SZ + Döbeln
Merken

Schulförderer reden Klartext

Existenzielle Fragen sind bei der Neuwahl des Vorstandes angesprochen worden. Alle Mitglieder machen weiter. Aber nur zwei Jahre. Was ist dann?

Von Heike Heisig
Teilen
Folgen
Ulrike Hünerfauth, Vorsitzende des Schulverein: Ich mach’ noch zwei Jahre als Vorsitzende mit. Dann will ich nicht länger die Vorturnerin sein.
Ulrike Hünerfauth, Vorsitzende des Schulverein: Ich mach’ noch zwei Jahre als Vorsitzende mit. Dann will ich nicht länger die Vorturnerin sein. © André Braun

Leisnig. Diese rigorose Ankündigung ist Ulrike Hünerfauth nicht leichtgefallen. Fast schon eine Abschiedsrede hatte sie vorbereitet, um ihre Entscheidung zu begründen. Noch ein letztes Mal stellte sie sich am Montagabend zur Wahl als Vorstandsvorsitzende des Schulvereins Peter Apian. Auch nur übergangsweise weiterzumachen, sei für sie keine Option. „Wenn ich das heute schon ankündige, dann findet sich wieder niemand“, begründete sie ihre Entscheidung.

Die steht schon länger fest. Bereits zur letzten Wahl und zur Feier zum 25. Bestehen des Schulvereins kündigte Ulrike Hünerfauth an, dass sie ihren Vorstandsposten in absehbarer Zeit aufgibt. Das soll 2021 passieren. Dann sei sie fast 60 Jahre alt und habe zwölf Jahre an der Spitze gestanden. Zeit also, Jüngeren mit Elan Platz zu machen. „Im Verein selbst will ich aber weiter mitmachen“, sagte sie zu. „Bloß nicht länger als Vorturnerin.“

Die Gründe sind verschieden. Sie habe bemerkt, dass sich ein Automatismus ergeben habe und der Elan der Anfangszeit verloren gegangen sei. Außerdem, und das enttäusche Ulrike Hünerfauth schon, werde der Verein nicht für das wahrgenommen, wofür er steht. 

Mehrfach hätten sich Eltern ihr gegenüber überrascht geäußert, dass der Schulverein mehr als nur Kuchen verkauft und Schnittchen schmiert. Also, schlussfolgerte die 57-Jährige, sei es in der Öffentlichkeit gar nicht so angekommen, wo der Verein überall aktiv ist.

Als einen wichtigen Punkt nannte Ulrike Hünerfauth auch den fehlenden Bezug zu heutigen Schülern und Eltern. Schon viele Jahre lerne keines ihrer Kinder mehr an der Oberschule Leisnig. Genau das ist das Hauptargument für Bianca Freyer und Beate Richter. Auch sie kündigten an, sich in zwei Jahren aus dem Vorstand zurückziehen zu wollen. 

„Mein Junior ist vor sechs Jahren aus dieser Schule raus“, sagte Uwe Rudolph. Der Schatzmeister würde die Aufgaben gern in die Hände eines Nachfolgers legen: Einmal, weil er mit Online-Banking wenig am Hut habe und zum anderen, weil er beruflich eingespannt sei. „Nachdem mein Sohn die Schule verlassen hat, habe ich aber erstmal weitergemacht, weil mir der Verein, die Schule und die Stadt am Herzen liegen“, sagte er.

Rosemarie Grafe wird noch zwei Jahre als Schriftführerin tätig sein. Dann sei sie 70 Jahre und würde gern kürzer treten. Die ehemalige Schulsekretärin ist noch in zwei weiteren Vereinen aktiv und befürchtet, irgendwann nicht mehr alles zu schaffen.

Angesichts dieser Ankündigungen wurde es einigen Vereinsmitgliedern bange. „Ich stelle es mir grausam vor, wenn alle fünf zugleich aufhören“, gab Sigga Dobosch zu. Die frühere Schulleiterin war mehrere Jahre Vorsitzende des Schulvereins. Am Montag leitete sie die Wahlversammlung.

Alle Vorstände sagten zu, ihre potenziellen Nachfolger anleiten, sie nicht im Regen stehen zu lassen. Doch dafür müssen diese Leute erst gefunden werden. „Gelingt das nicht, steht gegebenenfalls eine Auflösung des Vereins zur Debatte“, sprach Ulrike Hünerfauth Klartext. Soweit solle es aber möglichst nicht kommen. Immerhin habe der Verein eine Menge vorzuweisen.

Das zeigte auch die Bilanz für 2018, die die Vorsitzende vorstellte. So haben sich die Förderer am Abend der offenen Schultür, an Weihnachtsmarkt und Blütenfest beteiligt sowie Abschiedsgeschenke für die Schüler der Abschlussklassen finanziert. 

Außerdem war der Verein Gastgeber des Theaterabends. Den gestalteten die Schüler zum inzwischen zehnten Mal. Von Einnahmen und Spenden wurden das Programmier-Projekt „Roberta“ und Eltern unterstützt, denen es schwerfällt, die Wangerooge-Fahrt zu finanzieren.

Dieses Jahr soll Geld des Schulvereins in die Renovierung des Fachkabinettes für Biologie fließen, kündigte Ulrike Hünerfauth an. Dort muss unter anderem der Fußboden saniert werden. Schon finanziert hat der Vorstand einen Werbeaufsteller und den Druck von Flyern. Letztere sollen dabei helfen, den Verein bekannter zu machen und die Initiativen in die Öffentlichkeit zu tragen.

Damit der Vorstand mehr „Bindung“ zu den Schülern bekommt, wenn die eigenen Kinder nicht mehr an der Peter-Apian-Schule lernen, sollen die Älteren in die Arbeit einbezogen werden. 

Diesen Vorschlag fanden die Mitglieder toll. Weiterhin soll bei Lehrern und Eltern stärker als bisher für eine Mitarbeit geworben werden, damit der Förderverein mit gegenwärtig 67 Mitgliedern nach 2021 eine Perspektive hat. „Der Verein ist wirklich wichtig für Leisnig“, meinte Manfred Wehrmann.