Fünf Modelle für den Schulstart

Ab Montag füllen sich die Schulen langsam wieder. Dieser Termin ist das Einzige, was neben den Hygieneregeln vorgegeben ist. Wie Schule nach dem Lockdown funktioniert, das legen Grund- und Oberschulen sowie Gymnasium selbst für sich fest. Einige hätten sich dafür noch ein paar Tage mehr Zeit gewünscht. So wird nun zum Teil bis zum letzten Tag daran gearbeitet. Eltern und Schüler werden dann erst am Freitag oder Wochenende informiert. Fest steht: Jeden Tag Unterricht in der Schule - das wird es bis zum Ende des Schuljahres nicht geben.
Fünf Modelle aus dem Landkreis zeigen, wie vielfältig der Start aussehen wird. Eines gilt dabei für alle: Die Organisation des Unterrichts bereitet weniger Probleme als das, was außerhalb dieses geschieht: Ankommen, Pausen, Essen, Toilettengang.
Modell: Wochenweiser Wechsel
Zeiten: In der Neustädter Schiller-Oberschule gibt es für die fünften bis achten Klassen künftig eine A- und eine B-Woche. Dazu werden die Klassen geteilt. Jede Gruppe wechselt wöchentlich zwischen Unterricht und häuslicher Lernarbeit. Also eine Woche lernen in der Schule, eine Woche zuhause. Für zuhause erhalten die Schüler dann so wie bisher von ihren Lehrern Aufgaben, sagt Schulleiter Klaus Anders.
Details: Für die neunten Klassen sowie die achte Hauptschulklasse, also die, die nächstes Jahr ihre Abschlüsse machen, gilt täglicher Unterricht. Auch der erfolgt in Gruppen, zwei pro Klasse. Für die 10. Klassen und die Hauptschüler der Klasse 9 endet am 20. Mai die konzentrierte Phase der Prüfungsvorbereitung. Ab 25. Mai folgen für diese Schüler die Abschlussprüfungen.
Besonderheiten: Die Cafeteria bleibt in der Neustädter Oberschule geschlossen. In den großen Pausen gilt Hofpausenpflicht. Maskenpflicht gilt dort, wo die Mindestabstände nicht eingehalten werden können. Das ist also zum Beispiel auf den Gängen.
Modell: Blockunterricht

Zeiten: In der Dohnaer Oberschule haben die fünften bis siebenten Klasse künftig mindestens einen Präsenztag pro Woche in der Schule. Die achten Klassen beginnen damit am 26. Mai. Es wechseln sich lernen in der Schule und zuhause ab. Jeder Schüler kommt bis zu den Sommerferien auf mindestens 18 Tage in der Schule. Das ist in den Zeiten der schriftlichen Prüfungen nur ein Tag und nicht immer der gleiche. Nach der Prüfungszeit sind es zusammenhängende Tage, damit sich Eltern und Kinder gut organisieren können, sagt Schulleiterin Antje Ambos. Der Plan steht jetzt bis zu den Ferien. In der Regel können auch während der mündlichen Prüfungszeit sechs Klassen zeitgleich in Gruppen unterrichtet werden. Mehr ist aufgrund der Raumsituation und Abstandsregeln nicht möglich.
Details: Es gelten festgelegte Gruppen, festgelegte Zimmer für die Gruppen, individualisierte Tische. Für die Zeiten zuhause werden wie bisher Aufgaben gegeben, die nun aber im Unterricht vor- und nachbereitet werden können. Aufgrund der Regeln überwiegt nun leider Frontalunterricht mit wenig Interaktion zwischen den Schülern, sagt Antje Ambos. Aufgrund der technischen Voraussetzungen war und ist man aber gut vorbereitet. Die Dohnaer Schule hat bereits vor Corona mit LernSax gearbeitet, hat iPad-Klassen und das Medien, Informatik und digitale Technologien-Profil, wo Dohna eine von drei Pilotschulen im Freistaat ist.
Besonderheiten: Es gelten Toilettenzeiten. Keine Hofpausen, aber wenn möglich, Unterrichtsphasen im Freien.
Modell: Halbe halbe
Zeiten: Im Heidenauer Gymnasium werden sich Präsenzzeiten in der Schule mit darauf abgestimmten Lernzeiten zu Hause abwechseln und ergänzen. Am konkreten Konzept arbeiten wir noch, sagt Schulleiter Frank Clausnitzer. "Aber jede Schülerin, jeder Schüler wird im Schnitt die Hälfte der Zeit in der Schule lernen und die andere zu Hause." Damit ist die Halbierung der Klassengrößen möglich, so dass der Mindestabstand von 1,50 Meter im Unterricht gewahrt werden kann.
Details: Die Lernzeiten außerhalb der Schule dienen insbesondere dem Üben, Festigung und Vertiefen des Lernstoffes und werden wie bisher durch die Lehrerinnen und Lehrer durch Aufgaben vorbereitet, betreut und nachbereitet. Das geschieht weiter über die inzwischen bewährte und gut genutzte Lernplattform mit all ihren Möglichkeiten bis hin zu Videokonferenzen.
