Frances Scholz
Bautzen. Ein blauer Ganzkörperanzug mit integriertem Atemschutzgerät – das sieht auf den ersten Blick aus wie im Science-Fiction-Film. Doch dieser Anzug kann Leben retten. Zum Beispiel das Leben von Ärzten. Denn diese blauen Anzüge tragen viele Mediziner, die in Ebola-Gebieten den Erkrankten helfen. Das Unternehmen Respirex aus Großbritannien produziert diese Anzüge. Nun möchte der weltweit führende Hersteller dieser speziellen Schutzbekleidung auch in Deutschland präsenter werden. Und zwar von Bautzen aus. Im Gewerbepark an der Wilthener Straße eröffnet das Unternehmen jetzt eine Niederlassung mit Ausstellungsraum. Von hier aus leitet Andreas Heine die Zentrale von Respirex in Deutschland. Außerdem ist er auch für den Vertrieb in Österreich und der Schweiz verantwortlich. „Bautzen haben wir deshalb ausgewählt, weil es nicht in Ostdeutschland liegt, sondern in der Mitte Europas. Denn wir wollen auch die Märkte in Polen, der Tschechischen Republik, in Slowenien, Kroatien und in Russland erschließen“, erklärt Andreas Heine.
Der 54-Jährige wurde von Respirex angeworben, um den deutschen Markt voranzubringen. Er hat mehr als 30 Jahre Erfahrung im Bereich Arbeitsschutzbekleidung für den Chemiesektor. „Ich habe für einen amerikanischen Hersteller gearbeitet und hatte mit hoch toxischen und gefährlichen Stoffen wie TNT zu tun“, sagt er.
Begehrte Spezialanzüge
Diese Erfahrung hilft ihm auch in seiner neuen Firma. In Deutschland sind deren Spezialanzüge bereits gefragt. „Wir liefern an die Bundeswehr, die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk oder die Caritas“, nennt Andreas Heine einige Beispiele. 800 spezielle Schutzanzüge wurden jetzt erst für die Bundeswehr bestellt. Weitere sollen folgen. „Zum Beispiel gibt es ein Projekt aus Bayern. Dort wird Kleidung für Epidemien benötigt.“ Vor allem bei Menschenansammlungen wie in Flüchtlingscamps in Dresden, wo die Krätze ausgebrochen ist, könnten die Anzüge die Helfer schützen, erklärt Andreas Heine.
Aber nicht nur im Fall von Krankheiten wird die Spezialbekleidung benötigt. Es gibt auch Anzüge um sich vor radioaktiver Strahlung oder vor einer Vielzahl von Chemikalien zu schützen. „Wenn Atomkraftwerke zurückgebaut werden, kann man nicht einfach ohne Schutzbekleidung loslegen“, nennt der Niederlassungsleiter ein Beispiel. Auch in der Raumfahrt braucht man die schützende Kleidung. „Wir haben schon für die Air Force produziert. Denn wenn Treibstoff mit Sauerstoff in Berührung kommt, brennt er“, erklärt Heine.
Hergestellt wird die Kleidung in Großbritannien, Vietnam und Indien. „In letzteren beiden Ländern bleiben die Anzüge gleich auf dem asiatischen Markt.“ Produziert wird nur auf Bestellung. Ein Anzug je nach Modell kostet zwischen 80 und 3 000 Euro. „Alle Materialien, die wir verwenden, werden nur für uns hergestellt. Sie werden auf Herz und Nieren geprüft. So bald irgendwo eine Unebenheit im Material ist, wird alles wieder zurückgeschickt.“ Stimmt allerdings alles, werden die Anzüge von Robotern zurechtgeschnitten. „Die Vernähung und Versiegelung erfolgt dann aber in Handarbeit.“ Alle hergestellten Modelle werden außerdem zertifiziert.
Beständig gegen 300 Chemikalien
Zudem stellt das Unternehmen auch Schuhe her. Jeden Tag werden 500 Paar produziert. „Es gibt verschiedene Modelle. Welche die vor Chemikalien schützen. Sie sind gegen 300 verschiedene Stoffe beständig. Und wir produzieren auch nichtleitende Stiefel. So kann zum Beispiel auf Hochspannungsleitungen gearbeitet werden“, erklärt Andreas Heine. Die Bundeswehr bestelle ihre Stiefel immer in Schwarz, denn sie wollen nicht zu sehen sein.
Zum Unternehmen gehört aber auch noch eine andere Sparte. „Vor einem Jahr ist die Firma Mfc Survival dazu gekommen. Sie deckt alles ab, was mit der Rettung im Wasser zu tun hat“, sagt Andreas Heine. So gibt es spezielle aufblasbare Rettungsboote und Rettungsstege. Auch Zeltduschen zur Dekontaminierung produziert das Unternehmen. Diese sind ebenfalls aufblasbar und lassen sich in wenigen Minuten aufstellen. „Eine Besonderheit sind spezielle Hebekissen. Sie wurden von Mfc Survival erfunden. Die werden mit Luft gefüllt und bei der Bergung von Fahrzeugen und Flugzeugen zum Anheben verwendet.“
Direkt in Bautzen kaufen, kann man die Produkte von Respirex nicht. Die Niederlassung dient eher als Anschauungsraum und der Beratung. Dafür werden auch neue Mitarbeiter gebraucht. „Wie viele, können wir aber noch nicht genau abschätzen“, sagt Andreas Heine. Er wolle jetzt erst mal die neuen Räume an der Wilthener Straße komplett beziehen. Den blauen Schutzanzug jedenfalls hat er als Ausstellungsstück schon aufgestellt.