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Schottische Wildschafe grasen in Wahnsdorf

Radebeul. Forstwirtin Juliane Kranz züchtet eine vom Aussterben bedrohte Schafrasse.

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Von Lars Müller

Sie stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierrassen und erinnern auf den ersten Blick an die Mufflons aus heimischen Wäldern – die Soayschafe. Der Bock der kleinen Herde trägt genauso prächtige, schneckenförmig eingedrehte Hörner wie ein Mufflonbock. Und ziemlich scheu sind die Wildschafe von der Insel Soay auch.

Ihre Heimat liegt vor der schottischen Westküste und gehört zum St. Kilda-Vulkanarchipel der Äußerer Hebriden, die im vom Sturm gepeitschten Nordatlantik den Naturgewalten trotzen. Entsprechend robust sind die Schafe, welche den Zuchtstand von Hausschafen vor etwa 5 000 Jahren repräsentieren. Früher wurde das karge Soay regelmäßig von Einheimischen der größeren, noch bis 1931 bewohnten Insel Hirta aufgesucht. Inzwischen sind die etwa 1 000 bis 1 500 Schafe auf Soay die meiste Zeit sich selbst überlassen, sagt Züchterin Juliane Kranz. Ein Besuch des abgelegenen Eilandes ist ausschließlich per Hubschrauber möglich, entsprechend teuer und bisher nur ein Traum der 25-jährigen diplomierten Forstwirtin auf Jobsuche.

Ganz praktisch allerdings entwickelt die junge Frau seit Dezember vergangenen Jahres ihre Soay-Zucht in Wahnsdorf, wo die Tiere mit weit weniger harten Bedingungen fertig werden müssen. Die Herde umfasst derzeit 15 Schafe, darunter vier Lämmer. Die drei Jungböcke wurden rechtzeitig vor der beginnenden Brunftzeit ausgesondert, damit sie dem alten Bock bei seinen Bemühungen um die Nachwuchssicherung nicht „dazwischenfunken“. Zwei Tiere stehen zum Verkauf, einen Jungbock will Juliane Kranz behalten. Auf etwa 35 Schafe soll die Herde wachsen und gewerblich genutzt werden.

Im Vergleich zu heutigen Hausschafrassen sind die Soays wenig ergiebig. Böcke werden etwa 45 Kilogramm schwer, Mutterschafe erreichen ein Gewicht von 35 Kilo. Die Wolle wird im Sommer abgeworfen und ist höchstens zum Filzen geeignet, erläutert die Halterin. Derzeit legen die Schafe schon wieder ein dichteres Winterfell an.

Das ganze Jahr auf der Weide

Die Schafe ernähren sich fast ausschließlich von Gras, Kräutern und dem Jungaustrieb von Bäumen und Sträuchern. Im Winter wird gelegentlich Heu zugefüttert. Manchmal lockt die Halterin die scheuen Tiere mit Möhren an, um den Zustand in Augenschein zu nehmen. Streicheln allerdings lassen sich Soays in naturnaher Haltung nicht. Immer halten die durchaus neugierigen Schafe einen Sicherheitsabstand ein.

Juliane Kranz hält ihre Soays das ganze Jahr über auf der Weide. Die Forstwirtin will noch ein Wildgehege mit Dammhirschen und Mufflons zur gewerblichen Nutzung aufbauen und sich damit ein berufliches Standbein schaffen.

Bei Fragen ist die Halterin unter 0174-175 14 42 zu erreichen