Besonderheiten: Keine Maskenpflicht, wenn im Unterricht der Mindestabstand gewahrt bleibt, aber Tragen von Mundschutz im Schulhaus bzw. Gelände, wenn der Abstand nicht mehr gesichert ist.
Modell: Wochen- oder tageweise
Zeiten: Für das Dippoldiswalder und Altenberger Gymnasium sind noch immer zwei Modelle im Rennen. Klar ist, es wird gedrittelt. Aber wie? Variante Eins: In der ersten Woche ist Montag für das erste Drittel Unterricht, Dienstag fürs zweite, Mittwoch fürs dritte, in der nächsten Woche absolvieren dann alle den Dienstag nacheinander. Variante Zwei: Die verbleibenden 42 Schultage bis zu den Sommerferien werden gedrittelt, also jeder Fünft- bis Zehntklässler ist 14 Tage in der Schule. Diese Tage sind intelligent zu verteilen, sagt Schulleiter Volker Hegewald. Wochenweise sei transparent, aber habe den Nachteil, dass wieder viel Zeit zwischen den Schulzeiten liegt. Egal wie, Ziel sei, dass alle Schüler in der ersten Woche innerhalb von drei Tagen mal in der Schule waren. Die Information erfolgt über die Klassenlehrer.
Details: Es wird nicht gleich mit dem Unterricht begonnen. Schüler und Lehrer brauchen Zeit zum Reden, sagt Hegewald. Er wird so wie schon die Abiturienten und Elftklässler alle am Montag in der Aula - mit dem gebührenden Abstand - begrüßen. Vor Corona habe man über selbst verantwortetes Lernen theoretisch gestritten, nun folge Teil zwei: die Praxisprüfung.
Besonderheiten: Am Eingang muss sich jeder in eine Liste eintragen. Da ein Einbahnstraßen-System im Gymnasium nicht machbar ist, gilt außerhalb der Klassenzimmer und des Unterrichts Maskenpflicht. Für Lehrer gilt wieder Präsenzpflicht.
Modell: Gestaffelte Ankunftszeit
Zeiten: Die Grundschule Poisental hat sich auf der Suche nach dem für sie besten Modell für gestaffelte Zeiten entschieden, sagt die stellvertretende Schulleiterin Beatrice Kallensee. Diese Zeiten bedeuten für alle ein großes Maß an Disziplin. Die ersten und zweiten Klassen kommen zu gestaffelten Zeiten und sind zwischen 8 und 12 Uhr in der Schule. Die ersten Klassen zum Beispiel werden 7.45 Uhr an drei verschiedenen Treffpunkten in Empfang genommen, die zweiten Klassen dann 8 Uhr. Ähnlich ist es bei den dritten und vierten Klassen, die zwischen 9 und 13 Uhr in der Schule sind. Die Drittklässler werden 8.45 Uhr begrüßt, die Viertklässler eine Viertelstunde später.
Details: Die Klassenlehrer unterrichten ihre Schüler in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht, in den vierten Klassen auch in Englisch.
Besonderheiten: Die Hofpausen finden getrennt statt, das Mittagessen wird im Klassenzimmer aus Assietten gegessen. Weil es nur ein und noch dazu enges Treppenhaus gibt, tragen Schüler und Lehrer dort eine Mund-Nasen-Bedeckung.
Was von der Krisenzeit bleiben wird
Die diesjährigen Absolventen werden als die Corona-Jahrgänge in die Geschichte eingehen. Schwerer werden es die Klassen haben, die nächstes Jahr ihre Schule beenden, also die jetzigen Dritt-, Neunt- und Elftklässler sowie die Hauptschüler. Denen wird mehr fehlen, sagen viele Lehrer. "Man hätte nicht gedacht, dass so ein Virus alle Schulen im Land auf einmal lahmlegen konnte", sagt die stellvertretende Leiterin der Poisentaler Grundschule, Beatrice Kallensee. Wenn sie in ein paar Jahren über die jetzige Zeit erzählt, wird sie sagen: "Es war nicht einfach umzudenken, aber man hat für die Zukunft, was die Digitalisierung und die damit verbundenen Möglichkeiten angeht auch für die Grundschule, in kurzer Zeit viel dazugelernt."
Dieser Aspekt steht auch bei Frank Clausnitzer vom Heidenauer Gymnasium im Vordergrund. "Hoffentlich wird in der Rückschau vor allem das Positive überwiegen, wie zum Beispiel der Umstand, dass wir in Bezug auf die Nutzung digitaler Medien und moderner Lernplattformen wenn auch notgedrungen einen großen Schritt vorangekommen sind." Diesen Schritt habe man geahnt, sagt Volker Hegewald. "Dann waren wir auf einmal überzeugt, er ist da." Für Antje Ambos, die die Dohnaer Schule digital vorantreibt, steht fest: "Corona hat dazu beigetragen, dass die Kritiker von Digitalisierung in Schule erkannt haben, dass die Vorteile überwiegen. Und: Schule wird sich verändern."
Mehr Nachrichten aus Pirna lesen Sie hier.
Den täglichen kostenlosen Newsletter können Sie hier bestellen.