Von Jürgen Birkhahn
Skeptisch schauen zwei junge Frauen nach unten. Der Blick gilt nicht ihren Füßen, sondern dem Podest, auf dem sie stehen. Hält das auch? Eine andere Damen beruhigt: „Wenn es mich aushält, braucht Ihr keine Angst zu haben“, sagt sie schmunzelnd mit Hinweis auf ihre Fülle. Ein Lachen schallt durch die Kirche. Die Ermahnung des Dirigenten, der vor den Sängerinnen und Sängern auf der kleinen Bühne steht, unterbricht den Spaß. In der Wantewitzer Kirche ist Probe angesagt. Schließlich soll ein paar Stunden später zum Konzert am Kirchenchortag alles klappen. 200 Sängerinnen und Sänger sind am Sonnabend nach Wantewitz gekommen.
Beifall für den Nachwuchs
„Sehen Sie mich?“ fragt der Riesaer Kantor Stephan Seltmann den Orgelspieler. Das Tempo der Musik passt nicht zu dem des Gesangs. Seltmann bricht ab, beginnt noch einmal von vorn. „Noch einmal“, gibt er an und ermahnt später die Sänger, doch nur die Noten zu singen, die auf dem Papier stehen. Die Kritik kommt an und wird keinesfalls übel genommen. Man sieht den Chormitgliedern an, dass ihnen der Gesang Spaß macht. Kaum, dass das Lied angesungen ist, nehmen die nächsten Chöre Aufstellung. „Der Wechsel muss möglichst geräuschlos passieren“, ermahnt Joachim Jänke. Der Kirchenmusikdirektor geht nach hinten und prüft die Akustik. Dann nehmen die Jüngsten Aufstellung. Der Chor aus der Singewoche der Ferien. Jedes Jahr führt Jänke solch eine Woche durch. Diesmal dürfen die Kids beim großen Konzert mitsingen. Sie geben sich wie Profis. „Wir haben kein Lampenfieber“, sagen Josef, David, Lucas und Friedemann. Auch Maria, Magdalena, Franziska, Anna-Maria und Linda geben sich gelassen. Die Singewoche hat ihnen Spaß gemacht, aber weiter regelmäßig üben wollen sie wohl nicht. Die Neun- bis Elfjährigen singen ein Lied aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ und ernten dafür viel Beifall.
Schlemmen an der Kaffeetafel
Nachdem alle Chöre ihren „Soundcheck“ absolviert haben, gibt es Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus. Jeder Chor hat etwas mitgebracht und so wird eine lange Tafel gedeckt, an der die Freizeitsänger so richtig schlemmen können. Dann dauert es auch nicht mehr lange und die Kirche füllt sich. Die Besucher kommen und die Chormitglieder nehmen Aufstellung.
Unter ihnen ist Ilona Pasternak aus Großenhain. Sie singt erst seit einem Jahr in der Kantorei mit und freut sich auf den Auftritt in Wantewitz. So wie Christa Ellinger und Alexandra Gusetti. Die beiden singen schon seit ihrer Jugendzeit und genießen nun im Kirchenchor die Freude an der Musik. Es sind hauptsächlich zwei Gründe, die die Sängerinnen in den Kirchenchor führen. Zum einen haben sie hier die Möglichkeit, im Gesang ihre Gefühle auszudrücken und zum anderen ist es die Gemeinschaft, die den Gesang im Kirchenchor so schön macht. Wie schön der Gesang in der St. Urbanskirche klingt, haben viele Besucher erfahren.