Von Rica Sturm
Betreten verboten, warnt das Schild am dunkelgrünen Zauntor. Dahinter ist ein riesiger Erdhügel zu sehen, unter dem die ehemalige Schadstoffdeponie Naundorf verborgen liegt. Nur schwer vorstellbar, dass der Flecken im Wald rund einen halben Kilometer oberhalb von Naundorf bis 1970 eine kleine grüne Idylle mit einem Badesteinbruch war. Bis 1945 wurde in dem Granodiorit-Steinbruch Material abgebaut. Granodiorit ist ein mittel- bis dunkelgraues Tiefengestein, das dem Granit sehr ähnlich ist.
Seit 1971 wurde dann das Loch mit Müll gefüllt. „Hauptbetreiber war die Stadtwirtschaft Pulsnitz, Außenstelle Bischofswerda“, sagt die für die Deponie zuständige Sachbearbeiterin im Kreisumweltamt, Carla Reinert. In dem 40 Meter tiefen Restloch lagern zirka 70 000 Kubikmeter Abfall. Das entspricht rund 175 000 Tonnen oder etwa 22 000 Lkw-Ladungen.
Während der Umfang der Müllmassen bekannt ist, wird nie ganz zu klären sein, was in dem Bruch alles lagert. „Wir wissen, dass hier ein Cocktail verschiedener Schadstoffe drin ist, der größtenteils aus Produktionsrückständen stammt“, erklärt Carla Reinert. Außerdem befinden sich im Schulzebruch jede Menge diesel- und ölverseuchter Böden, Farbschlämme und Fässer,deren Inhalt niemand kennt. Zu-dem vermuten Fachleute, dass auf der Deponie auch pharmazeutische Stoffe lagern. „Wir finden hier das ganze Potenzial an Sondermüll wie auf der Deponie in Göda-Buscheritz“, sagt Kreisumweltamtsleiter Gerd-Rainer Absch.
Nach der Wende wurde die Deponie bis 1992 noch mit Bauschutt, Asche und Hausmüll gefüllt. Zwei Jahre später ließ das Landratsamt Bischofswerda den trichterförmigen Bruch mit Boden vorläufig abdecken. Bis Ende dieses Jahres erhält die Anlage nun ihre endgültige Abdeckung. Zurzeit baut die vom Landkreis beauftragte Firma der Deponie einen „Hut“ aus dichten Erdmassen. Ab morgen wird der Hügel mit Folie überzogen. Beides zusammen soll verhindern, dass das Oberflächenwasser wie bisher in den alten Steinbruch dringt. „Um die Deponie herum entsteht ein offener Graben, durch den das Wasser künftig ablaufen kann“, erklärt der Umweltamtsleiter.
Sind die Folienbahnen verschweißt, bekommt der ehemalige Steinbruch in den nächsten Wochen noch eine ein Meter dicke Erdschicht, die so genannte Rekultivierungsschicht, die anschließend begrünt wird. Bis in den Herbst hinein dauern die Arbeiten, schätzt Carla Reinert. Dann wird der Landkreis Bautzen rund 230 000 Euro verbaut haben, von denen 75 Prozent die Europäische Union trägt.
Sind die Bagger abgerückt, geht die Arbeit für das Umweltamt weiter. Da der Steinbruch nicht ganz dicht ist, wird zweimal jährlich das belastete Wasser in der Deponie und um das Gelände herum auf seinen Schadstoffgehalt hin untersucht. Das geschieht so lange, bis irgendwann einmal keine schädlichen Stoffe mehr im Deponiewasser nachzuweisen sind.