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Schulleiter erfahren vom geplanten Jugendhilfe-Spar-Modell aus der SZ

Das Landratsamt will die Schulen erst nächste Woche informieren. Für die Direktoren bedeutet die Kürzung den Wegfall der bisherigen Schulsozialarbeit.

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Von Manuela Reuß

Dass es Schulsozialarbeit in der jetzigen Form ab 2011 nicht mehr geben wird, davon hat Axel Thiele bisher offiziell noch nichts erfahren. „Ich weiß es aus der Zeitung und von meiner Schulsozialarbeiterin“, erzählt der Schulleiter der Mittelschule Pulsnitz.

Auch Klaus Krahl, Leiter der 2.Mittelschule Kamenz hat „weder vom Träger noch vom Landkreis“ bislang eine Information bekommen. Seine Schulsozialarbeiterin unterrichte ihn bei der gestrigen Gesamtlehrerkonferenz von dem geplanten Modell.

Dass die Träger die Neuigkeiten nicht kundtun hat seinen Grund. In der Infoveranstaltung am 29. Juni zu der das Landratsamt Bautzen allen, die präventive Jugendhilfe im Kreis leisten, vorstellte, wie die vorbeugende Jugendarbeit ab 2011 umgestaltet werden soll, kam auch die Frage auf, wer die Schulen darüber informiere.

Behörde informiert demnächst

Das mache das Landratsamt als Initiator der Veränderung rechtzeitig versprach Jugendamtsleiter Hans-Jürgen Klein. Doch bis jetzt hüllt sich die Behörde in Schweigen. „Das Schreiben an die Schulleiter/innen wird Anfang nächster Woche versendet. Dies sollte bewusst zum Schuljahresbeginn geschehen“, erklärte Gernot Schweitzer, Sprecher des Landratsamtes. Für die Pädagogen startet das neue Schuljahr allerdings schon vorab mit der Vorbereitungswoche.

Ab 2011 sollen die bislang neun Sozialräume auf vier reduziert werden. Die vier dort eingesetzten Teams, sollen sowohl mobile Jugendarbeit, Schulsozialarbeit als auch Familienbildung stemmen. Dafür sind insgesamt 20 Vollzeitkräfte geplant, die 64 Städte und Gemeinden betreuen. Schulsozialarbeit, bisher eines der Hauptfelder der Jugendhilfe, ist nach dem neuen Modell in der jetzigen Form nicht durchführbar, weil kaum Präsenzzeiten an Schulen drin sind.

Schulleiter Axel Thiele sieht darin einen enormen Verlust. „Zumal Schulsozialarbeit bei uns im Hause sehr erfolgreich war.“ Vor allem den Kindern wird Romy Wels fehlen. Die Mädchen und Jungen seien von sich aus mit Problemen zu ihr gegangen. Auch er selbst griff oft auf die Sozialarbeiterin zurück, wenn jemand ein Problem hatte.

Sozialarbeiter muss präsent sein

„Ich weiß nicht wie das neue Jugendhilfe-Modell genau aussehen soll“, so der Pulsnitzer Schulleiter. Doch die Idee, dass ein Sozialarbeiter für zig Schulen zuständig sein soll und bei Problemen angerufen wird, sei nicht praktikabel. Erstens dauere es zu lange, zweitens käme ein Fremder ins Haus, dem sich die Kinder nicht öffnen würden. Seit vier Jahren gibt es an der Pulsnitzer Schule Sozialarbeit. Leider sei Romy Wels nur zwei Tage pro Woche in der Schule. „Ich hatte schon mal mit Herrn Klein gesprochen, ob nicht vier Tage drin wären. Nun geht’s in die ganz andere Richtung“, ärgert sich Axel Thiele.

„Ein Schulsozialarbeiter muss so oft wie möglich vor Ort sein“, fordert auch Klaus Krahl. Probleme der Kinder lassen sich nicht aufschieben bis eine Sprechstunde sei. Seit 1999 gibt es an der 2. Mittelschule einen Sozialarbeiter. „Das ist absolut notwendig in Zeiten wo der Bedarf immer größer wird“, so Krahl. Eine neutrale Vertrauensperson, die nicht zum Lehrkörper gehöre, sei unerlässlich. Der Unmut über die Kürzung sei unter den Lehrern sehr groß. „Sicher auch unter Schülern, wenn sie es erfahren.“

Anke Becker ist vier Tage pro Woche an der 2. Mittelschule. Sie widme sich der Einzelfallarbeit, also wenn bei einem Schüler zu Hause etwas nicht stimmt oder er schulische Probleme hat. Ganz wichtig sei aber auch die präventive Arbeit die Schulsozialarbeiter leisten. Also nicht erst dann einzugreifen, wenn das vielzitierte Kind im Brunnen liegt. „Ich verstehe nicht, wie ein reiches Land, dass Geld für Abwrackprämien hat, Geld für so eine wichtige Sache sparen will.“