Von Kerstin Richter
Mit großen, strahlenden, schwarzen Augen schaut ein sechsjähriger Junge in die Kamera. Lebenslustig spielt er mit seinen Freunden. Dass er durch Aids zum Vollwaisen wurde, dass seine Lebenserwartung statistisch bei nur 15 Jahren liegt – niemand würde beim Betrachten des Bildes auf diese Gedanken kommen.
Aber genau das ist ein Teil der Realität in der Provinz Nyanza im Westen Kenias. Die HIV-Infektionsrate liegt dort offiziell bei zirka 18 Prozent, Unicef-Schätzungen zufolge tragen jedoch örtlich bis zu 50 Prozent der Menschen das Aids-Virus in sich. „Am schlimmsten betroffen ist die Generation der 20- bis 40-Jährigen“, berichtet Thomas Rommel. Die Kinder dieser jungen Erwachsenen verwaisen, wenn ihre Eltern an Aids sterben, oder sie werden schon vorher von zu Hause fort gejagt, weil die kranken Eltern sie nicht mehr ernähren können. Vor allem die Jungs kommen in große Städte wie Kisumu und verbringen ihr Leben dort klebstoff-schnüffelnd und bettelnd als Straßenkinder.
In beeindruckender Weise erzählt Thomas Rommel mit seinen Fotos vom Leben der Straßenkinder und von Vesuchen, ihnen zu helfen, vom Sterben aufgrund der HIV-Infektionen, aber auch vom Alltag der Menschen und der Wirtschaft in West-Kenia. Am Sonntagvormittag eröffnete der junge Mann, der in Leipzig Erziehungswissenschaft und Ethnologie studiert, seine Ausstellung im Afrikahaus Sebnitz. Die Fotos sind schwarz-weiß und mit einer analogen Kamera aufgenommen.
Durch den Hinweis seines Zahnarztes Joachim Schinkel erfuhr der Student vom Zahnarzthilfe Kenia e.V., einem Verein, der in Kenia eine Zahnklinik betreut. Er bot dem Forschungspraktikanten Informationen und Unterkunft. So hatte Thomas Rommel die Chance, verschiedene Hilfsorganisationen kennen zu lernen und das Leben der Menschen zu studieren. Die Idee, vor Ort zu gehen um Menschen zu helfen, fasziniert den jungen Mann. „Ich war in Regionen, in die sich kein Tourist verirrt, weil es keine weißen Strände oder Wildparks gibt“, erzählt er.
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