Von Diana Kümmel
Sie haben ihre Fans wohl zu lange auf ein neues Stück warten lassen, denn die Premiere „Schneewittchen und der Kasper“ war hoffnungslos ausverkauft. Wer sich dennoch mit seinen Kindern auf den Weg in die Studiobühne der Landesbühnen Sachsen machte, wurde nicht abgewiesen. Die Kleinen wurden auf Matratzen vor der ersten Reihe platziert, die Großen rückten hinten zusammen. Sicherlich hatte auch die Medienpräsenz des Amateurtheaters große Wirkung. Denn dank des neuen „Mitspielers“ Maik Teschner - Morgenmoderator des Hörfunksenders MDR 1 Radio Sachsen - konnte das sechsköpfige Team eine halbe Stunde on air kräftig die Werbetrommel rühren.
Nicht alles wie im Original
In dem Stück spielt sich vieles so ab wie im Grimmschen Original, aber eben nicht alles. Schneewittchen (Konstanze Hohmuth) geht mit dem Jäger (Uwe Wittig) in den Wald, der sie kaltblütig auf Weisung der Königin mit einem Schwert töten will. Die sieben Zwerge sind weit weg, sie muss sich mit der Hilfe eines Mannes zufrieden geben. Der Kasper (Jan Dietl) überredet den einfältigen Jäger zur Aufgabe seiner Pläne. Königin Mutter (Sylke Schmidtke) freilich ist not amused, als sie vom Spiegel (Maik Teschner) erfährt, dass das schöne Kind noch am Leben ist. Es beginnt eine wilde Jagd quer durch den Wald - die Königin sucht Schneewittchen auf, der Jäger will den Kasper fangen. Immer wieder fällt Schneewittchen, trotz der lautstarken Warnungen der Kinder, auf ihre Mutter herein. Und immer wieder hat sie Glück und kehrt ins Leben zurück. Am Ende platzt die Mutter vor Wut, Schneewittchen besteigt den Thron und benimmt sich dort so, wie es wohl keiner gewünscht hat. Sie wird eingebildet und verweist den Kasper des Hauses.
Auch wenn die Handschrift eines Amateurtheaters zu lesen war - nicht zuletzt durch den Dialekt einiger Darsteller - ist Regisseur Friedemann A. Nawroth eine tolle, familienfreundliche Inszenierung gelungen. Kinder, Erwachsene und die Darsteller sowieso hatten viel Spaß. Ihre Liebe zum Theater war deutlich zu spüren. Besonders beeindruckte Sylke Schmidtke das Publikum als böse Königin. Uwe Wittig und Silly Guhr (als Gretel) meisterten dagegen die komischen Szenen hervorragend. Und auch Neuzugang Maik Teschner war nach der Premiere glücklich: „Ich habe mich sauwohl gefühlt, auch wenn ich viel aufgeregter war als im Radio. Im Theater muss man sich gleichzeitig auf die Mimik, den Text, das Laufen und den richtigen Einsatz konzentrieren.“ Seine Radiokollegin Henriette Schmidt saß ebenfalls im Publikum: „Ich war ganz erstaunt, wie er aus sich rausgekommen ist. Er war aber auf der Bühne genauso, wie ich ihn kenne, einfach witzig.“
Reaktionen eingearbeitet
Kasper Jan Dietl war mit der Aufführung ebenfalls zufrieden. „Wir hatten am Tag zuvor bereits einen Probelauf in einem Kindergarten. Danach haben wir noch mal einige Sachen nachgebessert, denn das Stück lebt ja auch von den Reaktionen der Kinder.“ Dass das Theater Heiterer Blick immer noch keine eigene Spielstätte hat, empfindet er als Nachteil. Die Zusammenarbeit mit den Landesbühnen Sachsen laufe aber zunehmend besser, so Dietl. Enttäuscht sei das Ensemble allerdings von der Absage des Kulturamtes der Stadt Radebeul, während des Weihnachtsmarktes in Altkötzschenbroda auch eine Nachmittagsvorstellung zu spielen. „Das ärgert uns sehr, zumal wir schon im Sommer dieses Angebot unterbreitet haben“, so Jan Dietl.
Weitere Termine: 8. Dezember, 19.30 Uhr, Stadtgalerie, Altkötzschenbroda 21; 15.Dezember, 11Uhr, Studiobühne der Landesbühnen Sachsen; 19. Januar, 15 Uhr, Studiobühne der Landesbühnen Sachsen.