Von Gabriele Naß
Zwieback, Hochtechnologie, Töpferwaren, Fahrräder - Neukirch hat Unternehmen mit Leistungskraft und gutem Ruf, von denen andere Kommunen nur träumen. Warum wuchert die Gemeinde mit diesem Pfund nicht auf ihrer Internetseite?
Bürgermeister Gottfried Krause ist nicht im Amt, daher stellte sich Hauptamtsleiter Gerald Bär gestern der Frage, die sich ergab, nachdem Neukirch in einem SZ-Vergleich im Internet nicht wirtschaftsfreundlich abschnitt, sich unter den Schlusslichtern wiederfand (SZ, 22.10., S.10). Dabei machte er einen guten Job für seine Gemeinde, reagierte weder bösartig, noch war er vergnatzt. Ganz im Gegenteil. Für Gerald Bär war die Bestandsaufnahme der Zeitung Anlass, darüber nachzudenken, ob die Sichtweise der Gemeinde auf ihre Internetpräsentation, wie sie vor gut zwei Jahren mit Gemeinderäten abgestimmt wurde noch zeitgemäß ist. Danach sprang Neukirch damals zwar auf den fahrenden Zug auf und brachte sich ins Netz, aber mit geringstem finanziellen, personellen und gedanklichen Aufwand. Gerald Bär glaubt, dass Neukirch aus seinem Potenzial mehr machen kann. Aus heutiger Sicht wahrscheinlich sogar muss. Er will darüber mit dem Bürgermeister reden, sobald der zurück im Rathaus ist.
Viel mehr Geld als im Moment, so Bär, dürfe der Gemeinde ihre Internetseite jedoch nicht kosten. Das Geld sei angesichts eines Sacks auch anderer wichtiger Aufgaben nicht da. 25 Euro im Monat werden derzeit in die Zusammenarbeit mit einem Neukircher Unternehmen investiert, das die technische Seite des www-Auftritts löst. Mehr Aussagen im Internet zu Neukirch als Wirtschaftsstandort oder Tourismuszentrum müssen, meint der Hauptamtsleiter, nicht teuer sein. Neukirch habe gute Kontakte zur Studienakademie in Bautzen und zur Hochschule Zittau/Görlitz und damit eine Möglichkeit, Studenten an der Arbeit zum Inhalt der Internetseite zu beteiligen. Und man könnte sich mit Sohland austauschen. Die mittelstandsfreundlichste Gemeinde der Lausitz 2001 hat eine der besten Wirtschaftsseiten im Internet hierzulande und auch kein Geld im Überfluss.
Zuallererst brauche Neukirch jedoch ein Ortsmarketingkonzept, sagt Gerald Bär. Wenn es das gibt, werde auch der Internetauftritt gewinnen. Die Arbeit daran sei ganz ohne Geld aber nicht zu machen und daher die Diskussion um den Haushalt 2003 ein guter Anlass, das Thema in der Verwaltung und mit den Gemeinderäten zu diskutieren. Jemanden einzustellen, der sich allein mit Marketing oder dem Internet beschäftigt, sei jedoch Illusion.
Die Stadt Bischofswerda, die im genannten www-SZ-Vergleich an der Spitze rangiert, hat einen guten Mann in den eigenen Reihen. EDV-Administrator Uwe Tilch kann einen Teil seiner Arbeitszeit für die Pflege der Bischofswerdaer Seite nutzen. Etwa zwei Stunden in der Woche braucht er dafür, sagte Bürgermeister Andreas Wendler auf Anfrage. Der große Vorteil von Uwe Tilch sei, dass er auf Informationen nicht wartet, sondern sie einfordert und selbst beschafft. „Er ist ehrgeizig“, sagt der Bürgermeister.
www.neukirch-lausitz.de,
www.bischofswerda.de