Von Helga Koch
Auf den ersten Blick könnte man denken, der Anhang der A4-Broschüre gehört zu einem Bahn-Kursbuch für Sachsen. Auf den zweiten Blick fallen dann aber doch die kleinen Farbpunkte auf, mit denen die Bahnhöfe gekennzeichnet sind. Grüne Pünktchen bekommen nur Pommritz und Breitendorf, das heißt, beide Bahnhöfe befinden sich in einem guten Zustand. So werden sie von der Bahn AG in ihrer Broschüre „Entwicklungskonzeption Sachsen – Einladung zum Dialog“ eingestuft.
Gelbe Punkte erhalten Bahnhöfe in einem mittleren Zustand: Bautzen, Singwitz, Rodewitz, Wilthen, Schirgiswalde–Kirschau, Sohland, Kubschütz, Seitschen, Neukirch-West und Putzkau. Mit roten Punkten als Symbol für einen schlechten Zustand sind die Bahnhöfe Demitz-Thumitz, Bischofswerda, Weickersdorf, Großharthau, Neukirch-Ost, Großpostwitz und Taubenheim versehen.
Insgesamt verfügt die Bahn AG in Sachsen über 548 Bahnhöfe, davon 511 mit einem Empfangsgebäude. Für 90 Prozent zeichnet sich ein mittlerer bis großer Handlungsbedarf ab. „Für eine flächendeckende Sanierung haben wir kein Geld“, sagt Kerstin Eckstein, Sprecherin der Bahn AG in Sachsen, unmissverständlich. Die Bahn AG wolle in der Lausitz nur solche Empfangsgebäude behalten, die sich wirtschaftlich vernünftig betreiben lassen. Außer Bautzen betrifft das Hoyerswerda, Görlitz, Zittau, Kamenz und Löbau, alle anderen sollen verkauft werden.
Für den Bautzener Bahnhof gebe es einige Konzepte, sagt Bahnhofsmanager Thomas Scharte.
Im Sommer sind regionale Konferenzen geplant, um Rahmenbedingungen zu verhandeln, speziell für die Bahnhöfe im Landkreis Bautzen mit dem Zweckverband Verkehr Oberlausitz – Niederschlesien (Zvon). Mit den Kommunen und Zweckverbänden werde vor allem auch über die Entwicklung derjenigen Stationen beraten, wo Umsteigemöglichkeiten zum Öffentlichen Personennahverkehr bestehen, sagt Kerstin Eckstein.
Auch wenn sich das Verkehrsunternehmen von Gebäuden trennt: „Die Verkaufsstation bleibt immer bei der Bahn. Wir werden ordentliche Möglichkeiten schaffen, dass die Fahrgäste im Trockenen warten und ihre Fahrkarten am Automaten holen können.“
Seitens der Bahn AG bestehe der Wunsch, mit den Kommunen Lösungen zu finden und das Bild der Bahnhöfe zu verbessern. Bahnhöfe prägten das Stadtbild, stellten eine erste Visitenkarte für Fremde dar. Im Gegensatz zur Bahn AG als Tochterunternehmen des Bundes könnten Kommunen als Eigentümer von Empfangsgebäuden Fördermittel bekommen, beispielsweise Zuschüsse für den Denkmalschutz. Das treffe genauso für Privatleute zu.