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Schulgarten als Testfeld

Die Grundschule Boxberg ist Preisträgerin beim „Sächsischen Mitmach-Fonds“. Tageblatt stellt ab heute Projekte vor.

Von Constanze Knappe
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Vivien (Mitte) und Lorraine (vorn) aus der Klasse 3 a gießen das neue Hochbeet im Schulgarten.
Vivien (Mitte) und Lorraine (vorn) aus der Klasse 3 a gießen das neue Hochbeet im Schulgarten. © Foto: Joachim Rehle

Boxberg. Was die Pflanzen bei dieser Hitze am meisten brauchen, da müssen Nils, Patrick, Paul, Max, Vivien und Lorraine nicht lange überlegen. Mit Begeisterung schwenken die Kids der 3 a der Grundschule Boxberg die Gießkannen. Zuerst über einem der neuen Hochbeete mit Zucchini. Dann auf dem Beet mit den Zuckerschoten, die man bald ernten kann. Jede Klassenstufe hat ihr eigenes Beet mit verschiedenem Gemüse, welches nach den Ferien in den Schulpausen geknabbert wird. Angebaut werden auch alte Sorten wie Erdbeerspinat, dessen rote Früchte zwar den Beeren ähneln, aber keineswegs so schmecken. Pflanzen und anderes Material haben Boxberger Unternehmen spendiert. Azubis der Lausitz Energie Bergbau AG (Leag) werden in ihrer Ausbildung Rankhilfen schweißen.

Die Kids sind begeisterte Gärtner. Wie Vivien, die zu Hause drei eigene Beete pflegen darf. Von Möhren und Melonen erzählt sie. Paul weiß, dass man mittags nicht gießen sollte, weil das Wasser da viel zu schnell verdunstet. Max findet sogar Unkrautzupfen ganz okay. Noch lieber aber mag er Rasenmähen. Auch das dürfen die Mädels und Jungs im Schulgarten.

Daniel Kubik schmunzelt. „Man merkt, dass die Kinder in der Natur aufwachsen“, sagt er. Der Quereinsteiger, der seit dem vorigen Jahr in der Grundschule Boxberg tätig ist, unterrichtet Schulgarten. Er achtet darauf, dass nicht immer die gleichen Kinder dem Unkraut zu Leibe rücken müssen. Und er sprüht voller Ideen, wie die Fläche neben der Schule zu einer grünen Oase werden könnte. Beim Sächsischen Schulgartenwettbewerb kam die Grundschule Boxberg damit eine Runde weiter. Sie ist jetzt unter den 30 Bewerbern, unter denen 2020 die Sieger gekürt werden. Mit dem Preisgeld von 400 Euro aus der ersten Runde könnte eine Bewässerungsanlage angeschafft werden. Doch damit nicht genug. Daniel Kubik möchte den Schulgarten zum Experimentierfeld für die Kids machen. Um genau zu sein: „Experimentierfeld und Versuchsanstalt Schulgarten“. So hat er das Projekt genannt, mit dem sich die Grundschule Boxberg um finanzielle Unterstützung aus dem „Sächsischen Mitmach-Fonds“ bewarb. Die Kinder werden einen Barfußpfad gestalten und eine Wildblumenwiese anlegen. Zusammen mit Eltern und Lehrern soll ein Beet mit Energiepflanzen entstehen. An einer Balkenwaage mit variablem Drehpunkt könnte den Kindern die Hebelwirkung veranschaulicht und mit Flaschenzügen das Aufhängen von Meisenknödeln an den Bäumen erleichtert werden. Auch wird über Pumpsysteme zur Bewässerung nachgedacht. Außerdem sammeln die Kids fleißig farbige Flaschenverschlüsse, mit denen sie die bisherigen Schotterwege künstlerisch gestalten wollen. „So wird der Schulgarten zum Ort der Natur und Technik, für Kunst und Kultur“, begründet Daniel Kubik das Projekt. „Im Kleinen gestalten die Kinder eine Fläche, wie es im Großen die ganze Region mit dem Strukturwandel betrifft“, erklärt er.

Die Grundschule Boxberg hat sich noch mit einem zweiten Projekt beworben. Bei „Mit voller Kraft voraus“ geht es um Energie und Mobilität im Werkunterricht. Mit dem Geld sollen Modellkästen, Werkzeuge und Bauteile zur Konstruktion von Energiesystemen und Mobilitätslösungen angeschafft werden. „Solarpaneele wünschen wir uns“, sagt Daniel Kubik. Dann fügt er hinzu, dass für die Gemeinde Boxberg als Schulträger der Strukturwandel schon jetzt spürbar sei. Da bleibe wenig Spielraum für Neuanschaffungen.

Im „Sächsischen Mitmach-Fonds“ stehen 3,2 Millionen Euro für die Kohlereviere Lausitz und Mitteldeutschland zur Verfügung. „Die Menschen vor Ort sollen die Zukunft der Regionen selbst mitgestalten. Durch diesen Beteiligungsprozess soll 2020 eine identitätsstiftende Leitidee für die regionale Strukturentwicklung in den kommenden Jahrzehnten entstehen“, so das Anliegen. Mit der kurzfristigen Umsetzung von Objekten sollen die Beteiligten „Signale senden, was in der Region wichtig ist“.

Für den Ideenwettbewerb konnte man sich in vier Kategorien bewerben. Nach dem Aufruf im April wurden 1 520 Projekte eingereicht – große, mittlere und kleine. 613 Ideen wurden mit einem Preisgeld ausgezeichnet. Darunter die Grundschule Boxberg mit den zwei Vorhaben. In einer Serie stellt Tageblatt von heute an Projekte aus Weißwasser und dem Umland vor.

Anfang 2020 startet dann die zweite Runde. Es lohnt sich also, bis dahin weiter nach Ideen zu suchen, um „die sächsischen Braunkohleregionen attraktiver und lebenswerter zu machen“, wie es heißt.

www.mitmachfonds-sachsen.de