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Schäferei hatte 400 Schafe

Die Geschichte des Dorfes ist vielfältiger als die Ereignisse 1945 und später.

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Von Anneliese Jentschund Sabine Pfennig

Bei den im Beitrag vom 29. Februar über Adelsdorf genannten 30 Soldaten handelte es sich nicht um SS-Männer, sondern um Wehrmachtsangehörige. Die SS war nur vom späten Vormittag des 1. bis zum Morgen des 2. Mai 1945 fünf Uhr in Adelsdorf. Das Dorf ist jedoch mehr als die furchtbare und sinnlose Zerstörung und der entbehrungsreiche und unermüdliche Aufbau ab 1946 bis 1950.

Adelsdorf kann auf eine fast 750-jährige Geschichte zurückblicken. Die erste urkundliche Erwähnung fand 1266 statt, bis dahin gehörte es dem Vogt Rulico aus Großenhain. Adelsdorf wird als birnenförmiges Platzgassendorf mit Rittergut bezeichnet. Auf den alten Grundmauern des ehemaligen Rittergutes stehen heute wieder neue Gebäude, jedoch in veränderter Form. Der Name änderte sich im Laufe der Jahrhunderte, so wird z.B. aus Adeloldestorff, Adolfisdorf oder auch Adelshof. Es gehörte zur Markgrafschaft Meißen und zum Nonnenkloster Großenhain.

Karpfenzucht und Möweneier

Später erfolgten noch mehrere Besitzerwechsel, bis das Rittergut 1896 vom Militär gepachtet wurde. Es wird Außenstelle des Kalkreuther Remontedepots. Pferde wurden nach Adelsdorf gebracht und erhielten hier ihre Grundausbildung für die Kavallerie, unter anderem auf einer Reitbahn. Als Vorwerk gehört es ab 1920 zu den Sächsischen Staatsgütern und wurde durch Amtsmänner bis 1945 verwaltet.

Wer weiß schon, dass Adelsdorf, um 1543 eine große Schäferei mit 400 Schafen und 30 Rindern hatte, oder dass der jetzt verlandete große Spitalteich mit zirka 30 Hektar vom Kurfürsten Ernst im Jahr 1472 künstlich angelegt und durch Quellen gespeist wurde?. Eine Karpfenzucht entstand, später verkaufte man auch Möveneier. Ebenso gab es um 1920 einen Turnverein und es wurde Laientheater gespielt.

An die jüngere Vergangenheit kann sich mancher bestimmt noch erinnern. Im Jahr 1958, aus Anlass des neunten Jahrestages der DDR, gab es ein großes Dorffest mit verschiedenen Veranstaltungen, u.a. mit Radrennen und dem Erwerb des Sportleistungsabzeichens beim Massensport. Traktor Kalkreuth/Dorf der Jugend spielte Fußball gegen Turbine Großenhain Reserve (Bezirksliga). Und wer erinnert sich nicht an den immer überfüllten Tanzsaal in den 1970 bis Anfang der 1990 Jahre in „Adlich“. So gibt es viel Interessantes in der Chronik.