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Schluss mit der windschiefen Hütte

Die Waldeisenbahn Muskau (WEM) existiert seit 125 Jahren. Mit einer neuen Halle wird (fast) alles besser.

Von Sabine Larbig
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Das Vereinshaus in Weißwasser unweit der neuen Instandhaltungshalle ist saniert. Bald erhält es noch eine Fototerrasse für Bahnfans. Selbst das Umfeld wird neu gestaltet.
Das Vereinshaus in Weißwasser unweit der neuen Instandhaltungshalle ist saniert. Bald erhält es noch eine Fototerrasse für Bahnfans. Selbst das Umfeld wird neu gestaltet. © Sabine Larbig

Wer nach Kromlau oder Bad Muskau will, kommt ab Weißwasser mit der Waldeisenbahn Muskau auf bequeme und nostalgische Art hin. Was den Gästen verborgen bleibt, sind die großen Anstrengungen, um Dampf- und Dieselloks, Waggons, den Bahnhof Teichstraße in Weißwasser samt Gastronomie, Spielplatz und Museumsbahnhof sowie die über 20 Kilometer Gleise, mehr als 50 Bahnübergänge und Weichen, eine Brücke und 15 Bahnstationen zu pflegen und zu erhalten. Eine Mammut-Aufgabe, der sich seit 1990 der Verein Waldeisenbahn Muskau e. V. widmet. Er übernahm damals das Streckennetz und baute die Bahn mit Unterstützung vom Landkreis als Touristenattraktion wieder auf. Heute ist die Museumsbahn die größte in 600-mm-Spur in Deutschland. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an Instandhaltung und Sanierung.

„Bei den Gleisanlagen besteht inzwischen ein Reparatur-Stau. Das stellt uns vor immense Herausforderungen, um die Bahn für die Zukunft zu ertüchtigen“, weiß WEM-Geschäftsführer Heiko Lichnok. Zwar hat die Waldbahn elf Stammkräfte und bis zu sechs Saisonkräfte, die den Bahnbetrieb von Verwaltung über Kartenverkauf, Anlagenpflege, Fahrbetrieb bis Reparaturen absichern. Große und notwendige Investitionen obliegen jedoch dem Verein, der unermüdlich Spenden sammelt. Zuletzt finanzierte er so den Bau der Fahrzeuginstandhaltungshalle. Im Frühjahr soll diese Halle, deren Bau 2018 auf einer wilden Müllkippe in Weißwasser begann, in Betrieb gehen. „Der Neubau hat nicht nur eine städtische Dreck-Ecke beseitigt. Vielmehr erhielt die WEM so endlich vier Stellplätze für historische Dampfloks und einen Reservestellplatz für Dieselloks. Außerdem gibt es jetzt eine beheizbare Metallbearbeitungswerkstatt, in der viele Reparaturen selbst möglich werden, die bislang Fremdfirmen machten. Das spart Geld und Zeit. Denn unsere Leute verfügen über das nötige Fachwissen und Können. Nur die technischen Voraussetzungen fehlten“, unterstreicht Wilfried Haenelt, Vorstandsmitglied im Verein, die Bedeutung.

Kein Kohleeimer-Tragen mehr

Um die Halle bauen zu können, sparte der Verein zehn Jahre lang Geld an. Zwar gab es Fördermittel. Trotzdem galt es, 175.000 Euro Eigenmittel aufzubringen. Aber die Halle, zu der Lager und Archiv gehören, bringt langfristig Vorteile. So können die Waldbahner dort mit Hilfe regionaler Fachfirmen selbst Hauptinstandhaltungen der Loks durchführen und müssen sie nicht in weit entfernte Zentralwerkstätten bringen. Dadurch, und weil die WEM drei Dampfloks hat, entsteht bei Ausfall durch Reparaturen, Durchsichten und Instandhaltungen kein Zeitdruck mehr. „Wir können nun ganzjährig den Dampfbetrieb absichern“, so WEM-Chef Lichnok.

Kontinuierlich investiert werden muss auch in die bestehende Infrastruktur. Im Sanitärbereich am Bahnhof Teichstraße entstanden in den letzten Wochen ein rollstuhlgerechter Zugang, Behinderten-WC, Still- und Wickelraum. Im Bereich Museumsbahnhof bis Vereinsgelände starteten WEM und Stadt Weißwasser im Vorjahr ein gefördertes Projekt, das die Erschließung des Geländes rund um die neue Halle mit befestigten Wegen, Foto-Terrasse und Verladerampe für Lok-Transporte ermöglichte. Selbst ein per Sattelschlepper erreichbares Kohlelager entstand. „Nun muss die Steinkohle nicht mehr mit Schaufel und Eimer von A nach B gewuchtet werden, um die Lok-Tender zu befüllen“, erklärt Heiko Lichnok. 

Wilfried Haenelt, Vorstandsmitglied im Verein, und WEM-Geschäftsführer Heiko Lichnok (re) in der neuen Fahrzeuginstandhaltungshalle mit Metallbearbeitungswerkstatt.
Wilfried Haenelt, Vorstandsmitglied im Verein, und WEM-Geschäftsführer Heiko Lichnok (re) in der neuen Fahrzeuginstandhaltungshalle mit Metallbearbeitungswerkstatt. © Sabine Larbig

Schmuckstück am Industriekulturweg

Selbst der alte Holzlokschuppen, sagt er, erhalte über das Programm eine Verjüngungskur, da er als Unterstand für die Dieselloks nötig ist. „Das Areal wird quasi komplett neu“, fasst Wilfried Haenelt zusammen. Besonders freuen er und die Vereinsmitglieder sich über das sanierte Vereinsgebäude im Areal. „Wir haben aus einer krummen und windschiefen Hütte ein tolles Domizil gemacht.“ Dafür mussten monatelang unterirdisch Medien verlegt, Wände gedämmt und die Fassade saniert werden. Der Aufwand lohnt sich. Nicht nur für den Verein. Immerhin liegt das Gelände am künftigen Industriekulturweg, der eine (Rad-)Wegverbindung zwischen Glasmuseum und Waldbahn schafft.

Was weitere Instandhaltungsarbeiten an der Infrastruktur der Kleinbahn, die über 90 Jahre als „Gräflich von Arnimsche Kleinbahn“ die industrielle Entwicklung der Region bestimmte, betrifft, so engagiert sich der Verein auch hier hinter den Kulissen für Umsetzung und Finanzierung. So soll das Besucherzentrum „Anlage Mitte“ noch 2020 einen neuen Außenanstrich erhalten. Außerdem werden die Gleisanlagen im Museumsbahnhof erneuert, was allein rund 50.000 Euro kosten wird. Geplant sind außerdem die Instandsetzung und Verlängerung des Bahnsteigs in Kromlau, wofür trotz finanzieller Förderung 12.000 Euro Eigenmittel und Eigenleistungen im Wert von 20.000 Euro erforderlich sind. Doch das, meinen Haenelt und Lichnok, sei nur eine der „kleinen“ Investitionen.