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Großröhrsdorf: Zu wenig Platz im Gymnasium

Die Schule hat viel Zulauf und braucht dringend mehr Klassenräume - bekommt aber vorerst nur Container.

Von Reiner Hanke
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Immer mehr Schüler wollen aufs Großröhrsdorfer Gymnasium. Deshalb wird bis Schuljahresende erweitert - mit Containern.
Immer mehr Schüler wollen aufs Großröhrsdorfer Gymnasium. Deshalb wird bis Schuljahresende erweitert - mit Containern. © Matthias Schumann

Großröhrsdorf. Eltern wissen: Kurz vor 7 Uhr ist morgens im Normalfall vor dem Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasium in Großröhrsdorf die Hölle los. Dann drängen sich die Schüler vom Busplatz zum Schulgebäude gegenüber. Und es werden immer mehr.

Um den Unterricht dennoch absichern zu können,  stellte der Landkreis Bautzen als Träger der Schule bereits ein Containergebäude auf. Nun muss aufgestockt werden - für insgesamt sechs zusätzliche Klassenzimmer. Auch das Humboldt-Gymnasium in Radeberg soll einen Containerbau mit vier Klassenzimmern bekommen. Doch bis zum Beginn des nächsten Schuljahres ist nicht mehr allzu viel Zeit.

Ende Februar sei der Kreis über die hohe Zahl von Anmeldungen vom Landesamt für Schule und Bildung informiert worden. Insgesamt 272 neue Schüler für Großröhrsdorf und Radeberg. Der Kreis räumt zugleich ein, dass die Prognose aus dem Schulreport 2012  mit 201 Schülern deutlich daneben lag und nun dringend gehandelt werden muss. Hintergrund sei die überdurchschnittlich positive Entwicklung in der Region Radeberg/Großröhrsdorf.

Streit im Kreistag zum Container-Beschluss

Am Sauerbruch-Gymnasium war man vor gut zehn Jahren von einer Gesamtschülerzahl von maximal 680 ausgegangen. Damals entstand bereits ein Anbau. Mittlerweile lernen aber bereits 773 Schüler an der Schule. Die Zahl bewege sich nun schon seit Jahren in dieser Größenordnung, sagt  Schulleiter Ulrich Schlögel. Mehr als 100 Anmeldungen gebe es nun für das kommende Schuljahr: „Mehr, als wir aufnehmen können.“ Der steigende Schüler-Zustrom liege am großen sternförmigen Einzugsbereich, der bis in den Landkreis Sächsische Schweiz und den Speckgürtel von Dresden reicht, sagt Schlögel. So kämen viele Zuzügler aus der Landeshauptstadt in die Region.

Trotz des Drucks, zusätzlichen Schulraum zu schaffen, kam es aber zu Verzögerungen. Erst bremste Corona, weil Ausschuss-Sitzungen abgesagt werden mussten. Dann sollte die Entscheidung auf einer Sondersitzung des Kreistages Ende April fallen. Als Eilentscheidung, weil die Zeit dränge, war den Worten von Landrat Michael Harig (CDU) zu entnehmen. Es hänge auch mit den Lieferzeiten für die Container zusammen.

Doch der Beschluss kam nicht zustande, weil die AfD ihr Veto einlegte. „Wir haben die Vorlage über mehrere Seiten kurzfristig auf den Tisch bekommen“, erklärte Fraktionsvorsitzender Henry Nitzsche im Nachgang gegenüber Sächsische.de. „Unserer Ansicht nach hätte die Entscheidung über immerhin 1,6 Millionen Euro zuvor in den Ausschüssen beraten werden müssen.“ Das beantragte die Fraktion denn auch, dem wurde stattgegeben.

Das Prozedere erinnert an die von der AfD beantragte Sondersitzung des Kreistages im Februar. Damals verhinderten SPD, Linke und Grüne mit ihren Stimmen die Diskussion über einen Ersatzneubau fürs Kamenzer Hallenbad. Ebenfalls mit dem Hinweis, eine so wichtige Entscheidung müsse im Ausschuss vorberaten werden.

Im Verlauf der April-Sitzung - wieder mit Hallenbad-Debatte - führte das zu teils heftigen Wortwechseln und gegenseitigen Vorwürfen. Die AfD sprach von Blockadehaltung. Die SPD wies das zurück und attestierte den Alternativen Populismus. Durch deren Veto zum Beschluss über die Schulcontainer werde dem Kreistag am Ende  die Entscheidungsgewalt über eine Investition über 1,6 Millionen Euro aus der Hand genommen.

Ein Schulcontainer-Gebäude steht bereits am Großröhrsdorfer Gymnasium. Ein weiteres kommt jetzt wegen der hohen Schülerzahlen dazu.
Ein Schulcontainer-Gebäude steht bereits am Großröhrsdorfer Gymnasium. Ein weiteres kommt jetzt wegen der hohen Schülerzahlen dazu. © SZ/Reiner Hanke

So kam es dann auch. Das Papier passierte sowohl den Kultur- und Bildungs-, als auch den Technischen Ausschuss. Dem folgte eine Eilentscheidung des Landrates – ohne Kreistag: „Die Zeitschiene von der Planung über die Ausschreibung und den Zuschlag bis zur Fertigstellung des Baus lässt keinen weiteren Spielraum mehr zu“, heißt es zur Begründung. Eine erneute Ladung des Kreistages sei zu dem Zeitpunkt nicht mehr möglich gewesen, ohne die „ordnungsgemäße Durchführung des Schulunterrichts“ zu gefährden. So konnten nun bereits Anfang des Monats weitere Schritte gegangen werden, um Angebote einzuholen und die Bauplanung anzuschieben.

Schulleiter Ulrich Schlögel rechnet fest damit, dass pünktlich mit dem ersten Klingeln im neuen Schuljahr am 31. August der Containerbau einsatzbereit und entsprechend ausgestattet ist – vom Beamer über Möbel bis zu Tafeln, Garderobe und Toiletten. „Unsere bevorzugte Variante wäre es gewesen, die vorhandenen Container aufzustocken“, sagt er. Das sei aber technisch nicht möglich. Deshalb werden die neuen Container nun auf dem Parkplatz der benachbarten Oberschule aufgebaut: zwei Klassenzimmer für je 28 Schüler. 

Auf Dauer sei das freilich keine Lösung, ist sich der Schulleiter sicher. Die könne nur ein weiterer Anbau bringen. Der Schulleiter hat auch eine Idee, wo sich das neue Gebäude anschließen könnte: an die Westseite des Altbaus. Dort habe es bereits in der Vergangenheit einen Bau gegeben, der aber nach dem Ersten Weltkrieg abgebrochen worden sei. Bisher gebe es aber noch keine verbindlichen Aussagen vom Landkreis. Auch gegenüber Sächsische.de ließ die Verwaltung diese Frage offen, während Radeberg wohl schon auf eine Investition hoffen darf.

In einem Papier des Kreises ist von Interimslösungen die Rede, die den Bedarf bis 2023/24 abdecken. Wie es danach weitergehen soll, werde derzeit geprüft. Es hänge von der finanziellen Lage und der tatsächlichen Entwicklung der Schülerzahlen ab.  (mit SZ/td) 

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