SZ +
Merken

Schnäppchenjagd vorm Coswiger Rathaus

Die Fundsachenversteigerung lockte am Sonnabend mehr als 100 Leute. Was die Renner unterm Hammer waren.

Teilen
Folgen
© Andreas Weihs

Von Nicole Czerwinka

Ein schwarzes Damenfahrrad für 53 Euro. Mario Thomä schiebt es lachend vom Hof des Coswiger Rathauses. Der 37-Jährige ist der Erste, der bei der großen Fundsachenauktion am Sonnabend den Zuschlag erhalten hat. Ein bisschen Ausdauer hat er jedoch gebraucht. Das Mindestgebot für den Drahtesel lag bei fünf Euro.

Fünf, zehn, elf, zwölf – in Euroschritten steigerten sich die Gebote, bis den Großdobritzer bei 53 Euro schließlich niemand mehr überbot. Die Geduld hat sich gelohnt. „Das Fahrrad ist für meine Freundin. Es ist ein italienisches Modell, im Handel zahlt man locker 400 bis 500 Euro für so ein Teil“, sagt Thomä.

Fahrräder wie dieses sind der Renner bei der jährlichen Auktion vor dem Coswiger Rathaus. Gut 100 Leute haben sich dieses Mal dort versammelt, um ein Schnäppchen zu ergattern. Unter den Gegenständen, die im Laufe eines Jahres in Coswig gefunden, aber niemals von ihrem Besitzer wieder abgeholt wurden, sind neben Fahrrädern auch Damenjacken, Handys, Uhren und Geldbörsen.

„Wir haben dieses Mal 49 Auktionsstücke zu versteigern, zwei wurden zuvor von den Besitzern noch im Fundbüro abgeholt“, sagt Petra Schanze vom Bürgerbüro der Stadt, welches auch für die Fundstücke zuständig ist.

Sie ist es auch, die hier immer den Auktionshammer in die Hand nimmt. Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten – verkauft. Eine gute Stunde dauert es, bis alle Fundsachen per Versteigerung neue Besitzer gefunden haben. Denjenigen, die hierbei ihr eigenes verlorengegangenes Eigentum wiederentdecken, bleiben dann nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder, sie steigern einfach mit oder aber sie melden sich hinterher im Bürgerbüro und bekommen die Summe, die ihr Gegenstand bei der Auktion eingebracht hat, im Nachhinein ausgezahlt. Versteigert ist schließlich versteigert.

Während die Auktion auf dem Rathausplatz allmählich zu Höchstformen aufläuft, nimmt Mario Thomä seine Errungenschaft am Rande noch einmal etwas genauer unter die Lupe. Er hatte sich bereits vor der Auktion für dieses Modell entschieden. „Ich werde das Fahrrad noch ein bisschen aufmöbeln, Bremse, Sattel und Kettenschutz müssen neu gemacht werden“, sagt er. Etwa 40 bis 50 Euro will er dafür noch zusätzlich investieren. Trotzdem scheint der Haustechniker aus Großdobritz zufrieden mit seinem Schnäppchen. „Der Zustand ist noch ganz gut“, so Thomä.

Wie die meisten hier, ist er ganz gezielt zur Versteigerung gekommen. „Ich habe auch mein eigenes Fahrrad bei der Fundsachenversteigerung in Coswig erworben“, sagt er. Das sei aber schon Jahre her. Damals hat er seinen Drahtesel hier noch für 40 Deutsche Mark ersteigert. Ein gutes Geschäft. „Ich fahre noch heute damit“, so der junge Mann. Seitdem habe er an der Versteigerung vor dem Rathaus aber auch nie wieder teilgenommen. Bis heute.

Mit den 53 Euro scheint er tatsächlich einen guten Fang gemacht zu haben. Die beiden teuersten Fahrräder gingen am Sonnabend für jeweils 120 Euro unter den Hammer. Zum Schluss kamen dann die kleineren Gegenstände an die Reihe. Zehn Euro für eine silberne Damenarmbanduhr von Buffalo, fünf Euro für einen Silberring im Schmuckkästchen, das rote Portemonnaie dagegen fand gar keinen Abnehmer.

Trotzdem hat die Auktion dieses Jahr insgesamt 1358 Euro eingebracht. Diese werden nun auf einem Verwahrkonto drei Jahre lang aufgehoben – falls sich doch noch der eine oder andere Besitzer meldet. Nach Ablauf dieser Frist landet das Geld in der Stadtkasse.

Bis dahin wird Mario Thomä das schwarze Damenfahrrad für seine Freundin längst wieder flott gemacht haben.