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„Schön ist das Gefühl, gebraucht zu werden“

Plauen. Seit 50 Jahren ist sie mit dem Gymnasium verbunden – Eva-Maria Gudehus-Peschke leitet heute den Förderverein.

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Von Vera Kliemann

Eigentlich wollte sie Medizin studieren, nachdem sie 1947 das Abitur im Gymnasium Plauen abgelegt hatte. Dabei wusste sie, dass viele junge Leute in den Nachkriegsjahren in die Hochschulen drängten. Die Neunzehnjährige bekam eine Ablehnung. „Eine Mitarbeiterin des Landesarbeitsamtes fragte mich dann, ob ich nicht Neulehrerin werden wolle“, sagt Eva-Maria Gudehus-Peschke. „Immerhin bestand die Gefahr, dass man auch zum Briefeausteilen eingesetzt werden konnte.“

Unterricht aus dem Stegreif

Sie ging zu einer ersten Hospitation ins Wettinianum am Wettiner Platz. Dem Direktor kam die junge Frau gerade recht, denn es fehlte ein Lehrer. So hielt Eva-Maria Gudehus-Peschke ihren ersten Unterricht aus dem Stegreif. Als sie sich mit Schülern einer neunten Klasse bereitwillig darüber unterhielt, „warum Nietzsche jetzt so angefeindet wird“, wollten die Gymnasiasten, dass die junge Lehrerin unbedingt wieder bei ihnen unterrichtet. Nach diesen Anfängen konnte sie sich vorstellen, als Pädagogin zu arbeiten.

Jetzt hieß es lernen, um sich die Grundlagen für den Lehrerberuf anzueignen. Deutsch und Russisch wurden die beiden Spezialfächer für Eva-Maria Gudehus-Peschke, sie bestand ihre Prüfungen im Fernstudium. Am 1. September 1956 begann sie als Lehrerin am Gymnasium Plauen, da hatte sie schon neun Jahre pädagogische Praxis hinter sich. „Schön ist das Gefühl, gebraucht zu werden. Dieses Gefühl hatte ich immer in meinem Beruf“, sagt Eva-Maria Gudehus-Peschke. Auch als sie 1988 in den Ruhestand ging, hörte sie noch nicht ganz mit der Schule auf, sondern gab auf Bitten der Schulleitung hin in zwei Klassen weiter Deutsch und leitete darüber hinaus bis 1992 eine Arbeitsgemeinschaft Weltliteratur.

Drei Jahre nach der Wende wurde am Gymnasium Plauen der Förderverein gegründet. Vor allem sollte er zunächst helfen, Kontakte zu ehemaligen Schülern und Lehrern herzustellen. Jetzt hat der Verein rund 300 Mitglieder. Die Vorsitzende, Eva-Maria Gudehus-Peschke, bekommt Anrufe von Ehemaligen aus aller Welt, die sich für kommende Treffen anmelden wollen. Bereits traditionell sind die Veranstaltungen mit den Ehemaligen im Juni und zur Adventszeit.

Orgel in der Aula

Der Förderverein setzte sich unter anderem auch dafür ein, dass ein Jugendklub am Gymnasium Plauen aufgebaut wurde, ein Lesecafé und ein Medienraum entstanden. Der Schulhof konnte mithilfe des Vereins neu gestaltet werden. Und die Schule hat wieder eine Orgel in der Aula. Das alte Instrument war in den 1950er Jahren ausgebaut worden.

Eva-Maria Gudehus-Peschke schwört auf ihren Vereinsvorstand. „Wir haben zusammen viel erreicht“, sagt sie. „Und ich habe wieder das gute Gefühl, dass wir gebraucht werden.“