Margarethe wird hübsch gemacht

So weiß wie Schnee und so rot wie Blut. Nur ihre Haare sind nicht ganz so schwarz wie das Ebenholz. Die Rede ist von Margarethe von Pflugk, oder besser gesagt von einem Gemälde, auf dem die Adlige dargestellt ist. Es befindet sich im Osterzgebirgsmuseum Lauenstein und ist in Gefahr. Denn die Farbschichten auf dem Tafelbild lösen sich.
Nun hat das im Schloss Lauenstein von der Stadt Altenberg geführte Museum unerwartete Hilfe bekommen. Die Ernst-von-Siemens-Kunststiftung stellt über ihre Corona-Förderlinie Geld für freiberufliche Restauratoren und Wissenschaftler in den Museen bereit. Davon profitiert die Restauratorin Betina Beck aus Dresden, die sich nun im Auftrag des Museums um die Restaurierung des Gemäldes kümmern kann. Aufgrund der enormen Größe des Bildes - es ist 3,24 Meter mal 1,40 Meter groß - ist das ein sehr arbeitsaufwendiger Prozess. Denn alte, andersfarbige Retuschen müssen entfernt und Fehlstellen beseitigt werden.

"Unserem Museum kommt diese Unterstützung gerade richtig. Wir können das älteste Gemälde unserer Sammlung nun doch restaurieren lassen", sagt Museumsleiterin Gabriele Gelbrich. Das Bild ist ein Meisterwerk. Die sorgfältig abgebildeten Ketten, Ringe und Wappen sind aus Sicht der Museumsleiterin bemerkenswert. Aus dieser Epoche besitzt ihr Museum neben der Immobilie kaum Objekte, außer einem mächtigen Fassadenschrank, der in der Dauerausstellung im Museum gezeigt wird.
Das 1589 gemalte Bild zeigt Margarethe von Pflugk im Alter von 15 Jahren. Diese stammt aus einem alten sächsisch-böhmischen Adelsgeschlecht und wird hier als Braut dargestellt. Sie war verheiratet mit dem 1553 geborenen Caspar von Bernstein, brachte zwei Söhne und eine Tochter zur Welt und starb am 19. Januar 1638 im benachbarten Bärenstein. "Mit dem Bild ist die Sage von der unglücklichen Margarethe verbunden", so die Museumsleiterin. Sie soll wegen ihrer Liebe zu einem ihr nicht standesgemäßen Jüngling eingemauert worden sein und noch heute ruhelos im Schloss Bärenstein spuken.

Für Gabriele Gelbrich ist das Bild nicht nur deshalb mehr als ein Porträt einer Adligen. "Es eröffnet uns heute einen Blick in die Zeit der Renaissance, in das Leben der Menschen damals. Vor allem deshalb ist es für unser Haus über seinen kunsthistorischen Wert hinaus von zentraler Bedeutung", so die Museumschefin.
Das Bild stammt aus Schloss Bärenstein. Mit dem Verkauf des Schlosses nach 1990 wurde das Gemälde in das Osterzgebirgsmuseum Schloss Lauenstein überführt und in die Dauerausstellung integriert. Nach Klärung der offenen Vermögensfragen wurde auch dieses Bild an die ehemaligen Besitzer von Schloss Bärenstein zurückgegeben. Nach längeren Verhandlungen konnte es noch vor einer möglichen Versteigerung mithilfe der Landesstelle für Museumswesen Sachsen 2017 gekauft werden.
Übrigens profitiert nicht nur Betina Beck von dem Programm der Kunststiftung. "Inzwischen haben wir fast 400.000 Euro ausgeschüttet, circa 40 Projekte und damit mehr als 40 Freiberufler unterstützt", sagt Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung. Die neue Förderlinie ermöglicht Aufträge für Freiberufler und wird von ihm sehr zur Nachahmung empfohlen.