteria mit Feinkosthandel. Frisch-Gemüse kommt vom Radebeuler Biobauern.

Von Kathrin Krüger
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Sascha Janus mit einem sardischen Pastateller. Typisch italienisch!
Sascha Janus mit einem sardischen Pastateller. Typisch italienisch! © Kathrin Krüger-Mlaouhia/Bildstelle

Nein, Ölsardinen haben nichts mit Sardinien zu tun. Doch Fisch gibt es auf der nach Sizilien zweitgrößten Insel Italiens genug. Die sardische Küche arbeitet heute auch mit Muscheln und Meeresfrüchten. Doch das war nicht immer so: Denn in der Vergangenheit war die Mittelmeerinsel vorwiegend in den Waldgebieten des Landesinneren besiedelt, während die Küsten wegen der Einfälle von Puniern und Phöniziern nahezu unbewohnt waren.

In unseren Tagen kommen eher willkommene Gäste nach Sardinien, auch viele deutsche Urlauber. „Sie lieben unsere wundervolle Natur, die guten Weine und die entwaffnende Gastfreundschaft der Menschen“, sagt Sascha Janus. Der 48-Jährige ist zwar gebürtiger Berliner – seine Mutter ist Deutsche. Doch sein Vater stammt aus Sardinien. Diese sardischen Wurzeln können nun auch Dresdner erleben im ersten landestypischen Restaurant in Elbflorenz.

Seinen Lieblingswein aus dem Sommerurlaub in Sardinien kann man hier sicherlich finden.
Seinen Lieblingswein aus dem Sommerurlaub in Sardinien kann man hier sicherlich finden. © Kathrin Krüger-Mlaouhia

Feinkost direkt von der Insel

Am Eingang der „Zeitenströmung“ an der Königsbrücker Straße eröffnete Sascha Janus vorigen Oktober seine Osteria Porto Cervo. Hier dreht sich alles um die italienische und sardische Küche – der Koch kommt aus Rom. Wem es geschmeckt hat, der kann davon sogar etwas mit nach Hause nehmen.

Denn Sommelier Janus hat hier auch ein kleines Kaufhaus mit Onlineshop etabliert: die Feinkostfiliale Foodosarda. Die Lieferung ist in Dresden übrigens kostenfrei. Ob Olivenöl von der Mittelmeerinsel, die typischen Artischocken, spezielle Marmelade, zum Beispiel mit Feigen-Zitronen-Ingwer, oder der legendäre Likör Mirto aus einer Art Blaubeeren – alles kommt im Direktvertrieb aus Sardinien. Und natürlich auch der Wein, zum Beispiel vom Exporteur Sella & Mosca. Wer also im Inselurlaub seine Liebe für Torbato-, Cannonau- oder Alghero-Trauben entdeckt hat, wird die edlen, aber zugegebenermaßen etwas herben Tropfen hier wiederfinden.

Dritter Part des Multiunternehmers sind geführte Genussreisen nach Sardinien. Dabei kann man die Produzenten vor Ort kennenlernen, in malerischen Weingütern nach Herzenslust probieren oder einfach sich Land und Leute anschauen. „Reisen nach Sardinien ist sehr entspannt, denn es gibt drei Flughäfen“, findet Sascha Janus. Seine Taverne ist übrigens nach dem seiner Meinung nach bekanntesten Ort der Insel benannt: Porto Cervo. „Klein, aber exklusiv“, meint der Neu-Dresdner.

Das frühere Pförtnerhäuschen

Die Liebe brachte ihn nach Dresden – seine Frau kommt von hier. „Früher pendelte ich zwischen Sardinien und Berlin, jetzt eben zwischen Sardinien und Dresden“, sagt der smarte Geschäftsmann. Zuerst hatte Janus bei der Lufthansa im Service begonnen. Dann wurde er Restaurantfachmann in der Hotellerie. Später eröffnete er sein eigenes Geschäft in Berlin-Charlottenburg.

Ein Freund aus einem Bautzener Küchenstudio, der seine Produkte vertreibt, brachte ihn auf die Immobilien an der Königsbrücker Straße am Eingang der „Zeitenströmung“. Es ist das frühere Pförtnerhaus aus DDR-Zeiten. „Hier müssen alle vorbei“, dachte sich der Gastronom. Zweieinhalb Jahre habe die Gaststätte leer gestanden. Sascha Janus hat daraus ein gemütliches Lokal mit 30 Plätzen gemacht: mit Sitzflächen auf den Fensterbänken, einer Sesselecke und nostalgischen Stühlen aus Blech. Es gibt auch zahlreiche Bücher, die mit Sardinien vertraut machen und einfach Mal zum Durchblättern einladen.

Sardische Kultur und Geschichte soll auch zusätzlich zur Speisekarte für den Gast erlebbar werden. „Wir werden 2020 freitags zum sardischen Abend einladen“, wirbt Sascha Janus. Neben Speis und Trank soll es Lesungen und Konzerte geben. Und viel über das Lebensgefühl der Menschen auf Sardinien. So ist zum Beispiel wenig bekannt, dass die Insel freiwillig 1949 zu Italien gekommen ist – weil es Vorteile bietet, wie Sascha Janus findet. Ganz im Gegenteil zu den benachbarten eher nationalistischen Korsen, die sich nur widerwillig nach Frankreich einverleiben ließen und bis heute dagegen aufbegehren.

After Work-Wein und Kletterfreunde

Noch ein Wort zum Genuss im Kulturquartier „Zeitenströmung“: Um eine frische Küche sicherzustellen, wie man sie auch von Sardinien her kenne, bedient sich die Osteria auch regionaler Partner. „Den Fisch erhalten wir von einem Dresdner Großhändler“, sagt Sascha Janus. Das Gemüse liefert der Radebeuler Biobauer Stephan Reiche. Den Gartenbaubetrieb kennt er aus dem Unternehmernetzwerk BNI (Business Network International). Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit sind für Sascha Janus wichtige Punkte einer Geschäftsbeziehung. 

Business-Lunchs oder andere Geschäftsessen sind daher in der Osteria Porto Cervo keine Seltenheit. „Auch Kletterfreunde, die in der hiesigen Kletterhalle aktiv sind, kehren gern bei mir ein“, meint der Gastronom, der auch Catering anbietet. After-Work-Wein oder Familienfeiern mit südländischer Lebensfreude mag er besonders gern. Und Landsleute, die zu Bruschetta und Antipasti aus der „Karibik Europas“ kommen.

Feinkost und Genuss

  • Geöffnet: Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr, Sonnabend 11 bis 18 Uhr.
  • Onlineshop: www.foodosarda.eu
  • Kontakt:  Tel. 0351 21717474
  • Adresse: Königsbrücker Straße 96, 01999 Dresden
  • [email protected]