So wird Döbelns neue Brücke gegossen

Döbeln. Der Dienstag ist der wahrscheinlich wichtigste Tag beim Bau der Brücke an der Schillerstraße in Döbeln. Seit 5 Uhr läuft hier der sogenannte Betongang. Die Brücke wird von der Firma Bau Logistik an einem Tag in einem Stück gegossen.
Ein Fahrmischer nach dem anderen rollt zur Betonpumpe, die an der Baustelle steht. Claudius Wilhelm vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Eichhardt schnappt sich einen Eimer und kommt mit einer Probe der grauen Pampe zurück. Er ist für die unabhängige Überwachung der Betonqualität zuständig.
Ein Trichter wird gefüllt und weggenommen. Die breiige Masse bewegt sich auf dem sogenannten Ausbreittisch in die Horizontale. 15 Mal lässt Wilhelm die Platte genau definiert fallen, bis die Probe einem Pfannkuchen ähnelt. Mit dem Zollstock lässt sich jetzt die Konsistenz des Betons ermitteln.
Bisher habe alles gepasst, sagt Marko Schneider, Prüfstellenleiter der Firma Berger Beton, der den ganzen Tag auf der Baustelle zubringen wird. Zwei Mischwerke von Berger Beton in Döbeln und Oschatz arbeiten seit dem Morgen auf Hochtouren, um den Bedarf an Baumaterial zu decken. Dazu kommt ein drittes Mischwerk in Noschkowitz.

An die 800 Kubikmeter Beton werden für den rund 100 Meter langen Brückenkörper benötigt. Dafür müssen die Fahrmischer an diesem Tag rund 100 Mal auf der Baustelle anrollen, sagt Uwe Handtrack vom Bauamt der Stadt.
Drei Betonpumpen stehen neben der Baustelle, die je nach Baufortschritt das Material nach oben befördern. Dort pladdert die graue Pampe zwischen das Netz aus Stahlbewehrung, das in den vergangenen Wochen über die Holzschalung gelegt wurde.
Eine Kolonne Bauarbeiter verdichtet die Masse mit sogenannten Flaschenrüttlern. Eine weitere Kolonne schiebt mit Gartenharken den Beton vor die Rüttelbohle, die langsam auf der gesamten Breite mit zwei Handkurbeln über die Brücke gezogen wird und dem Beton das endgültige Profil gibt. Mit den Qualitätskontrolleuren seien bis zu 30 Leute gleichzeitig auf der Baustelle. „Das ist eine Personalschlacht“, sagt Handtrack.
Die Sonne prasselt auf die Bauleute herunter. Es wird mittags schon ziemlich warm. Bedeckter Himmel wäre besser, sagt Handtrack. Der Beton darf nicht austrocknen, bevor er abgebunden hat, weil er dann Risse bekommt. „Am Nachmittag werden sie schon mit der Nachbehandlung mit dem Wasserschlauch beginnen müssen“, sagt Handtrack. Erst für den späten Nachmittag haben die Meteorologen leichten Regen gemeldet.

Noch werden die rund 3.000 Tonnen Beton und Stahl von dem mächtigen Tragegerüst gehalten, auf der die Holzschalung ruht. Aber schon am Donnerstag wird Vorspannung auf die 288 Stahlkabel gegeben, die sich in 16 Hüllrohren von einem Widerlager zum anderen durch den Brückenkörper ziehen und die ihn spannen wie einen Flitzebogen.
Durch die Kabel erhält die Brücke für ihre gesamte Lebenszeit die nötige Tragfähigkeit. Sieben Tage nach dem Betongang werden sie auf ihre Endspannung gebracht, das Traggerüst unter der Brücke abgesenkt und schließlich weggenommen und die Holzschalung entfernt. Dann steht die Schillerbrücke von selbst.
Fertig ist sie aber dann noch lange nicht. Später werden noch die sogenannten Kappen gegossen, auf denen die Fußwege verlaufen und in denen die Versorgungsleitungen, etwa für die Straßenbeleuchtung, verlegt werden.
Außerdem fehlt noch ein kleines Brückenfeld auf der Ostseite, unter dem einmal der Radweg verlaufen soll, erklärte Handtrack. Auf dieser Seite wird auch die Sörmitzer Straße angehoben. Der Zaun der Firma Typofol ist dafür schon ein ganzes Stück verschoben worden.
Auf der Westseite werden die Fahrzeuge über eine Rampe auf die Brücke rollen, die noch aufgeschüttet werden muss. Eine lange Schallschutzwand soll die Häuser an der Uferstraße vom Fahrzeuglärm abschirmen. Fertig sein wird die Brücke gegen Ende des Jahres.
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