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Scherben im Wasser trüben Badespaß

Neustadt. Für viele ist der Badesee eine Oase, eine kostenlose noch dazu. Für einige jedoch auch eine Einladung zum Randalieren.

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Von Heike SabelundMagdalena Roitzsch

Sie gehen nichts ahnend und gut gelaunt ins Wasser und kommen mit einer blutenden Schnittverletzung heraus. Allein drei Mal in den vergangenen Tagen hat das Gudrun Maaz am Neustädter Badesee beobachtet.

Nico Kurze geht sogar so weit, vor dem Besuch des Sees zu warnen. „Hier besteht eine erhöhte Gefahr, sich zu verletzten“, sagt der Neustädter. Und dann werde Kindern auch noch verboten, mit Badeschuhen ins Wasser zu gehen. Er sei mit seiner Beschwerde über die Sicherheitsmängel überall auf taube Ohren gestoßen.

Schuhproblem ist keines

Der Verein: Eine, die sich über die Scherben ganz besonders ärgert, ist Brigitte Thieme. Die Chefin des Badvereins ist auf Brass. Wegen den Betrunkenen, die vornehmlich nachts hier wüten und ihre Spuren hinterlassen. Aber auch wegen den Leuten, die nur meckern und selbst nichts machen. Schließlich sind es alles ehrenamtliche Helfer, die hier für Ordnung sorgen. Und dafür bekämen sie manches Mal dumme Sprüche als Antwort, wenn sie die Leute darauf hinweisen, ihren Müll wegzuräumen.

Die kaputten Zäune, für die nicht Menschen, sondern ein Sturm verantwortlich ist, habe der Bauhof jetzt repariert. „Sie hätten schon längst gemacht werden sollen“, sagt Brigitte Thieme.

Und das mit dem Badeschuh-Verbot sei Quatsch. Das könne jeder machen, wie er möchte. „Wir haben damit kein Problem.“

Bewusste Entscheidung

Die Stadt: Neustadt lässt sich die Betreuung des Badesee-Areals jährlich rund 50 000 Euro kosten. Für diese Summe ist der städtische Bauhof im Einsatz, sagt Bürgermeister Dieter Grützner (CDU). Das sei viel Geld, wenn man davon ausgeht, dass keine Einnahmen durch Eintrittsgelder dagegen stehen.

Doch man habe sich nach der umfangreichen Umgestaltung 2000/01 bewusst mit dem Verein für diese Variante entschieden. Bei Lohn- und Betriebskosten würden die Kosten auf das Doppelte hochschnellen, sagt Grützner. „Und dann wäre es eben auch nicht mehr kostenlos.“ Dabei ist gerade dies ein Vorteil, den viele nicht missen wollen und für den sie manch anderes gern in Kauf nehmen.

Die Klärung von Verantwortlichkeiten im Falle von Verletzungen und Schäden erfolge auf privatrechtlicher Basis, sagt Grützner. Deshalb stehe auch das Schild „Baden auf eigene Gefahr“ am Eingang. Genau wie der Hinweis, dass das Betreten zwischen 22 bis 6 Uhr verboten ist. Kontrolliert wird das durch die Stadt und die Polizei nur äußert sporadisch, haben auch schon die Gärtner aus der benachbarten Anlage beklagt.

Courage ist gefragt

Die Besucherin: Gudrun Maaz besucht das Bad bei gutem Wetter fast täglich. Gestern war sie mit Enkelin Lysanne da. Die fühlt sich auch wohl und sicher, denn es geht flach ins Wasser hinein. „Der Freibadesee ist eine richtige kleine Oase. Es gibt Schatten- und Sonnenplätze und es ist einer der wenigen Orte, an denen man noch kostenlos die Ruhe genießen kann“, schwärmt Gudrun Maaz.

Die Scherben im Wasser will sie nicht schönreden. Aber sie sagt auch: „Jeder sollte die Augen offen halten und wenn er etwas sieht, die Scherben auflesen. Genau so sollte jeder, der jemand Scherben ins Wasser schmeißen sieht, so viel Courage zeigen, denjenigen in einem ordentlichen Ton darauf hinzuweisen, dass es so nicht geht.“

Die schöne Anlage soll unbedingt erhalten werden. Dafür und damit sie auch weiter gepflegt werden kann, wurde Gudrun Maaz selbst Mitglied im Verein und unterstützt ihn mit monatlich einem Euro.