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Schnellere Behandlung bei Herzinfarkt

Dank neuer Technik müssen Notfallpatienten nicht mehr nach Dresden gebracht werden.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Den Besuchern des ersten SZ-Gesundheitsforums im neuen Jahr konnte Dr. Jochen Eberhard, Chefarzt der medizinischen Klinik des Bautzener Krankenhauses, eine frohe Botschaft überbringen: Seit dem 19. Dezember vergangenen Jahres ist in der Klinik ein neues Gerätesystem zur invasiven Kardiologie in Betrieb. Auf dieses sind die Bautzener Mediziner zu Recht stolz. Wie Jochen Eberhard berichtete, sind seitdem insgesamt 290 Patienten damit behandelt worden, darunter waren 90 Herzinfarkte. Es kann also gut sein, dass damit 90 unmittelbar bedrohte Menschenleben gerettet wurden.

Denn, so führte der Mediziner aus, bei der Behandlung des Herzinfarktes ist es wichtig, dass der Patient so schnell wie möglich in einer Klinik behandelt werden kann. Er sagte: „Sobald der Patient in der Klinik ist, sind seine Überlebenschancen sehr hoch.“ Günstig sei es also, wenn nicht mehr als eine Stunde vergeht, bis der Patient behandelt werden kann. Früher mussten diese Notfallpatienten jedoch bis nach Dresden gebracht werden. Das brachte eine Verzögerung von mindestens 50 Minuten mit sich, Minuten, die entscheidend sein können.

Leider gebe es noch ein deutliches Ost-West-Gefälle, was die Überlebensrate von Herzinfarkt-Patienten betrifft. Das sei zum einen der Überalterung im Osten geschuldet, zum anderen aber auch der Dichte an Krankenhäusern, die mit modernster Technik ausgestattet sind. Mit der Neuanschaffung in Bautzen wurde somit ein Schritt getan, um die Situation zu verbessern. Es werde empfohlen, die Geräte zur invasiven Kardiologie im Abstand von rund 50 Kilometern vorzuhalten. Dies ist somit in Ostsachsen gegeben.

Beim Herzinfarkt handelt es sich um einen akuten Verschluss der Herzkranzgefäße. Früher wurden diese Gefäße mittels Medikamenten aufgeweitet. Das ging aber nicht so rasch. Heute geschieht dies mithilfe eines Herzkatheters. Dieser wird über die Arterie in der Leiste oder am Handgelenk eingeschoben. Wie Dr. Jochen Eberhard berichtete, bevorzugt man heute die Variante über das Handgelenk, weil dabei weniger Komplikationen drohen. Diese Variante benötigt erfahrene Spezialisten, die in Bautzen vorhanden sind. Nachdem ein Röntgenkontrastmittel gespritzt wurde, wird ein sogenannter Koronardraht bis zu der verengten Stelle vorgeschoben, um die Engstelle zu öffnen. Abschließend wird dann ein sogenannter Stent eingesetzt.

Wie Dr. Jochen Eberhard ausführte, wird die neue Technik nicht nur zur Notfallbehandlung des Herzinfarkts eingesetzt, sondern auch zu Untersuchungen bei Kreislaufbeschwerden. Er erklärte, dass nicht jede Einengung einer Arterie auch behandelt werden muss. Dies habe nur einen Effekt, wenn es auch wirklich zu Durchblutungsstörungen kommt. Welcher Art die Gefäßveränderungen sind, kann mithilfe eines Ultraschallgerätes festgestellt werden. Kalkablagerungen seien zum Beispiel nicht so gefährlich, wie cholesterolhaltige Ablagerungen, erläuterte der Chefarzt. Deswegen appellierte er an die Besucher, sich gesund zu ernähren und wenn möglich das Rauchen einzustellen. Das sei die beste Vorbeugungsmethode.