Von Christian Spahr
New York, Regen, 14 Grad: So hatten sich die „Schotbruch“-Segler den Anfang ihres Atlantik-Abenteuers nicht vorgestellt. Die Amateurmannschaft aus Dresden, die gegen 570 andere Segler von Amerika nach Hamburg fährt, trotzt auf ihre Weise dem schlechten Wetter: Pizzaessen und Lagebesprechung finden im New Yorker Hafen in kurzen Hosen statt.
„Die Stimmung ist ausgezeichnet“, sagt Teamchef Stefan Schöler vor dem heutigen Start zu seiner ersten Atlantik-Regatta. „Ein Jahr Vorbereitung hat uns enorm zusammengeschmiedet.“ Die Mitglieder manch anderer Mannschaft sähen sich in New York zum ersten Mal – ein Nachteil, den Schöler als Vorteil für Schotbruch wertet. „Mit der Hilfe von Wetterguru Jörg Kachelmann können wir außerdem eine ungewöhnliche Wettertaktik wagen.“ Die Ratschläge, die der Meteorologe per Satellitentelefon und E-Mail durchgibt, ergänzen das Navigationsgeschick der Mannschaft.
Die Crew will Tiefs und Wirbel für sich nutzen
Aus Tiefdruckgebieten will die Schotbruch-Crew mehr Wind herausholen, und auch die Wirbel zwischen Golfstrom und Labradorstrom will sie für sich nutzen. „Wir sind professionelle Amateure“, charakterisiert der Teamchef seine Leute. Zwei Sätze Regattasegel, jedes so groß wie eine Dreiraumwohnung, sind an Bord. Sonst kommt nur das Nötigste mit, wird auf jedes Gramm geachtet. „Allein die Getränke für 29 Tage wiegen eine halbe Tonne“, sagt Schöler und seufzt.
Natürlich hoffen die Dresdner, die 6 700 Kilometer schneller hinter sich zu lassen. „In 18 bis 21 Tagen schaffen wir es“, sagt Stefan Schöler. „Wir haben ein sehr schnelles Boot.“ Und den Ehrgeiz derer, die vielleicht als Außenseiter unterschätzt werden: „Wir segeln nicht für Pokale, wir wollen die Schnellsten sein.“ Da müsse jeder Einzelne viel Selbstdisziplin aufbringen, glaubt Kai-Uwe Noack. Er ist für die Verpflegung zuständig und hat die Portionen „streng rationiert“. „Auf hoher See gibt es keine Tankstellen“, schärft er seinen Freunden und sich selbst ein. Ein bisschen Luxus für besondere Momente hat er allerdings vorgesehen: Der französische Schiffskoch Stéphane Dujardin zaubert Pasta mit Auberginen und Hähnchen in Rotweinsauce.