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Schatzgräber mit Kamera

Zwei Dresdner, denen unsere Gegend zur Heimat wird: Richard Mäde und Emil Krauße, beideMeister der Fotografie.

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Von Heinz Fiedler

Man hat ihn des öfteren einen Schatzgräber der Heimat genannt. Eine Bezeichnung, die Richard Mädes langjähriges Wirken sinnfällig charakterisiert. Der Mann, den man fast Tag für Tag mit der Kamera unterwegs sah und der so gemütvoll über verdiente Mitbürger schreiben konnte, war selbst kein Freund von Orden und Ehrenzeichen. Er liebte die Stille, den einsamen Streifzug durch Wald und Flur, immer auf der Suche nach heimatlichen Motiven.

Zwischen Tharandter Wald und Windberg fühlte er sich zu Hause, obwohl der eigentlich ein Zugereister war. Richard Mäde kam am 21. März 1887 in Dresden zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er bei einer Bergarbeiterfamilie im Plauenschen Grund. Als gelernter Buch- und Steindrucker widmete er sich vor allem Ludwig Richters künstlerischem Schaffen.

Nach dem ersten Weltkrieg trat er in die Dienste der Reichsbahn. Aus Mäde wurde ein namhafter Eisenbahnfotograf. Als das Freitaler Heimatmuseum in den 50er Jahren die Sonderschau „100 Jahre Eisenbahn im Plauenschen Grund“ präsentierte, sah man eine Fülle von Bilddokumenten des gebürtigen Dresdners. Ohne Mädes Beiträge wäre die Ausstellung schwerlich zu Stande gekommen.

Unterwegs in 52 Gemeinden

Mit Sachkenntnis und Sinn für eine leicht fassliche Wissensvermittlung entwickelte er eisenbahngeschichtliche Diavorträge, die im Raum von Freital und Dresden ein großes interessiertes Publikum fanden. Heimatkundliche Publikationen wurden für gewöhnlich mit Mäde-Fotos illustriert. So war er Hauptbildautor des 1950 weit verbreiteten, von Dr. Hellmuth Heinz verfassten Heimatbuches „Plauenscher Grund“. Im Büchlein „Naturpark Rabenauer Grund“ tauchten Aufnahmen des Meisters ebenso auf wie in den Jahrbüchern Dresdner Bergsteiger.

Schon über 70 machte er sich auf, um sämtliche Natur- und Kulturdenkmale des Altkreises Freital zu fotografieren. Ein zeitaufwendiger Streifzug durch 52 Gemeinden, hunderte Fotos bildeten die Ausbeute.

Emil Krauße war der Erste

Alle Wegstrecken pflegte der Fotograf zu Fuß zurückzulegen. Er besaß die nötige Kondition, wandern war ihm ein wirkliches Bedürfnis. Neben den Pfaden der Heimat erschloss er sich mit Rucksack und Knotenstock Teile des Alpenlandes. Er schuf eine Reihe von Lichtbildserien, die er coloriert zu Veranstaltungen der Heimatfreunde vorführte.

Dem Freitaler Museum war der gelernte Drucker ein treuer Freund. Wenn Schloss Burgk über ein so stattliches Bilderarchiv verfügt, dann vor allem durch Mädes Engagement. Einen seiner Beiträge als Autor des Monatsheftes „Kulturleben Kreis Freital“ widmete er dem ersten Bildfotografen im Weißeritztal, Emil Krauße.

Der Fotopionier kam ebenfalls aus Dresden, wo er mit seiner schwergewichtigen Atelierkamera nur bedingt Fuß fassen konnte. Die Konkurrenz der Branche war schon ziemlich groß. Krauße, flexibel und lebensfroh, fand heraus, dass zwischen Plauen und Coßmannsdorf nirgendwo ein Meister der Fotografie ansässig war. Wollten sich zum Beispiel Leute aus Deuben um 1890 ablichten lassen, mussten sie den weiten Weg nach Tharandt einschlagen.

Der Deubener Ortsrichter Seidel wies dem Dresdner zunächst einen kleinen Pavillon zwischen Neue Straße und Dresdner Straße, in Nachbarschaft des Sächsischen Wolfes, zu. Krauße, von Haus aus ein begeisterter Turner, machte sich sogleich auf Kundensuche und knüpfte enge Bande zur Sportwelt rund um den Windberg.

Was hat der Meister, der schon bald große Popularität besaß, nicht alles auf Silberplatten gebannt! Babys auf Eisbärfellen, Konfirmationsgesellschaften, Sportvereine, wohlhabende Bürger im Hochformat. Der Pionier hatte kaum Freizeit, betreute er doch auch Außenstellen in Potschappel, Wilsdruff, Possendorf, Tharandt und Rabenau. Die Geschäfte gingen so gut, dass er im Bereich Eingang Wehrstraße ein geräumigeres Atelier mit großem Lichtfenster eröffnen konnte. Vor 70 Jahren sagte Emil Krauße seiner lieb gewordenen zweiten Heimat für immer ade.

„Bitte recht freundlich!“

In einer Nachbetrachtung schildert Richard Mäde u.a.: „Schmunzelnd hob Emil Krauße den Deckel seines großen Vogtländer-Objektes, drückte den Gummiball und sagte sein obligatorisches ,Bitte recht freundlich!‘. Der Meister war stets bestrebt, Bestes und Anerkennendes zu schaffen.“

Richard Mäde selbst blieb bis an das Ende seiner Tage 1961 eine Persönlichkeit, die mit Bild und Wort Heimatverbundenheit bekundete.