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Schicke neu sanierte Turnhalle

Die Arbeiten an den Melanchthonschulen in Görlitz sind (fast) abgeschlossen, die Lehrer zufrieden. Ein großes Problem aber bleibt.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Vor der Sanierung der historischen Turnhalle der Melanchthonschulen hatten die Lehrer die Wahl: „Entweder die Kinder verstehen uns oder wir haben es warm“, sagt Grundschul-Sportlehrerin Ines Knobloch. Schuld an dieser Wahl war die alte Heizung mit ihrem Gebläse: War sie an, war es laut. War sie aus, war es kalt.

Außen steht noch ein Bauzaun um die Halle.
Außen steht noch ein Bauzaun um die Halle. © Pawel Sosnowski/80studio.net

Seit wenigen Tagen ist die Turnhalle fertig saniert – und statt der lauten Heizung gibt es eine stille und noch dazu unsichtbare Heizung. Sie steckt unter dem ebenfalls neuen elastischen Sportboden. Und das ist noch längst nicht alles: Dämmung von unten und oben, Prallwände, Fenster in den Nebenräumen, Farbanstrich – vieles in der 1902/03 erbauten Turnhalle ist neu. Außen sieht es ähnlich aus. Der Dachstuhl musste repariert werden. „Die Schäden waren größer als gedacht, wir mussten zehn Sparren wechseln, die mit Hausbock befallen waren“, sagt Uwe Schäfer vom Görlitzer Ingenieurbüro Reibetanz + Storm, der die Sanierung geplant und begleitet hat. Die Geschossdecke – zwischen Turnhalle und Dach – hat eine Dämmung erhalten. „Vorher gab es dort wahnsinnige Wämeverluste, jetzt werden die Heizkosten enorm sinken“, erklärt Schäfer.

Uwe-Michael Lehmann vom städtischen Hochbauamt fügt hinzu, dass die gesamte Klinkerfassade gewaschen und neu verfugt wurde: „Einzelne schadhafte Steine mussten sogar ausgewechselt werden.“ Die „Neuen“ fügen sich aber so gut ein, dass sie überhaupt nicht auffallen. Innen ist das anders: Dort konnten die Klinker nicht gewaschen werden, weil das Wasser dem Hallenboden nicht bekommen wäre. Deshalb sind die hellen neuen Steine hier in den dunklen alten Wänden deutlich sichtbar. An beiden Giebelseiten wurden die Klinker jetzt hinter elastischen Prallwänden aus Holz versteckt. Dadurch sinkt die Verletzungsgefahr, wenn ein Kind im Unterricht gegen die Wand rennt oder fällt.

Auch viele Details sind nun schöner. So wurde die historische Holzdecke gründlich gereinigt, die Kletterwände aufgearbeitet. An dem riesigen Südfenster haben Arbeiter die Scheiben mit einer Sonnenschutz-Folie beschichtet. Zusätzlich blendet der helle neue Sportboden auch nicht mehr so stark wie der alte. „Manchmal“, sagt Sportlehrerin Ines Knobloch, „waren wir bei Sonnenschein wirklich stark geblendet.“

Die Stadt hat rund 460 000 Euro in die Sanierung der Halle gesteckt, die von Grund- und Oberschule gleichermaßen genutzt wird. „Wir werden den Kostenrahmen einhalten“, sagt Uwe Schäfer. Die letzten zwei, drei Rechnungen fehlen zwar noch, sodass die genaue Bausumme noch offen ist, aber bisher liegt alles gut im Plan. Auch der Zeitplan konnte am Ende (fast) eingehalten werden. Zuvor gab es allerdings Probleme, der Baubeginn musste verschoben werden. „Wir wollten nun bis Ende Dezember fertig werden und das ist auch annähernd gelungen“, so Lehmann.

Einzige Ausnahme ist die Außenfassade. Dort muss noch ein Sims in Kopfhöhe gestrichen werden, wofür aber kein Gerüst mehr nötig ist. „Das ist nur eine Sache von zwei Tagen, war aber im Dezember wegen des Wetters nicht mehr möglich“, erklärt Lehmann. Sobald die Temperaturen tags und nachts über fünf Grad liegen, soll das nachgeholt werden. Außerdem muss noch Baumaterial beräumt und der Bauzaun abgebaut werden: „Das schaffen wir hoffentlich noch in dieser Woche.“

Ines Knobloch ist überrascht, dass es zumindest innen pünktlich geklappt hat. „Es hieß immer Januar, aber das hätte ja auch Ende Januar bedeuten können“, sagt sie. Und sie ist rundum zufrieden, vor allem wegen der Heizung. „Außerdem ist die Halle schön hell geworden“, sagt sie. Auch Rolf Grünberg, Sportlehrer der benachbarten Oberschule, ist mit den Arbeiten zufrieden: „Die Halle ist gut saniert, da hat sich die Stadt wirklich Mühe gegeben.“

Allerdings, so Grünberg, löse die Sanierung das Hauptproblem nicht: „Die Halle ist und bleibt zu klein.“ Wenn in den achten oder neunten Klassen an die 50 Jungen gleichzeitig Sportunterricht haben, seien die Bedingungen alles andere als optimal. „Das wäre eine ideale Aula, alt und ehrwürdig“, so Grünberg. Für den Sportunterricht der größeren Schüler aber wünscht er sich eine deutlich größere Sporthalle.

Die Stadt versucht, das Problem zu lösen, indem sie Teile des Sportunterrichtes nach Rauschwalde und neuerdings auch an die Weinhübler Landheimstraße auslagert. Für Grünberg heißt das Pendeln: Er unterrichtet an drei Tagen pro Woche in der Melanchthon-Halle, aber an vier Tagen auch in Rauschwalde und an drei Tagen in Weinhübel. „Wir haben gekämpft, dass wir Hallenzeiten in Rauschwalde kriegen“, sagt er. „Hoffentlich werden uns die nicht mehr weggenommen.“ Und die Weinhübler Halle sei schön groß. Das sei weit besser als in der Kunnerwitzer- und der Ossietzky-Straße, wohin der Sportunterricht früher ausgelagert war. „Aber jetzt sollen wir am Freitagmorgen doch nicht mehr nach Weinhübel, weil die Stadt Kosten für den Transport der Schüler einsparen will.“ Grünberg will dagegen ankämpfen: „Das betrifft die Achtklässler, aber für die ist die Halle der Melanchthonschule eben viel zu klein.“