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Schule greift nach den Sternen

Eröffnet. Nach 38 Jahren wird ein Traum wahr. Das Gymnasium hat seitgestern seine Sternwarte.

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Von Birgit Ulbricht

Wird der Name Großenhains einmal neben Apollo, Amor, Zappafrank oder Lennon am Himmel stehen? Möglich wäre es. Wenn die Großenhainer Sternengucker zum Beispiel einen Asteroiden entdecken. Vorerst dürfen sich Schüler und Lehrer auf einen tollen Astronomieunterricht am Werner-von Siemens-Gymnasium freuen. Etwa 15 000 Objekte – Sterne, Planeten, Asteroiden, Kometen – sind auf Knopfdruck zu bewundern.

Das Teleskop, das über eine 20 Zentimeter große Öffnung und eine Brennweite von zwei Metern verfügt, stellt sich per Laptop selbst auf das gewünschte Ziel ein. Ebenfalls per Mouseklick kommen die Bilder dann auch ins Klassenzimmer. Doch dabei soll es nicht bleiben. „Die Schüler leben sowieso in einer virtuellen Welt, einfach durch das Fernrohr zu schauen, ist für sie ein viel größeres Erlebnis“, hat Astronomielehrer Olaf Priem festgestellt. Die Schüler sollen die Objekte fotografieren, Helligkeiten berechnen oder Oberflächenkarten erstellen können. „Über solche Beobachtungen kommen die jungen Leute ganz von allein zu naturwissenschaftlichen Problemen“, freut sich Horst Keil schon.

Nach den Sternen greifen werden die Großenhainer Gymnasiasten nicht allein. Die Schüler der Großenhainer Mittelschulen, vom St. Afra-Gymnasium und aus dem Franziskaneum in Meißen wollen rege an Projekten mitarbeiten und die Großenhainer Sternwarte besuchen. Den Großenhainern die Sterne vom Himmel holen möchte dagegen die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft „Großenhainer Sternwarte“. Sie will für alle Interessierten Veranstaltungen in der Sternwarte anbieten.

Fast hätte es vor genau 38 Jahren schon einmal eine Sternwarten-Eröffnung an gleicher Stelle gegeben. Als im September 1967 das Dach neu gedeckt wurde, sollten auch die beiden Heizungstürme der 1890 erbauten Schule verschwinden. Auf einem der Türme wollten die Stadtväter bereits damals eine Sternwarte aufsetzen. Doch der Blick durchs Fernrohr blieb ein Wunsch – detailgenau hätte der Beobachter jede Bewegung auf dem Militärflugplatz verfolgen können. Unmöglich. Die Begeisterung der Großenhainer konnte das nicht dämpfen. Die stattdessen 1975 eröffnete Sternwarte am Kupferberg zählte neben dem Unterricht über 5 000 Besucher. Und auch Wende und sämtliche nun folgenden Neuerungen in der Schullandschaft änderten an einem Wunsch der Großenhainer nichts: Zu sehen, was da oben ist.

Astro-Professor Michael Soffel von der TU Dresden war von der Wissenschaftsfreude der Großenhainer gestern schon begeistert. Als Einstieg in die ferne Welt der Gestirne brillierte er mit einem Vortrag über Meteoriteneinschläge. Ab welcher Gesteinsgröße werden ganze Städte ausradiert? Wie hoch wäre ein Tsunami bei einem Einschlag in den Ozean? Und wie könnte das Leben der Menschen fern von Mutter Erde, nach heutigem Stand der Wissenschaft, einmal aussehen? Das war unterhaltend und macht Lust auf mehr.

In Richtung Politik, die immer noch um das Unterrichtsfach Astronomie diskutiere, sagte Professor Soffel: Er hoffe, dass die Astronomie wieder den Platz unter den Wissenschaften an der Schule einnehme, der ihr gebührt. Der Blick zum Himmel wecke wie kaum eine andere Disziplin den Drang zu Wissen. Darauf könne keine Gesellschaft verzichten.

Die Sternwarte im Gymnasium, Hauptstelle Schubertallee, wird gezeigt zum Tag der offenen Tür am Sonnabend, den 19. März, in der Zeit von 9 bis 12 Uhr.