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Schuften für die Schließung

Die Frau trägt einen Helm zu heller Bluse und Absätzen. „Die sind aber nicht hoch“, versichert Martina Lück, während sie auf dem Hauptbahnhof eine provisorische Treppe emporhuscht. Obwohl die Kleidung nur bedingt zur Großbaustelle passt, hat die Ingenieurin hier eine Art zweites Zuhause.

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Von Thilo Alexe

Die Frau trägt einen Helm zu heller Bluse und Absätzen. „Die sind aber nicht hoch“, versichert Martina Lück, während sie auf dem Hauptbahnhof eine provisorische Treppe emporhuscht. Obwohl die Kleidung nur bedingt zur Großbaustelle passt, hat die Ingenieurin hier eine Art zweites Zuhause.

Als für die Nordhalle verantwortliche Projektleiterin steht sie unter Zeitdruck. „Bis Donnerstag muss die Halle in Grundzügen fertig sein“, sagt sie und fügt nach kurzer Pause hinzu: „Das schaffen wir.“

Schafft es Lück samt Bauarbeitern und einem fünfköpfigen Team nicht, kann der Hauptbahnhof ab Sonnabend nicht gesperrt werden. Denn die umfangreichen Arbeiten an dem Verkehrsknotenpunkt sind nur dann vollständig zu bewältigen, wenn die Anlagen in der Nordhalle funktionieren. Das klingt kompliziert – und ist es auch. Doch Lück klärt auf: „Während der 80-stündigen Sperrung werden neue Oberleitungen verlegt und die Sicherheitssysteme neu justiert.“ Dazu zählen Signalanlagen, Weichen und die Magnet-Technik an den Gleisen, die einen Zug im Krisenfall zum Stehen bringt. „Früher konnte eine Weiche noch manuell gestellt werden“, sagt Lück. Heute befreit das elektronische Stellwerk die Eisenbahner von solcher Handarbeit. Es gehorcht einem komplizierten Computerprogramm, das während der Sperrung von Leipzig aus eingespielt wird. „Es würde für den ganzen Bahnhof nicht klappen, wenn die Nordhalle nicht funktionsfähig wäre“, weiß Lück. Dabei wirkt sie entspannt, denn: „Seit eineinhalb Monaten liegen dort bereits die neuen Gleise.“ Das Gröbste hat die Projektchefin, die für die Organisation der Abläufe verantwortlich ist, damit schon hinter sich. Und bis Donnerstag, ist sie sicher, werden die restlichen Kleinigkeiten auch noch geregelt werden.

Sie treibt auch Geld ein.

Lück, die ihr Alter nicht veröffentlicht sehen will, studierte an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden. Seit 1985 arbeitet sie für die Bahn, damals noch unter dem Etikett der Reichsbahn. Die Projektleiterin sieht sich als Managerin: Ihre der DB Projektbau zugeordnete Truppe kümmert sich darum, dass das knifflige Zusammenspiel von Bauarbeitern, Planern und Architekten möglichst reibungslos läuft. Wichtig dabei: Sie muss auch das Geld eintreiben – in diesem Fall rund 25 Millionen Euro aus Bundesmitteln.

Die werden auch im Keller verbaut, wo Arbeiter derzeit Flutschäden beseitigen. Zudem richtet sich die Bahn darauf ein, doch einen rund 14 Meter langen Zugangstunnel von der Halle zur Tiefgarage am Wiener Platz zu bauen. Falls der Investor die geschätzten Kosten von bis zu zwei Millionen Euro trägt. Verhandelt wird noch, der Ausgang ist offen. Die berufliche Zukunft von Frau Lück nicht. Ab dem Jahresende sollen wieder Züge durch die Nordhalle rollen und der 280 Meter lange Bahnsteig nach und nach freigegeben werden. Und ab Oktober wartet eine neue Aufgabe: die Sanierung der Südhalle.

Was rollt trotz Sperrung? Baufahrplan unter www.sz-online.de.