dpa
Crostwitz (dpa/sn) - Der Streit um die sorbische Mittelschule in Crostwitz eskaliert: Auf Anweisung des Regionalschulamtes sind die 17 Fünftklässler aus Crostwitz (Landkreis Kamenz) am Donnerstag aus der sorbischen Mittelschule ausgesperrt worden. Sie werden nunmehr in der nahe gelegenen Mehrzweckhalle "Jednota" (Einheit) unterrichtet, teilte Eltern-Sprecher Dirk Hentschel mit. Vertreter der Sorben und Sympathisanten des Schulprotestes reagierten empört auf die Zuspitzung der Situation.
Seit nunmehr drei Wochen protestieren Schüler und Eltern gegen die Nichtzulassung einer fünften Klasse an der Mittelschule in Crostwitz. Die Eltern weigern sich, ihre Kinder in eine Schule im nahe gelegenen Räckelwitz zu schicken. Sie werden stattdessen in Crostwitz von pensionierten Lehrern unterrichtet. Die Eltern wenden sich damit gegen die Entscheidung des Kultusministeriums, das für dieses Schuljahr wegen zu geringer Schülerzahlen in Crostwitz keine fünfte Klasse mehr zugelassen hatte. Die Sorben sehen ihre Rechte auf besonderen Schutz der Minderheit, der Förderung von Sprache und Kultur verletzt. Gerichte hatten die Entscheidung des Ministeriums dagegen mehrfach bestätigt.
Unterstützung erhielten Schüler und Eltern am Donnerstag vom Crostwitzer CDU-Bürgermeister Matthias Brützke (CDU). Er bot für den Unterricht einen Ausweichraum an, nachdem die Kinder am Morgen vor ihrem verschlossenen Klassenzimmer gestanden hatten. Der Vertreter des Regionalschulamtes Bautzen war von etwa 200 Sympathisanten des Schulprotestes ausgepfiffen worden.
Die PDS-Landtagsfraktion protestierte umgehend gegen die angeordnete Aussperrung der Kinder. Minister Rößler habe damit sein Wort gebrochen, eine einvernehmliche Lösung mit Eltern und der Sorben-Vertretung Domowina zu suchen. Fraktionschef Peter Porsch forderte Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) auf, den Kultusminister zum Einlenken zu bewegen.
Für diesen Freitag hat die Schulinitiative Crostwitz unter dem Thema "Sachsen braucht beste Schulen!" zu einem zweistündigen Schulstreik an allen sorbischen Schulen aufgerufen. "Wir brauchen kleine Schulen überall dort, wo die Beteiligten dafür Konzepte entwickelt haben", hieß es in dem Aufruf. Eine kleine Schule könne eine gute Schule sein. Die sinkenden Schülerzahlen sollten als Chance für mehr Qualität an den Bildungseinrichtungen genutzt werden.