Schönfeld bekommt wieder einen Fleischer

Schönfeld. Es wird wohl eine Geschäftseröffnung auf der Baustelle werden. „Ursprünglich sollte die Sanierung der Schönfelder Ortsdurchfahrt ja Ende Mai abgeschlossen sein“, sagt Fleischermeister Christoph Schempp. „Nun dauert es länger, aber ich werde den Laden trotzdem am kommenden Dienstag aufmachen.“ Besonders dürften sich darüber die älteren Einwohner von Schönfeld freuen, die schon befürchtet hatten, dass nach der Sparkasse nun auch noch die Lebensmittelverkaufsstellen aus ihrem Dorf verschwinden. Bis Ende 2019 hatte der Radeburger Fleischerei Klotzsche in Schönfeld im örtlichen Einkaufszentrum eine Filiale betrieben, diese dann aber aus Gründen der Wirtschaftlichkeit dicht gemacht. Nun ist der Tauschaer Familienbetrieb in die Bresche gesprungen.
Bringen Filialen im ländlichen Raum überhaupt noch den gewünschten Umsatz? „In Tauscha zumindest funktioniert es“, sagt der junge Fleischermeister. Der Stammsitz des Unternehmens befinde sich zwar in einem kleinen Ortsteil von Thiendorf, sei aber der Umsatzstärkste von allen Standorten. Dabei liegen die anderen Filialen in einwohnerstärkeren Orten wie Ottendorf-Okrilla, Königsbrück und Radebeul. Aber dort sei eben auch die Konkurrenz größer.
Christoph Schempp hat die Tauschaer Fleischerei vor vier Jahren von seinem Vater übernommen. Dem diplomierten Wirtschaftsingenieur war von Anfang an klar, dass es nicht ausreicht, gute Wurst zu machen. Mit einer Mischung aus Expansion, Modernisierung und geschicktem Marketing versucht er seitdem, das Beste aus der Lage im ländlichen Raum zu machen.
Im Jahr 2016 installierte der Tauschaer vor seinem Fleischerladen einen Selbstbedienungs-Automaten. Rund um die Uhr kann man hier hausgemachte Steaks, Bratwürste und andere Fleischprodukte bekommen. Der „Schemppomat“ wurde rasch zu einer beliebten Anlaufstelle für spontane Grillparty-Veranstalter. Aber der junge Meister erlernte bei einem Ausbildungsgang zum Fleischsommelier in Augsburg auch selbst die Feinheiten des Brutzelns auf dem Grill.
Schäden im Regenwassersystem
Seitdem bietet er selbst Grillkurse und Schauveranstaltungen bei Partys und Firmen-Events an. Im Mai 2019 holte er seinen Ausbilder, den Wiener Fleischsommelier Ronny Paulusch, nach Tauscha. Vor 150 Gästen demonstrierten die beiden die hohe Kunst des Fleischzubereitens. Im Juli 2020 wollte Schempp dann selbst den großen Wurf wagen. Er lud Brutzelverrückte aus ganz Sachsen zu einer Grillmeisterschaft ein. Dann kam Corona.
„Neun Teams hatten sich bereits angemeldet“, erzählt Christoph Schempp. Große Produzenten von Grill- und Haushaltsgeräten standen als Sponsoren, und selbst das Fleisch war schon bestellt. Aber dann sei abzusehen gewesen, dass eine Veranstaltung dieses Ausmaßes im Sommer nicht möglich sein wird. Deshalb wurde die sächsische Grillmeisterschaft aufs erste Juliwochenende 2021 verschoben. Die bereits verkauften Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit oder können als Einkaufsgutschein in der Fleischerei genutzt werden.
Im Moment konzentriert sich Christoph Schempp darauf, die neue Schönfelder Filiale zum Laufen zu bringen. Das Angebot soll zu 95 Prozent dem im Tauschaer Stammsitz entsprechen. Lediglich selten nachgefragte Fleischsorten müssten vorbestellt werden. Wie lange sich der Straßenbau in der Ortsdurchfahrt noch hinzieht, darüber lässt sich momentan nur spekulieren. „Während des Baus wurden Schäden im Regenwasser-Ableitungssystem festgestellt“, erklärt Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. Die maroden Rohre mussten raus – deshalb könnten sich die Arbeiten durchaus noch ein paar Wochen hinziehen. Die Gemeinde werde aber dafür sorgen, so Weigel, dass das Einkaufszentrum mit der neuen Fleischerei-Filiale zumindest von einer Seite her mit dem Auto zu erreichen ist.