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Dynamos Broll: "Ich bin ein Klare-Kante-Typ"

Im exklusiven Interview räumt der Torwart mit einem Wechsel-Gerücht auf und erklärt, warum er nicht unbedingt Kapitän sein will.

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Fürs Foto geht Kevin Broll besser in den Schatten, auf dem Trainingsplatz kann auch Dynamos Torwart der Sonne nicht ausweichen.
Fürs Foto geht Kevin Broll besser in den Schatten, auf dem Trainingsplatz kann auch Dynamos Torwart der Sonne nicht ausweichen. © Foto: Jürgen Lösel

Dresden. Er ist wieder da. So selbstverständlich war das nicht. Schließlich hatte Kevin Broll trotz des Abstieges mit Dynamo Dresden eine gute Saison gespielt, wahrscheinlich war der Torwart für andere Vereine interessant. Oder ist es noch. Aber er hat einen gültigen Vertrag. Im Interview räumt der 24-Jährige mit einem Wechselgerücht auf, charakterisiert den neuen Torwartcoach und definiert seine Führungsrolle.

Kevin Broll, sind Sie froh, als Torhüter bei der Hitze im Training weniger laufen zu müssen als Ihre Mitspieler?

Na gut, es ist ja nicht so, dass wir Torhüter nur rumstehen. Jeder hat mit den Temperaturen zu kämpfen. Die Spieler müssen auch bei Wind und Wetter laufen, wir Torhüter müssen uns hinschmeißen. Keiner mag es, wenn die Sonne so runterknallt, aber da müssen wir durch.

Kurzer Rückblick: Wie lange haben Sie gebraucht, den Abstieg zu verarbeiten?

Es war schon ein Nackenschlag. Mit Großaspach hatte ich zuvor zwei Jahre um den Klassenerhalt in der 3. Liga gekämpft, zweimal haben wir es geschafft. Deshalb habe ich an diese kleine Chance bis zum Schluss geglaubt, aber leider war die Luft dann schon vor dem letzten Spiel raus. Das nimmt einen mit, klar, ich bin Sportler und möchte den größtmöglichen Erfolg. Aber wir mussten in den Spiegel schauen und analysieren, was wir falsch gemacht haben. Jetzt haben wir ein neues Team, und ich blicke positiv in die Zukunft.

Sie haben im Mai 2019 bei Dynamo einen Vertrag bis 2022 unterschrieben, der auch für die 3. Liga gilt. Warum?

Der Verein wollte sich natürlich für den schlimmsten Fall absichern. Ich kam aus der 3. Liga, deshalb war das für mich normal. Ich bin dankbar dafür, dass ich mich im Training als Nummer eins durchgesetzt habe und dieses Zweitliga-Jahr spielen durfte. Es ist schade, dass es auch für mich jetzt wieder runtergeht, aber ich bin zufrieden, einen gültigen Vertrag zu haben und nicht auf der Suche zu sein. Das ist angesichts der Corona-Situation schwierig, man bräuchte Glück, etwas Passendes zu finden.

Andererseits wurden Sie als Kandidat beim Bundesligisten 1. FC Köln gehandelt. Was ist dran an dem Gerücht?

Keine Ahnung. Das habe ich im Urlaub durch Freunde mitbekommen. Ich hatte bis dahin nichts davon gehört, auf einmal stand es in einer Zeitung. Okay, habe ich mir gedacht, die mussten mal wieder was schreiben. Das nimmt man hin mit einem kleinen Schmunzeln. Ich bin ein Klare-Kante-Typ: Entweder oder!

Also haben Sie sich klar entschieden, die Mission Wiederaufstieg mit Dynamo anzugehen – egal, was kommt?

Ja, wobei mir Mission Wiederaufstieg zu offensiv formuliert ist. Wir sind als Absteiger sicher einer der Favoriten in der 3. Liga, vom Potenzial dieses Vereins her sowieso. Aber ich gehe es lieber etwas vorsichtiger an, weniger euphorisch. Die neue Mannschaft muss sich erst finden. Wenn wir die Vorbereitung absolviert und die ersten Spiele bestritten haben, können wir mal über Ziele reden. Vorher werde ich keine Sprüche in diese Richtung raushauen.

Wie schätzen Sie die 3. Liga ein?

Viel Kampf, es wird einem nichts geschenkt. Es gibt sehr viele erfahrene Leute, die erste und zweite Liga gespielt haben wie Yannick Stark bei uns. Das ist auf jeden Fall ein heißes Pflaster.

Zu Dynamos Trainer-Team gehört nun auch David Yelldell (l:), der die Torhüter Kevin Broll, Patrick Wiegers und Stefan Kiefer betreut. Chefcoach Markus Kauczinski (r.) wird außerdem unterstützt von den Co-Trainern Ferydoon Zandi (2.v.l.) und Heiko Scholz.
Zu Dynamos Trainer-Team gehört nun auch David Yelldell (l:), der die Torhüter Kevin Broll, Patrick Wiegers und Stefan Kiefer betreut. Chefcoach Markus Kauczinski (r.) wird außerdem unterstützt von den Co-Trainern Ferydoon Zandi (2.v.l.) und Heiko Scholz. ©  dpa/Robert Michael

Mit David Yelldell hat Dynamo einen neuen Torwart-Trainer geholt, mit dem Sie in Großaspach zusammengearbeitet haben. Wie charakterisieren Sie ihn?

Er ist ein lustiger Typ, mit dem man viel Spaß haben kann, der dabei nie die Ernsthaftigkeit verliert. Die Atmosphäre mit ihm ist sehr cool, es kommt auch mal ein lustiger Spruch, man kann mal lachen, wenn etwas Lustiges passiert. Trotzdem kommt die harte Arbeit nicht zu kurz, wir wollen uns alle verbessern. Fehler werden ohne viel Tamtam angesprochen und abgehakt, du musst dich auf das konzentrieren, was wichtig ist. Das tut auch mental gut.

Wie viel Mitspracherecht hatten Sie bei der Auswahl des Torwarttrainers?

Ich wurde angerufen, mir wurden mehrere Kandidaten genannt. Es hat mich gefreut, einen bekannten Namen zu hören. Ich konnte zu ihm meine Meinung sagen, was er für ein Typ ist, wie wir gearbeitet haben und dass er mit seiner Art sicher eine Bereicherung für jedes Trainerteam ist. Alles andere haben die Herren in Anzug und Krawatte entschieden. Das liegt nicht in meiner Macht, aber ich fand es cool, dass sie mich gefragt haben.

Haben Sie mit ihm schon über seine Dresdner Erfahrung gesprochen, als Yelldell 2011 im DFB-Pokalspiel bei Bayer Leverkusen im Tor stand und Dynamo aus einem 0:3 ein 4:3 gemacht hat?

Das ist in Dresden ja unüberhörbar, war auch gleich der erste Kommentar unter der Meldung. Da hat es bei mir auch klick gemacht, ich habe bei Youtube mal nach dem Pokalspiel geschaut. Aber daraus machen wir kein Thema. Was bei ihm passt, sind die Namenskürzel: D und Y, das ist uns gleich beim ersten Training aufgefallen.