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Schüler üben die Marktwirtschaft mit selbst belegten Brötchen

Es ist 9.20 Uhr. Einige Schüler der 9b der Körnerplatzschule tragen Teller mit belegten Brötchen und Broten zu den Tischen, die sie am Ende des Schulflurs aufgebaut haben. Schüsseln mit Joghurt und Müsli kommen dazu und Tetrapaks mit Saft.

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Von Jens Hoyer

Es ist 9.20 Uhr. Einige Schüler der 9b der Körnerplatzschule tragen Teller mit belegten Brötchen und Broten zu den Tischen, die sie am Ende des Schulflurs aufgebaut haben. Schüsseln mit Joghurt und Müsli kommen dazu und Tetrapaks mit Saft. So sieht eine neugegründete Firma aus. Zumindest wenn es eine „Schülerfirma“ ist. Jeden Mittwoch werden die Mädchen und Jungen jetzt ihre Mitschüler mit gesundem Essen versorgen.

Auf Gewinn ist die Unternehmung allerdings nicht angelegt. „Wir werden von dem eingenommenen Geld wieder Lebensmittel kaufen und das da abbezahlen“, erzählt Xaver Weinert und zeigt auf ein paar Plasteschilder mit den Preisen. Dafür haben die Jungunternehmer einen Kredit beim Förderverein der Schule aufgenommen, der jetzt vom geringen Überschuss wieder getilgt werden muss. 50 Cent kostet ein halbes belegtes Brötchen, 30 ein belegtes Brot, 20 Cent ein Becher Saft. Claudia Röthig, die Schulsozialpädagogin, steht dabei. Sie hatte die Idee für die Schülerfirma. „Schülerfirmen gibt es schon in einigen Schulen. Bei uns liegt der Fokus auf der gesunden Ernährung und darauf, dass die Schüler betriebswirtschaftlich denken lernen“, erklärt sie. „Es passiert häufig, das Schüler mit leerem Magen in die Schule kommen. Das hat natürlich Auswirkungen aufs Lernen.“ Später soll die Arbeitsgemeinschaft Schülerfirma das Management völlig selbständig übernehmen.

Als es zur Frühstückspause klingelt, kommen die ersten potenziellen Käufer. Einige Schülerinnen bleiben im sicheren Abstand stehen und schauen nur. Thang Mai aus der 8a ist der erste Kunde. Er holt sich ein belegtes Brot. „Ich war heute früh beim Arzt zum Blut abnehmen und habe noch nichts gefrühstückt“, erzählt er. Auch Schulleiterin Ingeborg Rovó kauft ein belegtes Brötchen. Sie unterstützt das „Unternehmen“, denn das Bewusstsein der Schüler für gesunde Ernährung ist nicht sonderlich ausgeprägt. „Von 280 Schülern nehmen nur 40 bis 50 an der Mittagsversorgung teil. Und dabei schmeckt das Essen ganz ordentlich“, sagt sie. Beliebter sei der Bäckerverkaufswagen, der mittags an der Schule hält und in dem es auch Pizzaschnitten und Gummibärchen zu kaufen gebe.