Von Mareen Mühle
O,M,A – das sind die Buchstaben, die Generationen verbinden. „Oma war das erste Wort, das ich lesen und schreiben lernte“, erinnert sich Antje Meintschel. Und nun lehrt sie mit diesem Wort ab heute die Schüler der Klasse 1b der Bruno-Gleißberg-Grundschule in Heidenau das Alphabet.
Für 967 Mädchen und Jungen im Landkreis Sächsische Schweiz beginnt heute ein neuer Lebensabschnitt – das Schulleben. Die Kinder werden nun Morgen für Morgen auf den Schulbänken Platz nehmen – und zwei neue Lehrerinnen vor ihnen. Ina Grobe und Antje Meintschel werden erstmals nach ihrer Ausbildung in einer Grundschule unterrichten.
Die Aufregung der beiden Lehrerinnen ist mindestens genauso groß wie die der kleinen ABC-Schützen. „Ich freue mich riesig auf den Unterricht, bin aber auch ein bisschen nervös“, sagt Antje Meintschel. Auch Ina Grobe ist aufgeregt: „Aber meine Kollegen sind alle sehr hilfsbereit.“
Die 36-Jährige ist in der Diesterweg-Grundschule in Pirna-Copitz Klassenleiterin einer zweiten Klasse. Sie möchte aber in den Zweit-, Dritt- und Viertklässlern vorwiegend das musische Interesse wecken.
Neulinge auf dem Gebiet der Wissensvermittlung sind beide nicht. Schließlich gehört zum Studium eine Referendariatszeit. In dieser beweisen sich zukünftige Lehrer das erste Mal vor einer Klasse. Nur liegt diese Zeit bei beiden Frauen bereits ein Jahrzehnt zurück. Einstellungsstopp für Grundschullehrer hieß es Mitte der Neunzigerjahre, als die frisch gebackenen Hochschulabsolventinnen das theoretisch Erlernte praktisch umsetzen wollten.
Eine Pause in Sachen Kindererziehung leisteten sich beide dennoch nicht. „Ich zog meine zwei Kinder groß und bot Mutter-Kind-Kurse in Dresden an“, erzählt Antje Meintschel. Auch ihre Pirnaer Kollegin bekam Nachwuchs und gab Unterricht an einer Schule für Benachteiligte. Außerdem drückte sie ihren Unmut in unzähligen Briefen an das Regionalschulamt und Kultusministerium aus.
Doch bei der Zuckertütenvergabe waren alle Sorgen vergessen und beide freuten sich wie kleine Kinder. „Ich habe eine von meiner Schwester bekommen“, sagt Ina Grobe. „Meine waren mit vielen Leckereien und Rotstiften gefüllt“, erzählt Antje Meintschel. Über die Stifte freut sich die 34-Jährige besonders: „Es war schon als Kind mein Traum, Zensuren unter Arbeiten zu schreiben, Klassenbücher auszufüllen und mit Kreide an die Tafel zu malen.“