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Schau ins Land von der Schnarrkieke

Warum in die Ferne schweifen, auch für diejenigen, die ihre Ferien zu Hause verbringen, gibt es lohnenswerte Ausflugsziele. Heute: die Schnarrkieke in den Dohnaer Spargründen.

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Von Gabriele Schrul

In allen Ecken zwitschert es in den Spargründen. Der Sparbach plätschert munter drauf los. Nur das Schienengeräusch der Müglitztalbahn durchbricht ab und an die Stille. Und natürlich die Wanderer, die hier – fernab vom Touristentrubel – mit der Natur eins sein wollen. Gerade im Sommer ist es angenehm kühl im Grund und die Wege sind so ausgeschildert, dass die Ziele nicht nur leicht zu finden sind, sondern es auch noch lehrreich ist, hier entlang zu laufen. Denn zu vielem, was hier kreucht und fleucht, haben die Dohnaer Natur- und Heimatfreunde etwas zu sagen – auf großen und kleinen Schildern.

Biologie wird plötzlich interessant. „Wenn dem so ist, dann haben wir unser Ziel erreicht“, sagt Kurt Woyack, der Vereinsvorsitzende. Er hat die Stunden nicht gezählt, die er und all die anderen Vereinsmitglieder schon seit vielen Jahren wie die Heinzelmännchen in den Spargründen aktiv sind. Sie hegen und pflegen, lassen der Natur seinen Lauf und greifen nur da ein, wo es nötig erscheint.

Auch auf der „Schnarrkieke“, einem markanten Punkt in diesem Naturschutzgebiet. Über die Entstehung des Namens heißt es in einem Artikel des Pirnaer Anzeigers von 1912: „Der Name kommt schon vor dem Siebenjährigen Krieg vor. Kieke kommt von Spitze und Schnarr von dem Schnarrvogel (Schnarrdrossel) oder Schnepfe.“ Es ist also eine Felsspitze, wo sich früher offenbar viele Drosseln oder Schnepfen aufgehalten haben.

Die Menschen taten‘s ihnen gleich. Kein Wunder, denn von hier oben lässt es sich gut schauen – hinunter ins Müglitztal, hinüber nach Dohna, zu den Elbhängen und nach Großsedlitz. Und damit man sich an dieser Stelle auch wieder etwas ausruhen kann, gibt es seit vier Jahren den „Pilz“. Über 80 Jahre lang war der kaputt. Nur noch ein Stumpf – ein Fundament mit einem gusseisernen Kranz – war vom einstigen Aussichtspunkt übrig geblieben. Dieses Trauerspiel wollten sich die Natur- und Heimatfreunde nicht länger ansehen und den „Pilz“ wieder errichten. Doch wie hat er ausgesehen? Vielleicht weiß es noch ein Dohnaer? Gibt es gar noch Bilder oder andere Dokumentationen, damit der Punkt möglichst originalgetreu wieder entstehen kann?

Tatsächlich. Der Dohnaer Herbert Hickmann half dem Verein auf die Sprünge. Er überraschte mit einem Modell, das er aus seinen Erinnerungen heraus baute. So konnte aus dem Aussichtspunkt en miniature der große Bruder – das Original – werden. Knapp 200 Stunden Arbeit stecken drin. Vereinsmitglieder, ihre Familien und all jene, denen der Pilzbau etwas bedeutete, legten sich ins Zeug. Am 26. Juni 1999 war es schließlich geschafft. Der auf einer Felszunge stehende „Pilz“ auf der Schnarrkieke konnte feierlich eingeweiht werden. Ein Stück verloren geglaubte Heimatgeschichte lebt wieder.