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Schulbesuch für drei Kinder gesichert

Zum Schuljahresbeginn konnte Familie Meier* das Schulmaterial und die Fahrtkosten nicht zahlen. Es war zu viel auf einmal. Lichtblick half ihnen.

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Von Kerstin Fiedler

Die Meiers wohnen in eine Dorf im nördlichen Bautzener Kreisgebiet. Sie haben drei Kinder, Daniela (12), Sebastian (8) und Franziska (7). Während die große Tochter eine Mittelschule im Ort besucht, lernt die Jüngste an einer Grundschule, zu der sie mit dem Schulbus fährt. Sebastian geht seit diesem Jahr in die dritte Klasse einer Bautzener Schule zur Lernförderung.

Für alle drei Kinder wurde am Schuljahresbeginnen das Geld für die Arbeitsmaterialien fällig und für die beiden Busfahrer die jährliche Zuzahlung zur Schülerbeförderung. Weder für das eine noch für das andere erhalten Meiers Geld vom Amt für Arbeit und Soziales. Beide sind Hartz-IV-Empfänger. Laut Gesetz sind solche Ausgaben im Regelsatz enthalten. Doch was tun, wenn rund 500Euro auf einmal auflaufen? Michaela und Michael Meier holten sich Rat bei der Caritas. Diplom-Sozialpädagoge Andreas Deckwart beantragte eine Unterstützung bei der Stiftung Lichtblick. 200Euro halfen über den Engpass. „Wir sind sehr froh über diese Hilfe, denn wir hätten nicht gewusst, wie wir das sonst bezahlen sollen“, sagen die Eltern.

Die Situation der Familie war nicht immer so schwierig. Der 31-Jährige Michael Meier hatte viele Jahre Arbeit im Westen. Einige Zeit lebte auch die Familie dort. Aber dann gab es das Problem mit Sebastian. „Ich hatte ihn nicht mehr unter Kontrolle. Das ging bis dahin, dass er anfing, zu Hause zu zündeln“, erzählt Michaela Meier. Eine Kinderpsychologin diagnostizierte Epilepsie bei Sebastian. Doch schon kurze Zeit nach den verordneten Medikamenten bemerkte die Mutter, dass es nur noch schlimmer wurde. In einer Fachklinik in Kleinwachau fand die Familie Hilfe. Das war voriges Jahr im November. Die Diagnose lautet: Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivität-Störung (ADHS). Eine Krankheit, bei der Kinder nicht aufmerksam sein können, oft hyperaktiv und unausgeglichen sind. „Seitdem Sebastian die richtigen Medikamente nimmt und an der Schule zur Lernförderung lernt, ist es besser“, sagt die Mutter. Auch die Tagesgruppe des ASB, in der der Junge nachmittags betreut wird, hilft ihm, sich zu entwickeln.

Seit Januar ist auch Michael Meier arbeitslos. „Derzeit suche ich Arbeit als Kraftfahrer, aber eben möglichst so, dass ich abends bei der Familie sein kann“, sagt er. Meier ist gelernter Maurer, hat bei der Bundeswehr gearbeitet und dort den Beruf eines Krankenpflegehelfers erlernt. „Auch im Gartenbau kenne ich mich aus, bin also sehr flexibel“, sagt Michael Meier. Mittlerweile überlegt die Familie aber auch, dass er wieder einen Job im Westen annimmt. „Mit zu geringem Gehalt kommen wir nicht über die Runden“, gestehen sie sich ein.

Freude auf Thüringen-Besuch

Seit Sebastian Fortschritte macht, geht es auch Mutter Michaela etwas besser. Wegen der großen Tochter brach sie mit 17 die Lehre zur Verkäuferin ab. Sie könnte sich vorstellen, als Friseurin oder Kosmetikerin zu arbeiten. Aber so lange die beiden jüngeren Kinder in der Woche so viel Betreuung brauchen und zu Therapien und Ärzten gebracht werden müssen, wird sie eine Ausbildung in diesen Fächern kaum nebenbei schaffen, glaubt sie. Jetzt freut sich die Familie erst einmal auf einen Silvesterbesuch in Thüringen bei der Oma. „So richtigen Urlaub haben wir schon lange nicht mehr gemacht“, sagen die Meiers.

* Namen geändert