Schiebocker setzt auf Fleisch aus der Region

Bischofswerda. Die Schiebocker Fleischverarbeitungsgesellschaft hat die Landschlachtstelle in Sohland gekauft. Der notarielle Vertrag wurde in der vergangenen Woche rückwirkend zum 1. Juni unterzeichnet, sagte Jens Mühmelt, geschäftsführender Gesellschafter des Bischofswerdaer Unternehmens. Alle acht Mitarbeiter der Sohlander Direktvermarkungsgesellschaft – vier Fleischer und vier Verkäuferinnen – wurden übernommen. Sie werden weiterhin in ihrem bisherigen Betrieb im Oberland arbeiten. Am 3. Juli wird der zurzeit geschlossene Hofladen in Sohland wieder öffnen. Das Sohlander Verkaufsmobil ist bereits seit dieser Woche wieder unterwegs.
Mit der Betriebsübernahme erreicht der Bischofswerdaer Betrieb zwei Ziele auf einmal. Zum einen schafft er die räumlichen Voraussetzungen, um sich zu erweitern. „Unsere Produktion in Bischofswerda platzt buchstäblich aus allen Nähten“, sagt Jens Mühmelt. Die Pläne, den Standort an der Stolpener Straße auszubauen, sind zwar fertig. Nun werden sie erst einmal zurückgestellt, weil es in Sohland ausreichend Produktionsfläche gibt. In den nächsten beiden Jahren wollen die Gesellschafter einen sechsstelligen Betrag in die Modernisierung des Sohlander Betriebsteils investieren. Zum anderen wird die Schiebocker Fleisch GmbH mit der Übernahme zu einem Betrieb, der das Fleisch, das er verarbeitet, auch selbst schlachtet. „Wir rücken dadurch noch nährer an die Landwirte heran und sichern kurze Transportwege fürs Vieh“, begründet es der Firmenchef. Es geht dabei um regionale Wirtschaftskreisläufe. Jens Mühmelt, von Haus aus Fleischermeister, legt Wert darauf zu wissen, woher das Fleisch kommt, das in seinem Betrieb verarbeitet wird, und wie die Tiere gehalten und ernährt worden sind. „Wir wollen uns so den Zugriff auf die Qualität sichern“, sagte er zu Beginn dieses Jahres in einem SZ-Gespräch. Die Möglichkeit, selbst zu schlachten, ist ein weiterer Schritt, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Die Rinder bezieht der Betrieb von einem Landwirt aus Sohland, die Schweine von einem Produzenten aus Herwigsdorf bei Löbau. Die Kälber kommen vom Großdrebnitzer Agrarbetrieb, die Lämmer von einem Landwirt aus Berthelsdorf. Seit ein paar Tagen wird in Sohland unter dem neuen Eigentümer geschlachtet. Auch die Lohnschlachtung für Andere wird angeboten – in Abhängigkeit von den Möglichkeiten und Zeiten des eigenen Betriebes.
Elf Geschäfte in der Region
Ein Teil der Bischofswerdaer Produktion wird nach Sohland verlagert. Alle in Bischofswerda angestellten Mitarbeiter bleiben jedoch an diesem Standort. Verkauft werden künftig im Sohlander Hofladen und dessen Verkaufswagen die Wurst- und Fleischwaren aus Bischofswerda. Von der Sohlander Direktvermarkungsgesellschaft übernehme man jedoch „die Rezepte und die Gedanken“, sagt Jens Mühmelt. Der Zufall half, dass es zur Betriebsübernahme kam. Den Sohlander Mitarbeitern war gekündigt worden – und eine Mitarbeiterin hatte sich daraufhin in Bischofswerda als Verkäuferin beworben. So kam man schnell ins Gespräch.
Mit der Firmenerweiterung wächst die Belegschaft der Schiebocker Fleischverarbeitungsgesellschaft auf fast 80 Mitarbeiter. Der Hofladen in Sohland wird das elfte Geschäft des Unternehmens zwischen Pulsnitz, Stolpen und Steinigtwolmsdorf sein. Erst im April wurde eine Filiale im Großharthauer Norma-Markt eröffnet.
Bei der "Spätschicht" dabei
Im vergangenen Jahr stellte der Bischofswerdaer Betrieb zwei Fleischer-Lehrlinge ein. In diesem Jahr werden es zwei jungen Frauen sein, die zu Fachverkäuferinnen ausgebildet werden. Neue Mitarbeiter zu finden, ist eine Herausforderung. „Man muss sich zeigen“, sagt Jens Mühmelt. Für ihn auch ein Grund, sein Unternehmen am 28. Juni für Interessierte zu öffnen. Im Rahmen der von der Stadt organisierten ersten Bischofswerdaer „Spätschicht“ ist die Schiebocker Fleisch GmbH eine von zwölf Stationen. Es ist eine Einladung an Leute, die sich über Arbeits- und Ausbildungschancen und die Wirtschaftskraft der Region informieren möchten. Oder die nur mal schauen möchten, wie in Betrieben gearbeitet wird.