SZ +
Merken

Schüler bringen Königinnen auf die Bühne

Unterricht einmal anders: Zwölftklässler des Beruflichen Gymnasiums am Berufsschulzentrum Großenhain studierten „Maria Stuart“ ein.

Teilen
Folgen

Von Luise Zschörnig

Die Beschäftigung mit den Klassikern der deutschen Literatur im Unterricht muss keineswegs langweilig sein. Das können Schüler der Kursstufe 12 des Beruflichen Gymnasiums Großenhain bestätigen. Im Grundkurs Deutsch behandelten sie jetzt Friedrich Schiller. Sein Drama „Maria Stuart“ rückten sie dabei besonders in den Mittelpunkt und studierten es ein.

Das setzte voraus, dass sie sich gründlich mit dem Inhalt befassen mussten, denn ihre Aufgabe war es, den Originaltext in eine fünfzehnminütige Theaterfassung zu kürzen. Als Leitfaden nahmen sie Schillers Ausspruch: „Der Mensch ist nur dort Mensch, wo er spielt.“

Es erforderte Kreativität, denn das Bühnenbild gestalteten die Schüler selbst. Sie wählten auch die Musik für die Szenenwechsel und die Kostüme aus. Und zum dritten wurde von denen, die in die Rollen schlüpften, darstellerisches Talent verlangt und Mut, frei vor Publikum zu agieren.

Die Schüler erarbeiteten das Stück vorwiegend im Unterricht gemeinsam mit Deutschlehrerin Manuela Rühle. Zur Premiere luden sie sich in dieser Woche die zwei elften Klassen ein. Es war eine gelungene Aufführung. Auch wenn bei manchen die Aufregung durchschlug und sie sich im Text verhaspelten. „Das ist bei mir immer so“, klagte Philipp Narr. „In den Proben hat es besser geklappt.“ Nichtsdestotrotz hat ihm das Spiel genauso viel Spaß gemacht wie den anderen. Darstellerisch und sprachlich gut waren die Hauptdarstellerinnen: Elisa Herbert als Elisabeth I., Königin von England, und Maria Müller als Maria Stuart, Königin von Schottland. Sichtlich zufrieden mit den Leistungen ihrer Schüler war die Lehrerin. „Deutsch ist ja nicht jedermanns Lieblingsfach. Aber sie haben sich reingekniet und es gut gemacht“, sagt Frau Rühle.

Die Schüler führen ihr Stück zum heutigen Talentefest des Beruflichen Gymnasiums und der Fachoberschule noch einmal auf.

In drei Jahren zum Abitur

Im Schuljahr 2003/04 wurde das Berufliche Gymnasium für Gesundheit und Soziales an ausgewählten Beruflichen Schulzentren in Sachsen – so auch in Großenhain – als Schulversuch eingeführt mit dem Ziel, es fest zu etablieren. „Die Tendenz ist positiv. Wir haben stabile Zugänge, rund 50 Schüler kommen pro Jahrgang zu uns“, sagt Manuela Rühle. Im Juli dieses Jahres konnten die ersten zwei Abiturklassen verabschiedet werden, alle 42 zur Prüfung zugelassenen Schüler bestanden das Abitur.

Ans Berufliche Gymnasium wechseln Schüler nach der Realschule, manche haben auch schon einen Berufsabschluss. Sie werden über drei Jahre zur Allgemeinen Hochschulreife geführt und erwerben spezielle Kenntnisse auf dem Gebiet Gesundheit und Soziales. Das ist für jene von Vorteil, die einen medizinischen oder sozialen Beruf ergreifen wollen. Aber der Abschluss ermöglicht, jede Fachrichtung einzuschlagen. „Wir haben zum Beispiel auch angehende Pädagogen unter unseren Absolventen“, sagt Frau Rühle.

Am 10. Januar ist Hochschultag in Dresden. Ein wichtiger Termin auch für die „Stuart“-Akteure. Denn noch sind sie am Überlegen, welchen Beruf sie ergreifen wollen. Schauspieler will keiner werden.