Von Marco Mach
Um 5.40 Uhr klingelt jeden Tag der Wecker, kurz nach halb sieben fährt der Schulbus ab Dorfplatz Schöna. Freitags geht es für Paul König sogar noch eine Stunde eher los. „Das ist schon sehr zeitig“, sagt der Sechstklässler. Wer wie der 11-Jährige als Reinhardtsdorf-Schönaer das Sebnitzer Goethe-Gymnasium besucht, muss nicht nur gut büffeln, sondern auch früh aufstehen und lange Bus fahren können.
Knapp eine Stunde ist Paul König morgens unterwegs, ehe sein Unterricht 7.55 Uhr beziehungsweise freitags 7 Uhr (so genannte nullte Stunde) beginnt. Nur gut, dass er ein Frühaufsteher ist und sein bester Freund ebenfalls mitfährt, mit dem er über alle möglichen Sachen reden kann. Wenn zurzeit manchmal die Straße verweht ist, muss ihn sein Vater Mario mitunter bis nach Reinhardtsdorf bringen, gibt es Verspätungen. „Es ist schon eine Zumutung, was mit den Kindern gemacht wird“, schimpft dieser.
Es kommt noch dicker: Da die älteren Schüler ab Klasse 9 immer 7 Uhr anfangen, muss Paul in zwei Jahren täglich 4.40 Uhr aufstehen. Außer, es ändert sich künftig in der Schülerbeförderung zum Gymnasium etwas. Bei der Oberelbischen Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz (OVPS) gibt es dazu bereits Überlegungen.
Geschäftsführer Roland Henkel will ab neuem Schuljahr die Reinhardtsdorf-Schönaer wie alle Schüler im linkselbischen Raum eine halbe Stunde länger schlafen lassen, den ersten Fahrtbeginn von jetzt 5.35 Uhr ab Dorfplatz Schöna auf 6.05 Uhr verschieben. Ab Bad Schandau würde dann der Bus für die Klassen neun bis zwölf um 6.30 Uhr und für die Klassen fünf bis acht – wie gehandhabt – 6.57 beziehungsweise 7.10 Uhr los fahren.
„Voraussetzung ist natürlich, dass die Schule die Anfangszeiten für den Unterricht ändert“, sagt Henkel. Er denkt da an 7.15 Uhr beziehungsweise 8 Uhr, an den Heimfahrten ändere sich dadurch nichts. Entsprechende Absprachen mit der Schulleitung gab es bereits. Das Gymnasium steht dem Ganzen offen gegenüber, über Zeiten will die stellvertretende Schulleiterin Christine Dittrich aber erst sprechen, wenn die genauen Schülerzahlen fürs neue Jahr vorliegen. Nur so viel: Der gestaffelte Unterrichtsbeginn für Alt und Jung soll aufrecht erhalten werden, die erste Stunde für die Klassen fünf bis acht jedoch mit dem Schulstart in der Grund- und Mittelschule vereinheitlicht werden, was zurzeit noch nicht der Fall ist. Entscheiden müssen darüber die Schulkonferenzen.
Spielt Schulstreit eine Rolle?
OVPS-Chef Henkel denkt zur schnelleren Erreichbarkeit des Sebnitzer Gymnasiums außerdem an eine zusätzliche Ausstiegshaltestelle auf der Hertigswalder Straße. Auch eine direkte Schnellverbindung Stolpen–Neustadt–Sebnitz schwebt ihm vor.
Spielt da in den Gedanken Henkels, der ja ebenfalls im Sebnitzer Stadtrat sitzt, etwa auch der derzeitige Schulstreit der Gymnasien Neustadt und Sebnitz eine Rolle? Will er dadurch den Standort in der Kunstblumenstadt sichern? „Nein“, antwortet er. „Hier spreche ich nur in meiner Funktion als Geschäftsführer der OVPS.“ Außerdem gebe es eine klare Entscheidung des Kreistages. Dieser hatte sich im Dezember auf das Sebnitzer Gymnasium als das mit Zukunft festgelegt.
Für Paul König bringt die spätere Abfahrtszeit nicht viel. Nachmittags ist er weiter erst 16 Uhr zu Hause. „Da bleibt nicht viel Freizeit.“