Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Zwerge sind bekanntermaßen kleine Menschen, die für den Bergbau wegen ihrer geringen Körperhöhe besonders geeignet sind. Viele Sagen und Geschichten erzählen davon: Im „Rheingold“ sind die Zwerge Bergleute und Gesteinskundige, bei Schneewittchen gehen sie einer dunklen Tätigkeit im Berge nach. Ja selbst im „Herr der Ringe“ werden die Zwerge als Erzgräber dargestellt. Alles Märchen oder was?
Studien belegen, dass dazumal tatsächlich möglichst kleine Männer für den Beruf des Bergmannes ausgebildet wurden. Früher schickte man sogar Kinder in die niedrigen Stollen. Urzeitliche Funde aus der Region des heutigen Landkreises Riesa-Großenhain sollen belegen, dass selbst hierzulande Wichtelmänner am Werke waren. An ihren Kupferhacken will man sie erkannt haben. Diese Männlein lebten schon vor 3500 Jahren. Da wären die Menschen sowieso noch viel kleiner als heute gewesen.
Das alles ist kein vorzeitiger Aprilscherz, sondern die Forschung von Prof. Dr. Ing. Heinrich Quirin von der Freien Universität Berlin, publiziert im populärwissenschaftlichen Magazin P.M. Neben seiner Tätigkeit als Gutachter von Talsperren, Tunnelbauten und Bergstürzen betätigte sich Quirin als Geologe in Erzgruben verschiedener europäischer Länder. Der vor 40 Jahren verstorbene Wissenschaftler will herausgefunden haben, dass zwergenähnliche Bergleute von der griechischen Insel Kreta bis ins heutige Sachsen vorgestoßen sind, um nach Gold und Erz zu schürfen. Man nannte sie die Fingermännchen. Und sie sahen dem P.M.-Magazin zufolge so aus wie die heutigen Gartenzwerge. Sie trugen eine solide Lederschürze und eine Zipfelmütze, „die der Tracht des Stammes der Phryger in Kleinasien entlehnt war und die grellrot eingefärbt wurde“. Diese Mütze war mit elastischem Material ausgestopft und diente den Bergleuten als Schutzhelm. Aus Kreta sollen diese Zwerge deshalb bis in die erzreichen Karpaten und sogar noch weiter nördlich vorgedrungen sein, weil ihnen zu Hause die Rohstoffe ausgegangen waren. Der Geologe und Paläontologe Quirin beschreibt ihre Kreuzhacken aus legiertem Kupfer, die zum Handwerkszeug der minoischen Kultur auf Kreta gehörten. Sie sei um 1500 vor Christus die älteste bekannte Hochkultur auf europäischem Boden gewesen. Waren die Vorbilder der Gartenzwerge also tatsächlich die ersten griechischen Gastarbeiter auf deutschem Boden? „Es ist unbestritten, dass in der Bronzezeit Tauschhandel betrieben wurde, sogar mit dem Mittelmeerraum“, sagt Dr. Heiermann vom Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Dresden. An der Gastarbeiter-Theorie hat er aber erhebliche Zweifel. „Wir haben bei uns keine kretischen Kupferhacken“, so Heiermann. Auch 1853 zwischen Weißig b. G. und Leckwitz gefundene Brucherzteile seien von Einheimischen selbst bearbeitet.