Von Petra-Alexandra Buhl
Schachprominenz gibt sich immer häufiger in Dresden die Ehre: Aus Anlass seines 60-jährigen Bestehens richtet der deutsche Fernschachbund (BdF) derzeit den Kongress des Internationalen Fernschachbundes in Dresden aus. 107 Spieler aus 82 Nationen nehmen daran teil. Am Rande des Empfangs am Mittwoch für eine Delegation im Rathaus erfuhr die SZ, dass die Verwaltung die Vermarktungsrechte für die Dresdner Schacholympiade vom 12. bis 26. November 2008 europaweit ausgeschrieben hat, und nun den Zuschlag an eine Firma vorbereitet.
Jörn Verleger vom Eigenbetrieb Sportstätten und Bäder betreut die Ausschreibung für diese Dienstleistungskonzession. Sie erlaubt dem Unternehmen, die Schacholympiade medial und marketingtechnisch zu verwerten. Weil das Ausschreibungsverfahren nicht abgeschlossen ist, wollte Verleger weder die Zahl der Bewerber nennen noch konkrete Summen. Er schätzt, dass die Rechte an der Schacholympiade vier Millionen Euro wert sind, etwa zwei Drittel des Gesamtbudgets der Schacholympiade von rund sechs Millionen Euro.
Gewinn abgeben
Wer diese Rechte bekommt, darf damit Geld verdienen, muss aber Auflagen einhalten. Zum einen will die Stadt an der zu gründenden Verwertungsgesellschaft mit 25 Prozent beteiligt sein, um weiterhin Einfluss zu haben. Außerdem verlangt die Stadt, dass mögliche Gewinne in den Dresdner Sport zurückfließen. Verleger ist zuversichtlich, dass die Schacholympiade trotz dieser Auflagen für privatwirtschaftliche Unternehmen interessant ist. Sportvermarktungsrechte sind in der Regel äußerst lukrativ.
Bernd Salewski, Leiter des Organisationsbüros zur Schacholympiade auf der Kreuzstraße, sagte, die Vorbereitungen kämen gut voran. Er und eine Mitarbeiterin arbeiten hauptamtlich im Organisationsbüro, daneben gibt es drei ehrenamtliche Mitarbeiter. Diese fünf sollen 2008 der Veranstaltungsagentur Wissen und Kontakte zuliefern. Bis dahin bemühen sich Salewski und seine Mitstreiter, Sponsoren zu werben. Knapp die Hälfte der sechs Millionen Euro Gesamtkosten seien bislang durch Fördermittel und Sponsorengelder abgedeckt, sagt Salewski. Es gebe viele regionale Sponsoren, die das Nationen-Sponsoring übernehmen und einzelne Mannschaften aus dem Ausland betreuen und präsentieren.
Rund 2 000 Spieler, Verbandsvertreter und Schiedsrichter werden zur Schacholympiade in Dresden erwartet. „Das ist die bislang größte Schacholympiade überhaupt“, sagt Salewski. Herren-Mannschaften aus 150 Nationen und Damen-Mannschaften aus 110 Nationen sollen mit dabei sein, hinzu kommen Angehörige und Freunde. Salewski rechnet mindestens mit etwa 5 000 Gästen und rund zehn Millionen Euro Umsatz in der Stadt während der 14 Olympiade-Tage. Auf 12 000 Quadratmetern soll sie im Kongresszentrum als „Olympiade der kurzen Wege“ stattfinden. Ein Blitzschach-Turnier soll Dresden erneut in das Guiness-Buch der Rekorde bringen. 450 Spieler werden daran teilnehmen.
Horst Köhler ist Schirmherr
Die nächste größere Werbe-Aktion für die Dresdner Schacholympiade findet am 29. Oktober in Berlin beim Politiker-Schachturnier statt. Dort wird auch Otto Schily mitspielen, der die Dresdner Schacholympiade von Anfang an unterstützt und in Dresden sogar gegen den Schach-Weltmeister Gari Kasparow gespielt hat. Schirmherr der Olympiade ist allerdings Bundespräsident Horst Köhler. Wer 2008 wohl Oberbürgermeister ist? Ingolf Roßberg hatte beim Zuschlag für die Olympiade angekündigt, 2008 werde jeder Dresdner Schach spielen können. Dieses Versprechen muss er nun nicht mehr halten. Spätestens im Sommer 2008 sind reguläre Neuwahlen.