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Schöpstaler bangen um ihre alten Bäume

Das Schöpstal ist reich an jahrhunderte alten Bäumen. Der Zahn der Zeit nagt an ihnen besonders.Nun geht Gefahr von der Kästner-Eiche in Girbigsdorf aus.

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Von Steffen Gerhardt

Nicht nur viele Bäume, sondern auch sehr alte haben die Schöpstaler in ihrer Gemeinde stehen. Doch diese werden zunehmend altersschwach. Jüngstes Beispiel ist die Kästner-Eiche in Girbigsdorf, benannt nach dem Gehöft in der Nähe, das einst einer Familie Kästner gehörte. Diese Eiche, so die Einschätzung der Unteren Naturschutzbehörde, ist das stärkste und überregional bedeutendste Baumexemplar im Landkreis Görlitz. Sie kann auf den größten Stammumfang von rund sieben Metern verweisen und ist seit 1994 ein geschütztes Naturdenkmal.

Doch nun droht der altehrwürdige Baum auseinanderzubrechen. „Wir haben festgestellt, dass der bereits vorhandene Riss im Stamm größer geworden ist und somit Handlungsbedarf entstanden ist, da die gewaltige Baumkrone den anliegenden Weg tangiert“, erläutert Sabine Richter von der Naturschutzbehörde. Aus diesem Grund verständigten sich Behörden und Gemeinde jetzt vor Ort. Forst und Kommune sind hier in der Pflicht der Verkehrssicherung, denn um die Eiche verläuft die Zufahrt in das Kästner-Gut. Wenn der Baum weiter mürbe wird, besteht die Gefahr, dass Äste abbrechen und auf die Straße stürzen. Wer übernimmt dann die Verantwortung? Also sind Vorkehrungen zu treffen. Eine, so Bürgermeister Bernd Kalkbrenner, ist das Umverlegen des Weges, der dann nicht mehr um, sondern vor der Eiche in das Gut führt. Das würde die Gemeinde übernehmen, hieß es. Noch zu klären ist die Zuständigkeit für den zweiten Weg, der vom Gut an der Eiche vorbei auf die Felder führt. Hier will sich der Sachsenforst sachkundig machen. Denn bei dem zweiten Termin an der Eiche Anfang Februar waren sich die Beteiligten einig, die Eiche als Naturdenkmal „in Würde altern zu lassen“, so Torsten Roch, Sachgebietsleiter beim Sachsenforst.

Die Alternative, den Baum mit Bolzen und Seilen in seiner jetzigen Form halten zu wollen, wurde wieder verworfen. Baumsanierer Robert Hirte aus Bautzen schätzt ein, dass man zwar den Riss technisch ruhig stellen kann, aber der Baum aufgrund seines Wuchses und Gewichtes enorme Kräfte entfalten kann, für die man ihn besonders große Fesseln anlegen müsste. Aber auch das Zurückschneiden von Ästen bringt nicht viel. „Am Ende haben wir hier einen Torso stehen, den keiner sehen möchte“, schätzt der Baumsachverständige ein. Schließlich soll die Kästner-Eiche auch weiterhin ein imposantes Ziel für Wanderer und Spaziergänger sein. Nur so dicht wie jetzt dürfen sie dann nicht mehr ran. Der Forst will mit einer Absperrung dafür sorgen, dass die Eiche nicht zu einem Sicherheitsrisiko wird.

Für die Schöpstaler, und da steht auch der Gemeinderat dahinter, ist der alte Baumbestand von Kunnersdorf bis nach Girbigsdorf wichtig. Denn er ist auch ein Aushängeschild für die Gemeinde und ihre kleinen Parks. Groß ist das Bedauern auch heute noch, als im Vorjahr die Richter-Eiche in Ebersbach gefällt werden musste. Sie war innen hohl und drohte auseinanderzubrechen. Das soll mit der Kästner-Eiche so schnell nicht passieren, auch wenn ihr Alter auf rund 500 Jahre geschätzt wird.