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Schau zeigt Exportporzellan

Im Radebeuler Zeitreise-Museum sind besondere Geschirr-Teile zu sehen.

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Von Lars Müller

Geübte DDR-Bürger entdecken für gewöhnlich im Zeitreise-Museum allerlei Dinge aus 40 Jahren realsozialistischem Alltagsleben. Jetzt überrascht Museumschef Hans-Joachim Stephan die Besucher mit gänzlich unbekannten Stücken, die lediglich für rund 150 Werktätige der Dresdner Porzellan-Manufaktur zum Arbeitsalltag gehörten.

Nur eine Kiste als Rückläufer

Außerhalb des Werksgeländes in Freital-Potschappel waren die zerbrechlichen Kostbarkeiten hingegen nahezu gänzlich unbekannt. „Wir haben ausschließlich für den Export ins nichtsozialistische Ausland produziert“, sagt Irene Jäckel vom Vertrieb der heute noch existierenden Manufaktur. So gebe es beispielsweise einen Händler in London, der das Dresdner Porzellan schon fast seit Gründung der Manufaktur im Jahr 1872 verkauft.

In der DDR selbst wurden die erlesenen Stücke nur stark kontingentiert an die Mitarbeiter sowie an ausgewählte Kooperationspartner verhältnismäßig preisgünstig verkauft.

Beispielsweise habe der Uhrmacher, der die hochwertigen Werke für die Porzellanuhren lieferte, gelegentlich Stücke erhalten.

Von einem Freiverkauf im DDR-Handel ist nur ein Fall überliefert, bei dem ein Fachgeschäft in der damaligen Ernst-Thälmann-Straße – der heutigen Wilsdruffer Straße – in der Dresdner Altstadt kurz vor Weihnachten eine Kiste des wertvollen Porzellans erhalten hatte. Offenbar handelte es sich damals um einen Exportrückläufer, vermutet Irene Jäckel. Während das Meissner mit den blauen Schwertern entsprechend teuer auch in der DDR verkauft wurde, blieben die Dresdner beziehungsweise Freitaler Handarbeiten weitestgehend unbekannt. Wegen der Zusammenarbeit mit weiteren Manufakturen wurde die Ware als „Sächsisch-Thüringisches Porzellan“ gehandelt.

Willkommene Werbung

Den Freitalern, die heute noch mit knapp 20 Mitarbeitern überwiegend edle Stücke nach alten Formen fertigen, kommt die kleine Schau als Werbung für ihr Porzellan ganz gelegen. Ein eigenes Werksmuseum gibt es in Freital nicht, jedoch werden im Rahmen von Schauführungen auch historische Erzeugnisse aus der Geschichte der Manufaktur gezeigt, so Irene Jäckel. Die knapp 20 Dauerleihgaben in Radebeul sollen die Vielfalt verdeutlichen. Sie wurden alle in den 1960er bis 1980er Jahren gebrannt.