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Schreihals versteckt sich

Morgens zu einer Zeit in Deutschland, zu der – laut TV-Werbung – glückliche Menschen leckeres Gebäck zu sich nehmen: Im Terrarium im Dresdner Zoo ist es noch ruhig. Keine aufgeregte Kinderschar am Becken von Krokodil Max, keine ängstlich äugenden Ehepaare vor den Schlangen.

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Von Monika Dänhardt

Morgens zu einer Zeit in Deutschland, zu der – laut TV-Werbung – glückliche Menschen leckeres Gebäck zu sich nehmen: Im Terrarium im Dresdner Zoo ist es noch ruhig. Keine aufgeregte Kinderschar am Becken von Krokodil Max, keine ängstlich äugenden Ehepaare vor den Schlangen. So bleibt Tierpflegerin Ursula Grätz – Uschi, wie sie hier von allen genannt wird – etwas Zeit, ihre Neuzugänge vorzustellen.

Jagd mit dem Wasserstrahl

Sie führt zum Becken mit den Schützenfischen, die sogleich neugierig an die Scheibe schwimmen. Einer führt sogar ein kleines Kunststück vor und spritzt einen Wasserstrahl in die Luft. „Von wegen in die Luft“, klärt die Tierpflegerin auf. „Ich habe vorhin Grillen gefüttert und da saß wohl noch eine am Rand. Die hat er sich geholt.“ Na klar: Schützenfische. Ihr Name bezieht sich auf die Fähigkeit dieser Fische, mit einem gezielten Wasserstrahl auf Pflanzen sitzende Insekten „abzuschießen“, die dann auf die Wasseroberfläche fallen und gefressen werden.

Doch um die raffinierten Flossentiere ging es der Tierpflegerin gar nicht. Bei den Schlammspringern gab es Zuwachs. Nicht durch Geburt. Dies sei, wie Ursula Grätz versichert, noch niemals gelungen: „Auch in sehr großen Anlagen in Amerika nicht. Künstlich kann man die Bedingungen nicht schaffen, in denen sich die Tiere fortpflanzen.“ Schlammspringer sind amphibische Lebewesen. Kiemenatmung und Flossen weisen sie zwar als Fische aus, trotzdem gehen diese Tierchen gern mal an Land.

Jetzt ist endlich einer zu entdecken. Mit seinem nassglänzenden, dunklen Äußeren hebt er sich allerdings kaum vom glitschigen Ast ab. Bisher besaß der Dresdner Zoo einen Schlammspringer. „Vor kurzem bekamen wir noch vier weitere Tiere von einem Ehepaar geschenkt“, sagt Ursula Grätz. Die ehemaligen Besitzer müssen zu einem längeren Arbeitseinsatz nach Mexiko und mussten sich deshalb von den Tieren trennen. „Schenkungen dieser Art sind übrigens keine Seltenheit“, erzählt die Tierpflegerin weiter. Terrarium- und Aquarienbesitzer wenden sich an die Tierpfleger nicht nur bei Fragen zur Haltung, auch, wenn Tiere zu groß geworden sind oder durch andere Umstände abgegeben werden müssen.

Ein bisschen bissig

Zwei Behausungen weiter hat es auf ganz natürliche Weise Nachwuchs gegeben. Am 2. Oktober schlüpfte ein kleiner Salomonen-Riesenskink – 109 Gramm und 31 cm seine Maße zur Geburt. „Bei diesen Tieren gab es schon mehrmals Nachwuchs. Worüber wir sehr froh sind, denn die Salomonen-Riesenskinks sind vom Aussterben bedroht“, erläutert die Tierpflegerin. Von der Geburt bekam sie etwas mit, weil einer der weiblichen Riesenskinks plötzlich sehr aggressiv reagierte. „Ein bisschen bissig sind sie ja sonst auch. Aber diesmal ging sie richtig auf mich los.“

Es braucht schon ein geübtes Auge, um den kleinen Kerl, der etwas dunkler als seine Eltern ist, im Terrarium zu entdecken. Meist versteckt er sich außerdem noch in der Höhle. Die gehört eigentlich den Zackenerdschildkröten, die hier in friedlicher Koexistenz mit den Salomonen-Riesenskinks leben.

Ein lautes Knorren lässt aus der Betrachtung der Riesenskinks aufschrecken: Ursula Grätz weiß das Geräusch sofort zu deuten. So macht sich der Korallenfinger – ein Frosch – bemerkbar. Weil der eher zu hören als zu sehen ist, weist noch kein Schild auf ihn hin. Mit etwas Geduld kann der Besucher ihn finden – er teilt sich ein Terrarium unter anderem mit den Nacken stachlern. Na dann: Frohes Suchen!